Nach den Corona-Ausnahmejahren 2021 und 2022 tendieren wichtige IT-Parameter wieder Richtung "normal". So auch der Beitrag der IT zum Unternehmenserfolg. Auf einer Skala von 1 bis 6 (hoher Beitrag) mittelt die Studie die rund 320 Antworten bei 4,6 - leicht schlechter als in den Vorjahren. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie IT-Agenda, die VOICE - Bundesverband der IT-Anwender zusammen mit dem Benchmark- und Sourcing-Spezialisten Metrics im November 2023 durchgeführt hat.
Allerdings ist der Trend für Studienleiter René Funke von Metrics auch nicht verwunderlich: "Der Corona-Bonus ist aufgebraucht, Rezession und Kostenanstieg drücken die Stimmung, und was der neue Hoffnungsträger Generative KI tatsächlich bringt, ist noch ungewiss". Nach einigen guten Jahren heißt es aus Funkes Sicht deshalb inzwischen wieder: "Do more with less."
Wachstum bei IT-Budgets schwächt sich ab
Die IT-Budgets - gemessen in Prozent vom Gesamtumsatz - sind 2023 kleiner geworden. Der Mittelwert lag mit gut 3,6 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 4,2 Prozent. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Während zum Beispiel in der Finanzwirtschaft und Elektrotechnik der Anteil des IT-Budgets am Umsatz deutlich über dem Durchschnittswert liegt, rangieren Baugewerbe oder der Maschinen- und Anlagenbau deutlich darunter.
In absoluten Zahlen legen die IT-Budgets auch 2024 nach Meinung der Befragten weiter zu, jedoch wird sich das Wachstum gegenüber den Vorjahren abschwächen. Im Durchschnitt wird ein Anstieg von 4,3 Prozent erwartet. Von 2022 auf 2023 wuchsen die IT-Budgets noch um 4,8 Prozent.
CIOs müssen klare und harte Prioritäten setzen
"Angesichts der vielen strategischen Vorhaben und dem erwarteten Kostendruck der Befragten wird es wohl auf einen Spagat für das IT-Management hinauslaufen", erläutert Robin Kaufmann, der die Studie auf VOICE-Seite begleitet hat. "CIOs sind gezwungen, im Spannungsfeld von Angebot und Nachfrage klare - harte - Prioritäten zu setzen. Dies wird ihre Stellung in der Gesamtorganisation nicht bequemer machen."
Deutlich zulegen werden die Ausgaben für IT-Security, wenn auch weniger als in den Vorjahren. Die Sicherheitsbudgets sollen 2024 laut der Umfrage um knapp 14 Prozent wachsen. "Security bleibt ein beherrschendes Thema. Die Unternehmen tragen den weiter ansteigenden Bedrohungen Rechnung", so Kaufmann.
Hohe Preissteigerungen bei Software
Folgerichtig bleibt der Bereich IT-Security auch auf Platz 1 der fünf wichtigsten strategischen IT-Themen 2024. Darüber hinaus setzen die Befragten 2024 folgende Topics ganz oben auf ihre IT-Agenda: Digitalisierung, Governance und Compliance, Rekrutierung von IT-Skills und schließlich IT-Kostensenkung. Unter diesen Top 5 taucht im Vergleich zum Vorjahr kein neues Thema auf. Jedoch gewinnen Digitalisierung und Governance an Bedeutung. Angesichts steigender Kosten und Rezessionstendenzen wird das Thema Rekrutierung von IT-Skills dagegen als weniger wichtig wahrgenommen.
Noch nicht unter den Top 5, aber auf Platz 6 nahe dran, ist wenig verwunderlich das Newcomer-Thema KI. Neu im Ranking platzieren sich außerdem IT-Nachhaltigkeit und Software-Ausgaben auf Anhieb weit oben auf der Liste. Das ist leicht erklärbar. Unter den für 2024 erwarteten Kostensteigerungen bilden Applikationen mit plus 8,15 Prozent laut IT-Agenda den größten Faktor. Ebenfalls deutlich steigen werden die Kosten für Berater. Die Aufwände für Infrastruktur, Netzwerke, Workplace, Gehälter für IT-Mitarbeitende und Freelancer werden dagegen moderater zulegen - erwartet werden an dieser Stelle fünf bis sechs Prozent.
Erst ein Viertel auf SAP S/4HANA umgestiegen
Neben Budget und Kosten fragte die IT-Agenda die Teilnehmenden auch nach SAP S/4HANA. Demnach sind bisher 25,7 Prozent der Befragten umgestiegen. Das heißt: Trotz des angekündigten Support- und Wartungsendes 2027 für ECC haben erst relativ wenige Kunden die Umstellung zu S/4HANA vollständig abgeschlossen.
Wer die Migration hinter sich hat, ist zumeist zufrieden. 71,4 Prozent derjenigen, die bereits umgestellt haben, erklärten ihre damit verbundenen Ziele erreicht zu haben. Die Experten von Metrics warnen angesichts des langsam verlaufenden Umstiegs allerdings vor einem drohenden Mangel an Experten in der heißen Phase.
Bei der Wahl des Betreibermodells sprechen sich die Befragten mehrheitlich für ein On-Premises-Modell aus, gefolgt von SAP Hana Enterprise Cloud, Microsoft Azure und AWS. "Dass so viele Befragten bei S/4 für ein Private Cloud Model On-Premises votieren, verdeutlicht, dass sie noch viele Hürden sehen, in die Public Cloud zu migrieren. Das kann mit technischen Fragen zu tun haben, aber auch mit der Produkt- und Lizenzpolitik der SAP", erklärt Funke von Metrics.
Grundsätzlich zufrieden mit Managed Services
Neu aufgenommen in die IT-Agenda wurde die Frage nach der Kundenzufriedenheit mit Managed Services. Auf einer Skala von 1 bis 4 (sehr zufrieden) beläuft sich die Zufriedenheit mit IT Security als Managed Service mit einem Mittelwert von 3,0 im oberen positiven Bereich. Mit Software-Entwicklung dagegen sind die Befragten dagegen weniger zufrieden und geben diesem Service, gleichgültig ob intern oder extern erbracht, einen Mittelwert von 2,6.
"Generell lagen die internen und externen Managed-Service-Dienstleister auf Augenhöhe, wobei die Zufriedenheitswerte bei externen Managed-Service-Dienstleistern tendenziell etwas höher ausfallen", erklärt Studienleiter Funke. Am deutlichsten zeige sich dieses Phänomen im Cloud-Management und End User Computing.
Die IT-Agenda 2024 basiert auf einer Online-Befragung europäischer Entscheider in Business und IT mit insgesamt 319 Teilnahmenden, darunter CIOs und IT-Vorstände, Einkäuferinnen und Einkäufer sowie Leiterinnen und Leiter von IT-Organisationen, Fachbereichen oder Projekten. Den vollständigen Studienbericht erhalten Sie hier. (ba)