Über die bevorstehende Akquisition wurde schon seit Monaten spekuliert, erstmals berichtete das US-Business-Portal Re/code am 11. Februar darüber. Nun wurde die Übernahme offiziell bestätigt: 200 Millionen Dollar zahlt Lithium für das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen, das in diversen Finanzierungsrunden etwa 40 Millionen Dollar Venture-Kapital einsammeln konnte.
Lithium ist ebenfalls ein Startup, das von verschiedenen Kapitalgebern mit bislang 150 Millionen Dollar gefördert wird. Der Anbieter, der noch in diesem Jahr den Börsengang anstrebt, spezialisiert sich ebenso wie Klout auf das Geschäft rund um den Social-Media-Boom. Geht es etwa um die Auswertung von Meinungen, Stimmungen und Trends in sozialen Netzen wird das Analyse-Tool von Lithium oft in einem Atemzug mit den Konkurrenten Radian6 und Simplify360 genannt.
Doch Lithiums Angebot geht über die Analyse hinaus. Ein wichtiges Standbein ist das Softwareangebot zum Errichten und Verwalten von Communities als Instrument der Kundenbindung. Derartige meist unternehmensgebundene Communities werden oft von Konsumgüterherstellern auf den eigenen Web-Seiten installiert, etwa für den Support und Services sowie für die Betreuung von Kunden.
Klout Score bewertet Social-Media-Aktivitäten
Der nun übernommene Klout-Dienst wird sich vermutlich in die Analyse-Werkzeuge von Lithium einreihen. Klout ist ein Rating-Service, der den Einfluss von Social-Media-Aktivitäten bewerten soll. Das zentrale Instrument ist der "Klout Score", der in einer automatisierten und quantitativen Messung etwa von Freunden, Followern, Statusmeldungen und Beiträgen die Social-Media-Relevanz der Nutzer ermittelt. Das Geschäftsmodell von Klout sieht sogenannte "Klout Perks" als Auszeichnung für besonders aktive Netzwerker vor. Unternehmen können damit Kunden mit großem Einfluss auf die Social-Media-Community belohnen.
Kritik am intransparenten Klout Score
Die beste Zeit hat Klout jedoch hinter sich. "Ist Klout tatsächlich 200 Millionen Dollar wert", fragt etwa das amerikanische Online-Portal GigaOm. Der Stern des Dienste begann schon 2010 zu sinken, als der US-Technikexperte Adriaan Pelzer den Beitrag "Klout is broken" veröffentlichte. Darin beschrieb er ein Experiment, in dem er vier verschiedenen Twitter-Bots automatisiert in unterschiedlichen Frequenzen Tweets erzeugen ließ. Trotz unterschiedlicher Tweet-Anzahl erreichten alle Bots in etwa den gleichen Klout Score. In der Folge entbrannte eine Diskussion über die Intransparenz des Algorithmus hinter dem Rating-Dienst, der beispielsweise den Einfluss des US-Bloggers Robert Scoble höher bewertet, als den von US-Präsident Barack Obama.
Lithium betonte in einem Presse-Web-Cast das Reputation Management für Privatkunden, das Klout dem eigenen Angebot künftig hinzufügt. Rob Tarkoff, CEO von Lithium, kündigte für den kommenden Mai einige neue Produkte auf Basis von Klout an. Mit der Akquisition könne man das eigene auf den Kunden-Services ausgerichtete Portfolio um CRM-Komponenten erweitern. Aus Marketing-Sicht könne der Klout-Dienst den Kunden transparenter dahingehend machen, was ihn besonders interessiert.
Klout nimmt etwa zehn Millionen Dollar pro Jahr ein und erwartet in diesem oder kommendem Jahr den Breakeven.