Durch einen sogenannten Hard Fork wurde die Blockchain in die bisherige Bitcoin-Blockchain und die neu entstandene Kryptowährung Bitcoin Cash aufgespalten. Während sich die beiden virtuellen Währungen ihre Vergangenheit teilen, wird ihre Zukunft unterschiedlich sein. Statt Seite an Seite könnten sie künftig gegeneinander ums Überleben - und um den Support der Nutzer - kämpfen.
Ein derartiger Hard Fork, also eine unumkehrbare Teilung der Blockchain, ist keinesfalls neu. Der Code von Bitcoin wurde schon weit mehr als einhundertmal gespalten und hat dabei eine Vielzahl an Alt-Währungen entstehen lassen. Auch die Kryptowährung Ether mit der hochgehandelten Ethereum-Blockchain wurde im letzten Jahr nach einem Hackerangriff und dem daraus resultierenden Diebstahl von vielen Ether in zwei Varianten aufgespalten, um die negativen Auswirkungen des Angriffs abzufangen. Das Besondere an dem aktuellen Fork ist jedoch nicht nur die eventuell große Unterstützung von Bitcoin Cash, sondern auch die bevorstehende Verdopplung sämtlichen Bitcoin-Guthabens.
- Ethereum
Eine weitere Kryptowährung, die auf dem Blockchain-Prinzip basiert. Bietet eine Plattform für programmierbare Smart Contracts. Die "Ether" werden von Fans als legitime Nachfolger der Bitcoins angesehen (siehe auch obiges Bild). - Cryptlet
Von Microsoft für die Azure-Cloud entwickelter Service, mit dessen Hilfe Anwender externe Daten in eine Blockchain einpflegen können, ohne ihre Sicherheit und Integrität zu zerstören. Cryptlets können als indvidualisierte Middleware auch von Azure-Anwendern selbst entwickelt werden - in jeder beliebigen Programmiersprache - und sollen die Brücke von der Blockchain hin zu neuen Business-Services in der Cloud schlagen. - Kryptowährung
Digitales Geld, ohne Münzen und Scheine. Mithilfe von Kryptografie wird ein verteiltes, sicheres und dezentralisiertes Zahlungssystem aufgebaut. Benötigt keine Banken, sondern Rechenpower und technische Hilfsmittel wie die Blockchain. - Blockchain
Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die eine stetig wachsende Liste von Transaktionsdatensätzen vorhält. Die Datenbank wird chronologisch linear erweitert, vergleichbar einer Kette, der am unteren Ende ständig neue Elemente hinzugefügt werden (daher auch der Begriff "Blockchain" = "Blockkette"). Ist ein Block vollständig, wird der nächste erzeugt. Jeder Block enthält eine Prüfsumme des vorhergehenden Blocks. <br /><br /> Entwickelt wurde das technische Modell der Blockchain im Rahmen der Kryptowährung Bitcoin - als webbasiertes, dezentralisiertes, öffentliches Buchhaltungssystem aller Bitcoin-Transaktionen, die jemals getätigt wurden. - Bitcoin Core
Die Open-Source-Software validiert die gesamte Blockchain und wurde Anfang 2009 von einem gewissen <a href="http://www.computerwoche.de/a/neue-hinweise-auf-moeglichen-urheber-von-digitalwaehrung-bitcoin,3220391" target="_blank">"Satoshi Nakamoto"</a> unter dem Namen "Bitcoin" veröffentlicht. Bitcoin Core war in C++ zuächst vor allem für Windows-Systeme programmiert worden. Wenig später folgte die Portierung auf GNU/Linux. Weil die Entwickler sich zerstritten, existieren mittlerweile einige Derivate der Bitcoin-Software, unter anderem Bitcoin XT, Bitcoin Unlimited oder Bitcoin Classic. - BigchainDB
Die "skalierbale Blockchain-Datenbank" kann bis zu einer Millionen Schreibvorgänge pro Sekunde verwalten, Petabytes an Daten speichern und wartet trotzdem mit einer Latenzzeit von unter einer Sekunde auf - das alles dezentralisiert verwaltet und bei höchster Datenintegrität. Technische Grundlage ist die Blockchain-Technologie. - Distributed Ledger
Finanz-Fachbegriff für "verteilte Kontoführung". Bitcoin ist ein komplett neuer technischer Ansatz, um Informationen über bestimmte Zuordnungen zu verteilen. Es gibt hier kein klassisches Konto mehr, das zentral bei einer Bank geführt wird, sondern die "Kontoführung" basiert auf einem Netzwerk von kommunizierenden Systemen. - Smart Contract
Ein Computerprotokoll, das Verträge abbilden oder überprüfen oder die Verhandlung eines Vertrags technisch unterstützten kann. Könnte künftig den schriftlichen Vertragsabschluss ersetzen. - R3CEV
Das Startup R3 CEV baut die blockchainbasierte "Global Fabric for Finance". Mit rund 50 Finanzpartnern soll die größte Blockchain der Welt entwickelt werden - ein erster Testlauf mit elf Großbanken, darunter Barclays, Credit Suisse, HSBC, UBS und UniCredit wurde bereits erfolgreich absolviert. R3CEV ist eine strategische Partnerschaft mit Microsoft eingegangen, um Blockchain-Infrastruktur und -Technologie in der Azure Cloud entwickeln zu können. - Ripple
Ein Open-Source-Protokoll für ein Zahlungsnetzwerk - derzeit noch in der Entwicklung. P2P-Zahlverfahren und Devisenmarkt in einem, basiert auf der Kryptowährung "XRP". Ripple-Nutzer sind jedoch nicht auf diese eine Währung festgelegt, sondern können jede beliebige Währung verwenden - also beispielsweise auch Euro, Dollar oder Yen.
Bitcoin-Spaltung: Gründe und Folgen
Größte Schwachstelle der bisherigen Blockchain ist deren Blockgröße. Ein Block ist ein Baustein der Blockchain, der alle oder die zuletzt getätigten Transaktionen abspeichert. Die vollständige Blockchain enthält demnach alle bisherig durchgeführten Bitcoin-Transaktionen. In Folge der steigenden Beliebtheit der virtuellen Währung ergab sich auch ein massiver Anstieg an Transaktionen, die in der Blockchain verzeichnet werden.
Ein Glied der Blockchain verfügt derzeit jedoch nur über ein Megabyte Speicherplatz, sodass es in der Praxis zu wenig praktikablen hohen Transaktionskosten und Verzögerungen kommt. Bei der aktuellen Transaktionsflut mussten die Nutzer zuletzt Stunden oder gar Tage auf die Erstellung eines neuen Blocks warten. Dies führte dazu, dass Unternehmen und Nutzer die Plattform verließen.
Größere Blöcke können diesem Problem Abhilfe schaffen. Genau hier setzt die kürzliche Hard Fork an, denn die neue Blockchain der Bitcoin Cash verfügt über acht Megabyte große Speicherblöcke. Selbst nach der für August 2017 angekündigten Aktualisierung des bisherigen Bitcoin-Codes auf zwei Megabyte Blöcke bietet die Bitcoin Cash-Blockchain das Vierfache an Speicherplatz und ist entsprechend schneller und günstiger.
Durch die Aufspaltung der Blockchain erhält zunächst jeder Nutzer die gleiche Anzahl an Bitcoin Cash, die er bisher auch in klassischen Bitcoin besitzt, hinzu. Dies gilt jedoch lediglich für die Nutzer, die auch die Kontrolle über private Schlüssel zu einer Wallet besitzen. Wer nur über ein Guthaben bei einer Bitcoin-Börse verfügt, hat möglicherweise keine Vorteile durch den Fork. Es ist dabei von der jeweiligen Börse abhängig, ob die neuen Bitcoin Cash als Währung unterstützt werden. Da die Positionen der einzelnen Anbieter dazu nicht unterschiedlicher sein könnten, sollten Bitcoin-Besitzer die Stellungnahmen ihrer Anbieter genau prüfen.
- Blockchain
Blockchain wird in den kommenden Jahren zur Schlüsseltechnologie in der IT werden. - (1) Transaktion
Die Transaktion ist die elementare Grundeinheit der Blockchain. Zwei Parteien tauschen Informationen miteinander aus. Dies kann der Transfer von Geld oder Vermögenswerten, der Abschluss eines Vertrags, eine Krankenakte oder eine Urkunde sein, die digital gespeichert wurde. Transaktionen funktionieren im Prinzip wie das Versenden von E-Mails. - (2) Verifizierung
Die Verifizierung prüft, ob eine Partei die entsprechenden Rechte für die Transaktion hat. Die Prüfung erfolgt augenblicklich oder es wird in eine Warteschlange geschrieben, die die Prüfung später durchführt. An dieser Stelle werden Knoten, also Computer oder Server im Netzwerk, eingebunden und die Transaktion verifiziert. - (3) Struktur
Die Transaktionen werden zu Blöcken zusammengefasst, wobei diese mit einer Hash-Funktion als Bit-Nummer verschlüsselt werden. Die Blöcke können durch die Zuweisung des Hash-Wertes eindeutig identifiziert werden. Ein Block enthält einen Header, eine Referenz auf den vorhergehenden Block und eine Gruppe von Transaktionen. Die Abfolge der verlinkten Hashes erzeugt eine sichere und unabhängige Kette. - (4) Validierung
Bevor die Blöcke erzeugt werden, müssen die Informationen validiert werden. Das am meisten verbreitete Konzept für die Validierung von Open-Source-Blockchains ist das „Proof of Work“-Prinzip. Dieses Verfahren stellt in der Regel die Lösung einer schweren mathematischen Aufgabe durch den Nutzer beziehungsweise dessen Computer dar. - (5) Blockchain Mining
Der Begriff Mining stammt aus der Bergbau und meint das „Schürfen“. Bei diesem Vorgang wird der Block erzeugt und gehasht. Um zum Zug zu kommen, müssen die Miner ein mathematisches Rätsel lösen. Wer als Erstes die Lösung hat, wird als Miner akzeptiert. Der Miner erhält für seine Arbeit ein Honorar in Form von Kryptowährung (Bitcoin). - (6) Die Kette
Nachdem die Blöcke validiert wurden und der Miner seine Arbeit verrichtet hat, werden die Kopien der Blöcke im Netzwerk an die Knoten verteilt. Jeder Knoten fügt den Block an der Kette in unveränderlicher und unmanipulierbarer Weise an. - (7) Verteidigung
Wenn ein unehrlicher Miner versucht, einen Block in der Kette zu ändern, so werden auch die Hash-Werte des Blockes und der nachfolgenden Blöcke geändert. Die anderen Knoten werden diese Manipulation erkennen und den Block von der Hauptkette ausschließen.
Bitcoin vs. Bitcoin Cash: Das sollten Investoren wissen
Der Bitcoin-Kurs zeigt sich nach der Aufspaltung der bisherigen Blockchain völlig unbeeindruckt und kratzt inzwischen an der 4000-US-Dollar-Marke. Bitcoin Cash ist derzeit (Stand 22.08.2017) mit einem Wert von rund 700 US-Dollar an den Börsen notiert. Wegen der stabilen Wertentwicklung der Bitcoin haben bereits im Vorfeld der Fork viele Nutzer angekündigt, der klassischen Kryptowährung die Treue halten zu wollen.
Zwar hat die Bitcoin Cash-Blockchain mit ihren größeren Speicherblöcken durchaus das Potenzial sich zu etablieren, jedoch ist ihre Zukunft dank der noch ungewissen Unterstützung des Netzwerkes im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain deutlich ungewisser. Aktuell wird die neue Kryptowährung nur von dem Mining Pool ViaBTC, der rund fünf Prozent des weltweiten Bitcoin-Aufkommens verwaltet, und einigen wenigen Börsen unterstützt. Und auch der Vorteil der besseren Speichermöglichkeit spielt nur auf Zeit. Denn je mehr Transaktionen auch hier getätigt werden, desto schneller sind wiederum auch die Kapazitäten der neuen Blockchain erschöpft.
Von Dahinsiechen oder einem Aussterben der altbewährten Bitcoin-Blockchain kann demnach erst mal keine Rede sein. Die entscheidende Frage ist vor allem, ob sich die neu entstandenen Bitcoin Cash durchsetzen und etablieren können. Von großen Investitionen in die neue Kryptowährung ist daher aufgrund der ungewissen Entwicklung momentan noch abzuraten. (fm)