Karin Probst macht gern große Worte. Faulheit! Egoismus! Güte! So lauten die Tipps der Coach gegen Burnout. Der Hintergrund ist ernst: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts.
Daher stimmt Probst das Hohelied auf die Faulheit an - zumindest für einige wenige Minuten. "Probieren sie es aus: Stellen sie sich einen Wecker und machen alle zwei Stunden eine Atempause." Das meint die Beraterin ganz konkret: "Nichts anderes tun als Einatmen - Pause - Ausatmen - Pause", sagt sie. Das sei Anfangs unerwartet schwer. Die Gedanken beißen sich doch wieder am nächsten Meeting fest oder an irgendetwas, worüber man sich geärgert hat.
Wer diese Atempausen konsequent übt, kann sich mit der Zeit aber Kraft, Effizienz und Konzentration aneignen, verspricht Probst. Stichwort Effizienz: Die Coach zitiert Bill Gates, der gesagt haben soll, für schwierige Jobs suche er immer einen faulen Mitarbeiter - weil der einen möglichst einfachen Lösungsweg finden wird.
Das, was Probst Egoismus nennt, mögen andere unter dem neuen Stichwort von der Achtsamkeit subsummieren. Es geht der Coach einfach darum, im Einklang mit sich selbst zu handeln. Die eigenen Bedürfnisse beziehen sich aber nicht nur auf Essen, Trinken und Schlafen, sondern beispielsweise auch auf Harmonie und Respekt.
Stressbedingte Erschöpfung hänge oft damit zusammen, dass das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Anerkennung verletzt wird, sagt Probst. Gestresste Menschen kümmern sich demnach zu stark um die Bedürfnisse anderer und zu wenig um die eigenen. "Egoismus heißt in der Burnout-Prävention nicht, dass wir nur noch die eigenen Belange rücksichtslos durchsetzen, sondern in einem Akt der Selbstliebe täglich neu zu entscheiden, wo es besser ist, NEIN zu den Bedürfnissen der anderen zu sagen - und damit JA zu den eigenen", führt die Coach aus.
Mehr Verständnis für sich selbst
Unter Güte versteht Probst die Einstellung, "dass es jeder immer so gut macht, wie er es eben im Moment kann". Auch, wenn man sich im Nachhinein ein anderes Verhalten gewünscht hätte. Die Coach plädiert für mehr Verständnis sich selbst gegenüber. Dazu ein konkretes Beispiel: In einem schwierigen Gespräch hätte man sich vielleicht mehr Schlagfertigkeit von sich selbst gewünscht. Dazu Probst: "Erlauben wir uns ruhig, sprachlos zu sein - bei manchen Vorwürfen oder Unterstellungen ist es sicher besser, zu sagen: Jetzt bin ich erst einmal sprachlos, können wir uns morgen um zehn Uhr nochmals treffen?"
Probst will darauf hinaus, dass Stress-Erkrankungen vermeidbar sind, auch mit relativ einfachen Methoden. Ihr Appell: niemand soll sich noch mehr Stress machen, weil er täglich mindestens eine Stunde joggen oder meditieren "muss".