Digital Leader Award 2018

Koncept Hotels schafft schon heute das digitale Hotel von Morgen

25.06.2018
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Das Startup Koncept Hotels hat das ehemalige Gästehaus eines katholischen Schwesternordens in der Innenstadt von Köln in das digitalste Hotel Deutschlands verwandelt.

Das digitale Mikrohotel verfügt über 20 Zimmer mit hochwertiger Ausstattung – aber über keinerlei Angestellte, die dauerhaft vor Ort sind. Und auch keinen Rezeptionstresen (dazu später mehr). Lediglich eine Mitarbeiterin ist mit der Steuerung der technischen Systeme betraut, die dafür sorgen sollen, dass die Hospitality auch ohne menschliche Betreuung nicht auf der Strecke bleibt. Kann das funktionieren? Immerhin gibt es bislang keinerlei vergleichbare Angebote auf dem Markt. Das wollte auch Martin Stockburger, Mitbegründer von Koncept Hotels, wissen – und hat es ausprobiert.

Koncept Hotels differenziert sich durch ein so simples wie asketisches Konzept: Das Startup will konsequent auf alle Dinge verzichten, die für konventionelle Hotelbetreiber selbstverständlich sind, und stattdessen ausschließlich das bieten, was die Zielgruppe wünscht. Oder anders ausgedrückt: die Hotellerie neu erfinden.

Die Problemstellungen der Branche sollen mit digitalen Konzepten gelöst werden: Um den Bedarf an Mitarbeitern für monotone Arbeiten zu senken, werden Letztere automatisiert beziehungsweise digital abgebildet. Den Trend zu stark personalisierten Erlebnisangeboten, wie sie Plattformen wie Airbnb oder auch kleine Boutique-Hotels bieten, möchten die Gründer aufgreifen und auf kleine, volldigitalisierte Objekte setzen.

Aus einem ehemaligen Schwesternorden in der Innenstadt Kölns wurde das digitalste Hotel Deutschlands. Der Betreiber Koncept Hotels verfolgt das ambitionierte Ziel, die Hotellerie neu zu erfinden.
Aus einem ehemaligen Schwesternorden in der Innenstadt Kölns wurde das digitalste Hotel Deutschlands. Der Betreiber Koncept Hotels verfolgt das ambitionierte Ziel, die Hotellerie neu zu erfinden.
Foto: Koncept Hotels

Die so entstehenden Mikrohotels ließen sich durch eine vollständige Digitalisierung rentabel betreiben, so das Kalkül der Betreiber – wodurch sich auch das Problem mit den nicht vorhandenen bezahlbaren Immobilien in attraktiver Lage lösen würde. Konkret bedeutete das für das "Koncept Hotel zum Kostbaren Blut", das sich in unmittelbarer Nähe zum historischen Rathaus von Köln befindet: Alle Abläufe, mit denen Gäste in "normalen" Hotels konfrontiert werden, mussten digital nachgebaut werden.

Die Frontend- wie auch die Backend-Prozesse wurden entsprechend vollständig digitalisiert – vom Check-in über die Voranreisekommunikation und Rechnungsstellung bis hin zur Reparaturauftragsstatus-Abfrage. In diesem Hotel wird nun ausschließlich per App, E-Mail und Messenger kommuniziert.

Zwei Backups: Eine Störung im Netz der Telekom an einem Freitag legte das Hotel für drei Tage lahm, der Zutritt zu den Zimmern war über den gesamten Zeitraum nicht möglich. Die Konsequenz war der Aufbau eines Backup-Netzwerks. Darüber hinaus besteht für Notfälle auch noch ein analoges Backup in Form von mechanischen Schlüsseln.

Die Erstellung des zugrunde liegenden technologischen Gesamtkonzepts war dabei alles andere als ein triviales Unterfangen. Sämtliche für die Branche zur Verfügung stehenden Möglichkeiten mussten zunächst analysiert und in der Folge miteinander verknüpft und harmonisiert werden. Zu diesem Zweck kooperierte Koncept Hotels mit dem Fraunhofer-Projektteam "Future Hotel Lab": Auf der Grundlage von Marktbeobachtungen und Best Practices aus dem Konkurrenzumfeld definierte man zunächst die Einzelkomponenten, um diese dann zu aggregieren.

Da es bislang kein vergleichbares Geschäftsmodell auf dem Markt gibt, wurden auch Anregungen und Impulse über das Hotel- Tech-Forum Skift.com einbezogen. Probleme gab es zunächst aber an ganz anderer Stelle: Nämlich, als es um die Genehmigung des Konzepts durch die Behörden ging. Erst eine ausführliche Betriebsbeschreibung aller digitalen Prozesse im Hotel konnte die zuständigen Beamten davon überzeugen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Ab Mitte März 2017 – zirka ein Jahr nach dem Startschuss des Projekts – musste sich Deutschlands digitalstes Hotel der entscheidenden Herausforderung stellen: den Kunden. Schließlich dürfte ein computergesteuertes Reisedomizil nicht jedem auf Anhieb geheuer sein. Im Rahmen eines "soft openings" wurde das Objekt in Betrieb genommen. Dabei wurde die Anzahl der buchbaren Zimmer schrittweise gesteigert, um eventuell auftretende Probleme abfangen zu können.

Ab September 2017 konnte das Hotel regelmäßig Vollbelegung vermelden – die Auslastung liegt inzwischen bei 80 Prozent. Für das leibliche Wohl der Gäste ist dabei übrigens jederzeit gesorgt: Entweder sie besuchen den Gastro-Betrieb im Erdgeschoss des Hotels, oder sie bestellen aus dessen Menükarte per App – wie bei einem Inhouse-Lieferdienst.

Digitalisierte Abläufe im "Koncept Hotel zum Kostbaren Blut"

  • Voranreise-Kommunikation

  • Zimmerbuchung/-zuteilung/-zutritt

  • Aufforderung zum Download der Smartphone-App

  • Meldeverfahren, Bezahlung und Rechnungsstellung

  • Kommunikation mit dem Hotelpersonal

Bei den Gästen kommt das volldigitalisierte Hotelkonzept gut an, wie auch die Bewertungen auf einschlägigen Portalen beweisen. Daran konnte auch ein technischer Ausfall mittelschweren Ausmaßes nichts ändern (siehe Kasten). Und was bleibt unter dem Strich? Im Vergleich zu konventionellen Hotels erzielt das Startup nach eigenen Angaben Betriebsergebnisse, die zirka zehn Prozent über dem Branchenschnitt liegen.

Davon sollen auch die Mitarbeiter profitieren: Wie die Gründer betonen, verdienen sowohl Reinigungskräfte als auch Vertriebler bei Koncept Hotels "deutlich über Branchenschnitt". Auch in diesem Punkt schlägt das Hotel-Startup also neue Wege ein.