Bitcoin Cash Fork

Kryptowährung - Wachablösung in Sicht?

Kommentar  25.08.2017
Von 
Mustafa Cavus ist IT-Architekt bei Sopra Steria Consulting. Der studierte Informatiker hat sich auf die Themen Big Data und Blockchain spezialisiert.
Anfang August 2017 haben einige professionelle Miner, Unternehmen und Aktivisten eine Aufspaltung der wohl berühmtesten Kryptowährung Bitcoin erzwungen. Das müssen Sie jetzt wissen.


Durch einen sogenannten Hard Fork wurde die Blockchain in die bisherige Bitcoin-Blockchain und die neu entstandene Kryptowährung Bitcoin Cash aufgespalten. Während sich die beiden virtuellen Währungen ihre Vergangenheit teilen, wird ihre Zukunft unterschiedlich sein. Statt Seite an Seite könnten sie künftig gegeneinander ums Überleben - und um den Support der Nutzer - kämpfen.

Die Bitcoin Fork: Das müssen Sie zur Spaltung der Kryptowährung wissen.
Die Bitcoin Fork: Das müssen Sie zur Spaltung der Kryptowährung wissen.
Foto: Adrian Today - shutterstock.com

Ein derartiger Hard Fork, also eine unumkehrbare Teilung der Blockchain, ist keinesfalls neu. Der Code von Bitcoin wurde schon weit mehr als einhundertmal gespalten und hat dabei eine Vielzahl an Alt-Währungen entstehen lassen. Auch die Kryptowährung Ether mit der hochgehandelten Ethereum-Blockchain wurde im letzten Jahr nach einem Hackerangriff und dem daraus resultierenden Diebstahl von vielen Ether in zwei Varianten aufgespalten, um die negativen Auswirkungen des Angriffs abzufangen. Das Besondere an dem aktuellen Fork ist jedoch nicht nur die eventuell große Unterstützung von Bitcoin Cash, sondern auch die bevorstehende Verdopplung sämtlichen Bitcoin-Guthabens.

Bitcoin-Spaltung: Gründe und Folgen

Größte Schwachstelle der bisherigen Blockchain ist deren Blockgröße. Ein Block ist ein Baustein der Blockchain, der alle oder die zuletzt getätigten Transaktionen abspeichert. Die vollständige Blockchain enthält demnach alle bisherig durchgeführten Bitcoin-Transaktionen. In Folge der steigenden Beliebtheit der virtuellen Währung ergab sich auch ein massiver Anstieg an Transaktionen, die in der Blockchain verzeichnet werden.

Ein Glied der Blockchain verfügt derzeit jedoch nur über ein Megabyte Speicherplatz, sodass es in der Praxis zu wenig praktikablen hohen Transaktionskosten und Verzögerungen kommt. Bei der aktuellen Transaktionsflut mussten die Nutzer zuletzt Stunden oder gar Tage auf die Erstellung eines neuen Blocks warten. Dies führte dazu, dass Unternehmen und Nutzer die Plattform verließen.

Größere Blöcke können diesem Problem Abhilfe schaffen. Genau hier setzt die kürzliche Hard Fork an, denn die neue Blockchain der Bitcoin Cash verfügt über acht Megabyte große Speicherblöcke. Selbst nach der für August 2017 angekündigten Aktualisierung des bisherigen Bitcoin-Codes auf zwei Megabyte Blöcke bietet die Bitcoin Cash-Blockchain das Vierfache an Speicherplatz und ist entsprechend schneller und günstiger.

Durch die Aufspaltung der Blockchain erhält zunächst jeder Nutzer die gleiche Anzahl an Bitcoin Cash, die er bisher auch in klassischen Bitcoin besitzt, hinzu. Dies gilt jedoch lediglich für die Nutzer, die auch die Kontrolle über private Schlüssel zu einer Wallet besitzen. Wer nur über ein Guthaben bei einer Bitcoin-Börse verfügt, hat möglicherweise keine Vorteile durch den Fork. Es ist dabei von der jeweiligen Börse abhängig, ob die neuen Bitcoin Cash als Währung unterstützt werden. Da die Positionen der einzelnen Anbieter dazu nicht unterschiedlicher sein könnten, sollten Bitcoin-Besitzer die Stellungnahmen ihrer Anbieter genau prüfen.

Bitcoin vs. Bitcoin Cash: Das sollten Investoren wissen

Der Bitcoin-Kurs zeigt sich nach der Aufspaltung der bisherigen Blockchain völlig unbeeindruckt und kratzt inzwischen an der 4000-US-Dollar-Marke. Bitcoin Cash ist derzeit (Stand 22.08.2017) mit einem Wert von rund 700 US-Dollar an den Börsen notiert. Wegen der stabilen Wertentwicklung der Bitcoin haben bereits im Vorfeld der Fork viele Nutzer angekündigt, der klassischen Kryptowährung die Treue halten zu wollen.

Zwar hat die Bitcoin Cash-Blockchain mit ihren größeren Speicherblöcken durchaus das Potenzial sich zu etablieren, jedoch ist ihre Zukunft dank der noch ungewissen Unterstützung des Netzwerkes im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain deutlich ungewisser. Aktuell wird die neue Kryptowährung nur von dem Mining Pool ViaBTC, der rund fünf Prozent des weltweiten Bitcoin-Aufkommens verwaltet, und einigen wenigen Börsen unterstützt. Und auch der Vorteil der besseren Speichermöglichkeit spielt nur auf Zeit. Denn je mehr Transaktionen auch hier getätigt werden, desto schneller sind wiederum auch die Kapazitäten der neuen Blockchain erschöpft.

Von Dahinsiechen oder einem Aussterben der altbewährten Bitcoin-Blockchain kann demnach erst mal keine Rede sein. Die entscheidende Frage ist vor allem, ob sich die neu entstandenen Bitcoin Cash durchsetzen und etablieren können. Von großen Investitionen in die neue Kryptowährung ist daher aufgrund der ungewissen Entwicklung momentan noch abzuraten. (fm)