Kaufberatung B2B-Projektoren

Kriterien für Business-Beamer Teil 1: Die Technik

19.10.2015
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Spielt im Heimkino der Kontrast die größte Rolle, ist bei Business-Projektoren die Helligkeit das oberste Auswahlkriterium. LED-Minis sind mit meist unter 1.000 ANSI-Lumen noch zu wenig lichtstark, dafür aber ultraportabel. Beamer für Public Viewing im Freien bringen es auf bis zu 40.000 ANSI-Lumen. Doch es gibt noch andere Technikkriterien.

Wie 2009 der Ausstieg des einstigen deutschen Marktführers Toshiba zeigte, oder 2013 der Exit von Mitsubishi als Anbieter hochwertiger Business-Geräte, scheint sich das Projektorengeschäft für viele Hersteller nicht mehr zu lohnen. Denn Flachbildfernseher und Public oder Large Format Displays für den Empfangsbereich, für die Lobby, Flughäfen und Bahnhöfe werden immer größer und bezahlbarer. Beamer werden in diesen Einsatzszenarien folglich mehr und mehr zurückgedrängt. Aber wo es eben auf Größe ankommt, im Konferenzsaal zum Beispiel, sind sie immer noch unschlagbar, vor allem in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis.

Auf Geschäftsreisen beim Besuch von Kunden machen sich ultraportable Geräte mit herkömmlicher Halogen- oder UHP-Lampentechnik bezahlt. Wo die Lichtverhältnisse nicht bekannt sind oder die Räume sich nur wenig abdunkeln lassen, sollte die Leuchtkraft schon mindestens bei 2.500 ANSI-Lumen liegen. LED-Minis oder Pico-Beamer kamen anfangs nur auf zwei- oder niedrige dreistellige Lumen-Werte, haben aber auch dank neuer Player wie LG und Samsung aus Südkorea oder Optoma und Aiptek aus Taiwan deutlich aufgeholt. Nicht zu vergessen Vivitek, ebenfalls von der Insel vor China, als erster Anbieter eines ausgewachsenen HD-Heimkinoprojektors mit LED als Lichtquelle.

Dennoch sind LED-Beamer im Business bis dato nur bedingt einsetzbar. LG teilt den Projektorenmarkt für sich übrigens in B2C mit LED und B2B mit Laser als Lichtquelle auf, sagt DACH-Produktgruppenleiter Nils Fleischhauer. Er fügt aber hinzu, dass man hier keine "trennscharfe Aussage treffen" kann, sondern immer der Einzelfall entscheidet.

Seit Mitsubishi Anfang des Jahrtausends einen entsprechenden Prototyp präsentiert hat, geht die Hoffnung eher in Richtung Laser - auch bei LCD-Projektoren. Sony hat Mitte 2013 mit dem VPL-FHZ55 den wohl ersten 3LCD-Projektor mit Laser-Lichtquelle vorgestellt und damit nicht nur die Farblichtleistung erhöht, sondern wichtiger noch die Lampenlebensdauer, von wenigen tausend auf bis zu 20.000 Stunden. Die Angaben für LEDs reichen bis zu 100.000 Stunden. Ein Jahr zuvor hat Acer mit dem K750 einen auf DLP-Technik basierenden Full-HD-fähigen LED-Laser-Hybrid-Beamer mit 1.500 ANSI-Lumen präsentiert. Und damit wären wir bereits beim ewigen Widerstreit zwischen den beiden führenden Technologien LCD und DLP.

DLP versus (3)LCD

Der 3LCD-Projektor Epson PowerLight Pro z11000WNL
Der 3LCD-Projektor Epson PowerLight Pro z11000WNL
Foto: Epson

LCD oder 3LCD und DLP halten sich mit jeweils etwa 48 Prozent Marktanteilen ungefähr die Waage. Beide haben grundsätzlich ihre Vor- und Nachteile, wobei letztere im Laufe der Zeit aber mehr oder weniger abgelegt. Daher sei hier nur ein kurzer Ausflug in die Technikwelt erlaubt.

Während sich die Crème de la crème der Hersteller lange Zeit um das japanisch dominierte LCD-Lager mit Epson als Technologieführer scharte (Sony baut die kleinen Panels nur für sich), ist im Laufe der Zeit die DLP-Front rund um Texas Instruments (TI) immer mehr erstarkt. Und damit ging die Marktführung in vielen Ländern an taiwanische Unternehmen wie Acer, BenQ und Coretronic mit Optoma als Aushängeschild, weil sie mit DLP scheinbar rechtzeitig aufs richtige Pferd gesetzt haben.

Das sehen die 3LCD-Anhänger mit dem Weltmarktführer Epson als Zugpferd selbstredend anders. Und natürlich lassen bis heute beide Lager auch nichts unversucht, die jeweils andere Technik schlecht zu machen, wobei sie mitunter tief in die Mottenkiste greifen. Doch wie gesagt, sind beide Technologien mittlerweile ihren Kinderschuhen entwachsen und stark verbessert worden.

DLP-Beamer mit einem DMD-Chip (Mikrospiegel) und 3-Segment-Farbrad haben früher oft ein individuell unterschiedlich stark wahrnehmbares Flimmern beziehungsweise einen Regenbogeneffekt erzeugt und hatten auch Probleme mit der Farbdarstellung. Das ging soweit, dass große Unternehmen sehr zur Freude der DLP-Gegner ihre Farben nicht mehr wiedererkannt haben und Toshiba zum Beispiel vor Jahren nach dem groß angekündigten Ausstieg wieder zu LCD zurückrudern musste. Durch zusätzliche Farbsegmente auf dem sich schnell drehenden Farbrad oder durch die 3-DMD-Chip-Technik, die gar kein Farbrad benötigt, ist die Farbtreue deutlich verbessert worden. Dessen ungeachtet haben 1-Chip-DLP-Beamer mitunter Bestnoten bei der Farbdarstellung erzielt.

Die transmissiv arbeitende 3LCD-Technik stand lange in der Kritik, dass die Geräte zu wenig lichtstark waren, das blaue Panel und somit die Farben insgesamt zu schnell verblassten, der Schwarzwert wegen des anhaltenden Restlichts eher dürftig war, die Lampenlebensdauer ebenfalls und das Bild insgesamt zu pixelig. Aber gerade für den Heimkinobereich haben Epson und Sony hier deutlich nachgelegt, so dass LCD-Beamer den DLP-Vettern in punkto Auflösung und Schwarzwert heute durchaus das Wasser reichen können. Epson verweist stolz auf die höchste Farbhelligkeit am Markt. In Kombination mit Laser als Lichtquelle erreichen LCD-Projektoren wie gesagt auch insgesamt sehr hohe Lichtwerte.

Die LCoS-Technologie erlaubt eine sehr kleine Bauweise.
Die LCoS-Technologie erlaubt eine sehr kleine Bauweise.
Foto: Canon

Um das Technologie-Thema abzuschließen, sei noch auf LCoS (Liquid Crystal on Silicon) verwiesen, die eine sehr kleine Bauweise erlaubt und daher von Aiptek unter anderem auch bei Pico-Projektoren mit LED-Lichtquelle eingesetzt werden. Von JVC in Abwandlung D-Ila, von Sony SXRD genannt, verbinden die reflektierenden statt transmissiven LCD-Panels die Vorzüge der beiden führenden Technologien und gilt LCoS daher als überlegen, aber auch als relativ teuer, was wohl auch den geringen Marktanteil erklärt. Dabei gehörten LCoS-Projektoren zu den ersten mit 4K- oder vierfacher HD-Auflösung, ein Trend, der nicht nur im Heimkino begeistert, sondern auch Business-Anwendungen findet.

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Kaufberatung B2B-Beamer

Für die Auswahl des geeigneten Business-Beamers spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle. Die einzelnen Aspekte im Detail behandelt finden Sie in den vier Teilen unserer Kaufberatung:

> Kriterien für Business-Beamer Teil 1: Die Technik
> Kriterien für Business-Beamer Teil 2: B2B-Attribute aus Herstellersicht
> Kriterien für Business-Beamer Teil 3: Bildüberlagung und 3D-Projektion
> Kriterien für Business-Beamer Teil 4: Die Auflösung

Fazit: Probieren geht über Studieren

Es finden sich viele Business-Anwendungen für Beamer und jeweils passend auch die richtigen Geräte. LED-Zwerge (Pico-Projektoren) sind zwar noch nicht lichtstark genug. Dieses Manko machen sie aber dadurch wett, dass sie mitunter nur an ein Smartphone angedockt zu werden brauchen.

Bei großen Veranstaltungen wie Aktionärsversammlungen werden zwar teils schon LCD- oder LED-Bildwände eingesetzt, aber ein nahtloses und möglichst pixelfreies Großbild ist nur über entsprechende Installations- oder Large-Venue-Projektoren zu erzielen. Edge-Blending oder Stacking ist eine interessante Alternative, wenn es um 3D- und 4K- oder gar 8K-Anwendungen geht.

Während man mittlerweile alles im Internet kaufen kann, sollte man sich bei der Wahl eines Business-Projektors wohl doch besser auf die Spezialisten aus dem AV- oder IT-Fachhandel und die "Puddingprobe" verlassen, zu deutsch "Probieren geht über Studieren". (mb)