WLAN-Festplatte mit Flashspeicher

Kingston Wi-Drive 128GB im Test

11.07.2013
Von 
Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.
Die WLAN-Festplatte Kingston Wi-Drive 128GB besticht durch ein schlichtes, aber deswegen auch intiutives Bedienkonzept. Zudem verbraucht die WLAN-SSD im Test fast keinen Strom und arbeitet vollkommen geräuschlos - macht sich wegen eines dämlichen Konstuktionsfehlers aber selber unnötig das Leben schwer.

Die WLAN-Festplatte Kingston Wi-Drive setzt kein ferromagnetisches Laufwerk, sondern Flashchips als Speichermedium ein. Das macht die Kingston-SSD mit knapp 90 Gramm nicht nur zur leichtesten WLAN-Festplatte. Die Wi-Drive ist mit Abmessungen von 121 x 62 x 7 Millimetern auch das handlichste Modell des Testfeldes und passt bequem in jede Hosentasche.

WLAN-Festplatte im Test: Kingston Wi-Drive 128GB
WLAN-Festplatte im Test: Kingston Wi-Drive 128GB
Foto: Kingston

Die Wi-Drive offeriert Kingston mit Bruttokapazitäten von 16, 32, 64 und 128 Gigabyte zu Straßenpreisen zwischen 50 und 130 Euro. Und damit sind wir beim wichtigsten Nachteil einer WLAN-SSD - dem höheren Gigabyte-Preis. Der beträgt für das hier zum Test angetretene 128-GB-Modell rund einen Euro.

Schlichtes Bedienkonzept

Kingston hält bei der Wi-Drive die Bedienungselemente schlicht: Neben dem obligatorischen Einschaltknopf befinden sich auf der WLAN-SSD nur noch Leuchtdioden für den Ladestatus des integrierten Akkus und die WLAN-Aktivität. Die WLAN-Transferraten erreichen für den Upload (SSD auf mobiles Gerät) knapp 2,5 MB/s. Das ist wenig, reicht aber bei kurzen Abständen fürs Video-Streaming aus. Beim Download messen wir hingegen kärgliche 1,18 MB/s.

Die gleichnamige App Kingston Wi-Drive ist für Android-Geräte ab Version 2.2, Apple iOS ab Version 4.2.1 sowie den Kindle Fire erhältlich und genauso schlicht gehalten - sie bietet neben den Grundeinstellungen kaum Extras, lässt sich dadurch aber auch sehr intuitiv bedienen. Nicht so toll: Die WLAN-Verschlüsselung ist ab Werk noch nicht aktiviert, Sie müssen die Sicherheitsfunktionen also manuell einschalten. Und ein Passwortschutz fehlt gänzlich.

App der Kingston Wi-Drive 128GB.
App der Kingston Wi-Drive 128GB.
Foto: Kingston

Lächerliche Datenraten wegen USB 2.0

Schnellen Flashspeicher über einen lahmen USB-2.0-Anschluss anzubinden - auf diese abstruse Idee muss man erst einmal kommen. Kingston macht es trotzdem und belastet die WLAN-SSD so mit lächerlichen Transferdatenraten übers Kabel, die nicht über 27 MB/s hinausreichen. Die Konkurrenz ist mit herkömmlicher Festplattentechnik vier- bis fünfmal so schnell.

Auch in den Praxistests endtäuscht das Transfertempo. Unseren 4,2 GB großen DVD Film liest und schreib die WLAN-Festplatte in gut 3 respektive rund 6 Minuten nervtötend langsam. Dafür sind die Zugriffszeiten mit im Mittel 0,8 und maximal 1,2 Millisekunden allererste Sahne.
Handhabung: extrem stromsparend, geräuschlos und kühl

Dank Flashtechnik ist die WLAN-Festplatte extrem sparsam im Stromverbrauch. Die Leistungsaufnahme im Bereitschaftszustand liegt bei 0,2 Watt und steigt unter Last nur minimal auf 0,3 Watt. Mit diesen Werten ist die Kingston Wi-Drive das mit riesigem Abstand die energieeffizienteste WLAN-Festplatte im gesamten Testfeld. Bauartbedingt arbeitet das Kingston-Modell auch vollkommen geräuschlos und die Betriebstemperatur der Festplatte überschreitet unter Last noch nicht einmal die 23-Grad-Grenze.

Wenig Anschlüsse und mauer Lieferumfang

Schlichheit ist auch die Maxime bei der Ausstattung der Wi-Drive: Neben WLAN und USB 2.0 gibt es keine weiteren Schnittstellen. Auch der Lieferumfang fällt übersichtlich aus. Zum zierlichen Stoffbeutel gesellt sich lediglich der obligatorische USB-Netzadapter. Für die schottische Vorstellung gibt es unterm Strich für die Ausstattung die Note "Mangelhaft".

Test-Fazit der Kingston Wi-Drive: solide WLAN-SSD mit Pferdefuß

Foto: Kingston

Die Wi-Drive basiert auf einer 128 GB großen SSD. Deswegen hat das Kingston-Modell gegenüber der Konkurrenz mit ferromagnetischen Laufwerken mehrere Vorteile: Sie ist um den Faktor drei leichter (86 Gramm) und kompakter (7 Millimeter Bauhöhe), arbeitet vollkommen geräuschlos sowie stromsparend und greift im Schnitt 15 mal so schnell auf Daten zu. Als SSD würde die Wi-Drive auch deutlich höhere Transferraten bieten.

Dummerweise bindet Kingston den Flashspeicher aber nur an einen USB-2.0-Controller an - so erreicht die SSD maximal nur 27 MB/s übers Kabel. Auch die WLAN-Datenraten sind mit Werten von 1,2 bis 2,5 MB/s alles andere als beeindruckend. Dafür ist die übersichtliche und einfach bedienbare App gut gelungen. Ein Passwort können Sie allerdings nicht setzen, und die WLAN-Verschlüsselung müssen Sie auch erst manuell einschalten.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt. (mhr)