Erstmals veröffentlicht Amazon separate Umsatz- und Gewinnzahlen für seine Cloud-Sparte namens Amazon Web Services (AWS) - und doch waren die Zahlen keine Überraschung, sondern von vielen Analysten schon recht genau vorhergesagt. Auch wenn für die Cloud-Dienste solide 1,57 Milliarden Dollar Quartalsumsatz ausgewiesen wurden, so rekrutiert sich ein Großteil der Anwender immer noch aus Startups, Media- und Internetfirmen. Unternehmensanwender und deren CIOs halten sich bei der Nutzung von Infrastructure-as-a-Service über Public Cloud-Plattformen - zumindest in der DACH-Region - immer noch zurück. Aber dies wird sich in den kommenden zwölf bis 24 Monaten nachhaltig ändern, denn 30 Prozent aller Anwender befinden sich derzeit in der Evaluierungs- und Planungsphase für erste Cloud-Projekte.
Bleibt der Pionier im IaaS-Markt auch langfristig der Gewinner?
Doch bevor man weiter kritisch analysiert, sollte man das AWS-Team erst einmal beglückwünschen. Innerhalb von knapp zehn Jahren haben die RZ-Manager, Cloud-Architekten und SW-Engineers den Markt für IT-Infrastruktur wirklich disruptiv verändert, beziehungsweise "den Markt gemacht". Dass junge Startups mit der Kreditkarte und ein paar pfiffigen Entwicklern ihre IT-Infrastrukturen und somit auch Geschäftsmodelle unlimitiert skalieren und großen Konzernen die Stirn bieten können, war 2006 zum Start von Amazon Web Services noch nicht abzusehen. Auch dass Branchengrößen wie IBM, HP, T-Systems oder VMware gezwungen sein werden, ihre Geschäfts- und Preismodelle radikal zu überdenken, hat mit der Innovationsleistung von AWS zu tun. Ob und inwieweit AWS auch in fünf Jahren noch der Primus im IaaS-Geschäft sein wird, bleibt abzuwarten, denn die Mehrheit der Unternehmensanwender mit ihren großen Workloads hat sich noch nicht final in ihrem Cloud-Sourcing festgelegt.
AWS Umsatz in 2014 trifft die Prognosen recht genau
Es wurde viel spekuliert in den letzten Jahren. Da AWS - wie auch die direkten Wettbewerber Google und Microsoft - die Finanz-Kennzahlen ihrer Cloud-Sparten bislang nicht separat in den Geschäftsberichten auswiesen, waren Branchenbeobachter auf eigene Hochrechnungen angewiesen. Die Prognose der IaaS-Umsätze von AWS, Microsoft, Google und Co. ist allerdings eine Wissenschaft für sich, da viele Parameter berücksichtigt werden müssen. So zum Beispiel die Kapazität, Infrastruktur und Architektur des Rechenzentrums, die Infrastrukturauslastung, Kundenanzahl oder auch der Workload-Charakter. Liegen diesbezüglich genügend Datenpunkte und Erfahrungen vor, lassen sich die Umsätze der führenden Provider relativ gut vorhersagen.
So hatte Crisp Research die weltweiten AWS-Umsätze in einer Analyse zu Beginn des Jahres 2014 mit 4,8 Milliarden Dollar prognostiziert. Ein sehr gute Schätzung, wie sich letzte Nacht bei der erstmaligen Veröffentlichung der Quartalsergebnisse von Amazon herausstellte.
Nach einem schwachen Umsatzwachstum in den ersten drei Quartalen 2014 (im Vergleich zu den Vorjahren) konnte AWS im vierten Quartal noch einmal deutlich zulegen. Das ist einerseits auf das starke Weihnachtsgeschäft mit eCommerce-Kunden, sowie andererseits auf den beginnenden Schub aus dem Geschäft mit den Unternehmensanwendern zurückzuführen.
AWS - die Profit-Perle von Jeff Bezos
Vielfach wurde spekuliert, ob Jeff Bezos seine Cloud-Sparte an einen großen IT-Major veräußert. Gute Angebote und Begehrlichkeiten gab es sicherlich. Schaut man sich das Umsatzwachstum und das "Operating Income" von AWS im Vergleich zum eCommerce-Geschäft von Amazon an, wird klar warum Jeff Bezos seine Cloud-Truppe lieber im Konzern behält.
Schreibt man die Umsatz- und Income-Zahlen von 2015 bis 2017 auf Basis einer vorsichtigen Wachstumsprognose für beide Geschäftsbereiche fort, so wird der Handelsbereich im Jahr 2017 wohl die 100-Milliarden-Dollar-Umsatzgrenze knacken. Die Cloud-Dienste von AWS werden 2017 zwischen 10,6 und 11,5 Milliarden Dollar Umsatz liegen, was mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Da der operative Gewinn von Amazons Kerngeschäft aber eher in homöopathischen Dosierungen daherkommt und der eCommerce-Konzern seit Jahren nur "wenige" hundert Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet (im Vergleich zu bald 100 Milliarden Umsatz), wird das Cloud-Business gerade zur Profit-Perle. Falls AWS seine Vertriebs- und Betriebskosten auf dem Niveau der letzten Jahre halten kann, ist im Jahr 2017 mit einem Operating Income von 2 bis 2,5 Milliarden Dollar zu rechnen - das vier- bis fünffache davon, was der Gesamtkonzern heute verdient. Respekt! (bw)
- Adallom
Adallom hat bereits vor einigen Jahren eine Lösung für das Cloud-basierte Monitoring von Software-as-a-Service (SaaS)-Apps auf Mitarbeiter-Smartphones präsentiert. - Appirio
Der Cloud-Consulter arbeitet schon seit Jahren eng mit großen Namen wie Google, Salesforce oder Workday zusammen. Laut CEO Chris Barbin sollen dadurch Kunden und Partner besseren Zugriff auf die interne Service-Plattform erhalten, auf der sich die Designer, Entwickler und Datenspezialisten von Appirio tummeln. - Docker
Die immer größer werdende Open-Source-Plattform für Entwickler und Administratoren automatisiert das Anwendungs-Deployment, indem sie einen zusätzlichen Virtualisierungs-Layer in Linux-Systeme einbringt. - Duo Security
Das Startup möchte Unternehmen vor Einbrüchen bewahren, die durch gestohlene Mitarbeiterdaten stattfinden können. - Illumio
Illumio will sich um die Sicherheit von Rechenzentren kümmern. - Pepperdata
Der Anbieter von Optimization-Software für Hadoop-Cluster erhebt den Anspruch, Spezialist für skalierbare Systeme zu sein und will dabei helfen, Big Data-Berge im Unternehmen abzutragen. - Tray.io
Man könnte diesen Newcomer als IFTTT-Spezialist für Enterprise SaaS-Apps bezeichnen. Mit IFTTT kann man verschiedene Webanwendungen wie etwa Facebook, Evenote oder Dropbox mit einfachen Anweisungen verknüpfen. Tray.io seinerseits erklärt, man mache einfach den Umgang mit APIs simpler. - Vlocity
Ganz unbescheiden haben sich die von Oracle und Siebel stammenden Topmanager zum Ziel gesetzt, "die weltweit erste Multi-Industry Cloud Software Company auf der Salesforce1-Platform" zu werden. Bislang gibt es Apps für die Bereiche Kommunikation/Medien/Technologie, Krankenversicherung, Versicherung und öffentliche Verwaltung.