Sharepoint pusht ECM-Markt

Klassisches oder Sharepoint-basiertes ECM?

06.05.2013
Von Martin Hülscher
Mit Sharepoint stellt Microsoft eine Reihe von Dokumenten-Management-Funktionen bereit. Warum nicht mehr daraus machen?
Kann Sharepoint als Alternative im klassischen ECM-Sektor bestehen?
Kann Sharepoint als Alternative im klassischen ECM-Sektor bestehen?
Foto: fotolia.com/ra2 studio

Der Erfolg von Sharepoint bringt ECM-Angebote eines ganz neuen Typs hervor und macht den Markt für das Dokumenten-Management bunter: Sharepoint-basierende Lösungen bieten sich als Alternative zu den herkömmlichen ECM-Systemen an. Die klassischen ECM-Lösungen überzeugen durch Spezialisierung in ihrem Funktions- und Einsatzprofil. Sie finden vor allem dort Anwendung, wo Unternehmen oder Organisationen Strategien zur Digitalisierung ihrer vorrangig dokumentenbasierten Prozesse anstreben. Ziel ist, Schnelligkeit und Produktivität in den papiergebundenen Geschäftsabläufen zu steigern und Prozesskosten zu senken. Anderer Content ist weitgehend unterrepräsentiert.

Zwar verfolgen die Sharepoint-basierten ECM-Lösungen ähnliche wirtschaftliche und effizienzsteigernde Nutzeneffekte wie die ECM-Spezialprodukte. Aber ihre eigentliche Stoßrichtung sind die Collaboration und das Teilen von Informationen in ihren vielfältigen Facetten. Diese Lösungen adressieren vor allem solche Unternehmen, die im Rahmen ihrer kollaborativen Ziele bereits über eine klare Sharepoint-Strategie - beispielsweise für ihr Intranet - verfügen und nun das DokumentenManagement einbeziehen wollen.

Zudem stellt Sharepoint in Sachen Collaboration eine Multifunktionsplattform dar. Sie dient nicht nur ECM, sondern einer Vielzahl weiterer Anwendungen. Der übergreifende Gedanke ist, Informationen einfach auffindbar und auf transparentem Weg austauschbar zu machen. Diese Informationen müssen keineswegs Dokumente, sondern können ebenso Termine, Aufgaben, Reports oder ein Wiki innerhalb eines Projekt-raums sein. Diese multifunktionale Ausrichtung von Sharepoint kommt den IT-Strategen entgegen, da für verschiedene Anforderungen nicht jeweils eigene Systeme aufwendig implementiert und betrieben werden müssen. Auch die damit verbundenen Kostenersparnisse und breitere Einsatzmöglichkeiten für das notorisch knappe Personal spielen eine Rolle bei der Entscheidung für eine Sharepoint-orientierte Strategie.

IT-Strategie ist entscheidend

Überlegt ein Unternehmen, lediglich eine digitale Archivierung einzuführen, so ist dies sowohl über die spezialisierte ECM-Software als auch über eine Sharepoint-Plattform möglich. Die Entscheidung für eine der beiden Alternativen wird im Regelfall zu keiner Grundsatzentscheidung für die eine oder andere Richtung führen, sondern sich aus der übergreifenden Strategie ableiten.

Was einen für ihn relevanten ECM-Teilaspekt betrifft, ist der Anwender möglicherweise mit einer klassischen ECM-Lösung besser bedient. Deren Entwickler wissen beispielsweise genau, wie man über drei Mausklicks an ein Dokument in einem ERP-System wie SAP oder Infor herankommt, während bei der Sharepoint-Variante möglicherweise fünf oder sechs Mausklicks notwendig sind. Es ist wie bei einem Schweizer Multifunktionsmesser: Es dient der universellen Nutzung als Messer, Schere, Korkenzieher, Schraubendreher und mehr. Dabei haben die Einzelfunktionen nicht die Qualität des jeweiligen Spezialwerkzeugs. Ähnlich verhält es sich mit Sharepoint als multifunktionaler Plattform im Vergleich zu spezialisierten ECM-Lösungen.

Da Sharepoint nur einige ECM-nahe Basisfunktionen wie Archivierung oder Workflow-Gestaltung bietet, sind Zusatzlösungen wie zum Beispiel "Ecspand" notwendig. Deren Hersteller schlagen mit ihren gewachsenen Kompetenzen in den Fach- und Integrationsverfahren eine Brücke zwischen ECM und der Sharepoint-Welt.

Wo eine Sharepoint-Infrastruktur einschließlich der Sicherheitskonzepte samt Backup im Einsatz ist, reduzieren sich die Investitionen in die Systemtechnik für den Betrieb des Dokumenten-Management mit diesen Zusatzlösungen. Außerdem wird der Aufwand für die Schulung der Endanwender durch die Integration in die Microsoft-Welt, die den Desktop beherrscht und den meisten Anwendern vertraut ist, deutlich gemindert. Zudem geht die Einführung wesentlich schneller. (ph)

Sharepoint-basiertes ECM und klassische ECM-Plattformen im Vergleich

Aspekte

Sharepoint-basiertes ECM

Klassische ECM-Plattformen

Strategische Ausrichtung

Zentrale Plattform zum Austauschen und Teilen von Informationen und Dokumenten mit Web-basierter Kommunikation.

Speziallösung für das Dokumenten-Management mit Archivierung, Workflow-Unterstützung etc. auf Basis von Spezial-Client.

Zielgruppen

Unternehmen/Organisationen mit Collaboration- und Sharepoint-Strategie für das Intranet und Extranet.

Unternehmen/Organisationen mit Strategien zur Digitalisierung von Dokumenten- /Content-basierten Prozessen.

Funktionales Leistungsprofil

Verwaltung unterschiedlicher Informationstypen wie Dokumente, Kalender, Blogs, Wikis etc. mit verschiedenen Basisfunktionen. Vollständige ECM-Funktionalitäten benötigen Produkte von Drittanbietern, die eine Brücke zwischen den ECM-Fachprozess-/Integrationskompetenzen und der Sharepoint-Welt schlagen.

Funktionsstarke und prozessorientierte Plattformen mit einer Vielzahl fertiger Lösungen wie Archivierung, Personalakte, Eingangsrechnungsverarbeitung, VertragsManagement etc. sowie zahlreichen Schnittstellen zur Integration in Applikationen und umfangreiche Suchfunktionen.

Usability

Homogene und konsistente Haptik im Office-Look mit unmittelbarer Integration in die Office-Welt.

Anbieterindividuelle Benutzeroberflächen, teilweise mit innovativen Ansätzen zum Umgang mit Content.

Implementierungs-aufwand

Unterdurchschnittliche Implementierungszeit beim Aufsetzen eines ECM-Systems, da Sharepoint in der Regel schon vorhanden ist.

Er hängt vor allem von den individuellen ECM-Anforderungen ab, aber auch vom Softwarekonzept des Produktanbieters.

Aufwand ECM-Betrieb

Aufwandsvorteile, da Sharepoint einschließlich der Sicherheitskonzepte etc. ohnehin betrieben wird.

Der Betriebsaufwand hängt vom Umfang der ECM-Lösungen und den Spezifitäten der ECM-Software ab.

Integrationsfähigkeit

Umfangreiche Integrationsmöglichkeiten, aber es sind Schnittstellen von Drittanbietern erforderlich.

In der Regel bestehen vielfältige Schnittstellen zur Integration.

Skalierbarkeit

Sie ist in der Regel beliebig. Grundsätzlich hat Sharepoint jedoch einen größeren Ressourcenbedarf wegen des Funktions-Overheads im Kontext der Anforderungen.

Üblicherweise bestehen keinerlei Skalierungsbegrenzungen.

Weiterentwicklung

Sharepoint wird zum Filesystem und immer mehr zum Werkzeug für die Anforderungen der Digital Natives an ein modernes Informations-Management und des Social Networking.

Verdrängung klassischer ECM-Lieferanten durch Infrastrukturanbieter, Wandel zum Nischenanbieter.

Quelle: d.velop international GmbH