Die Mehrheit der deutschen Studenten hat bereits genaue Vorstellungen von ihrer Familienplanung. 70 Prozent der angehenden Akademiker würden für ihren Traumjob nicht auf Kinder verzichten. Zu diesem Ergebnis kommt der unicensus kompakt, eine regelmäßige deutschlandweit durchgeführte Umfrage des Personaldienstleisters univativ. 2015 wurden 1742 Studenten und Studentinnen zum Thema Kinder- und Karriereplanung befragt.
Studenten planen Familien
Bereits vor dem Abschluss und dem ersten Job haben 70 Prozent der befragten deutschen Studenten eine konkrete Vorstellung davon, wann sie eine Familie gründen wollen. 37 Prozent möchten zunächst einige Jahre arbeiten, um sich danach der Familienplanung zu widmen. Acht Prozent haben vor, die Probezeit im ersten Job abzuwarten, bis sie Kinder bekommen. Gleich nach dem Abschluss Kinder in die Welt zu setzen, wollen sieben Prozent der befragten Studenten. Lediglich zwei Prozent möchten mit der Familienplanung nicht mehr lange warten und planen noch während des Studiums Kinder zu bekommen.
Olaf Kempin, Gründer und Co-Geschäftsführer von univativ, sieht die Studienergebnisse positiv: "Familienplanung ist bereits unter Studenten ein wichtiges Thema. Zwar hat Deutschland laut einer Studie der Wirtschaftsprüfgesellschaft BDO und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts HWWI die niedrigste Geburtenrate weltweit, allerdings schließen laut unserer Umfrage nur sechs Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer Kinder in ihrer Lebensplanung vollkommen aus." Er wertet das als ein sehr positives Signal, sorge man sich doch sonst gerade um die Geburtenrate unter Akademikern. Kempin warnt jedoch: "Damit aber nach dem Einstieg in den Job keine Ernüchterung folgt, müssen Politik und Wirtschaft noch mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun."
Geld und Kinderbetreuung bereiten Studenten Kopfschmerzen
Die Gründung einer eigenen Familie verbinden vor allem die Studentinnen mit einem möglichen Karriereknick. Ein Viertel der weiblichen Befragten gab das als größte Sorge bei der Familienplanung an. Ein Fünftel der angehenden Akademikerinnen macht sich Sorgen um die Kinderbetreuung, finanzielle Einschränkungen befürchten 17 Prozent. Bei den männlichen Studenten ist die Reihenfolge umgekehrt: an erster Stelle steht die Angst vor
- Bizarre Arbeitswelt
"Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen". - Oft sinnloser Trott
"Für viele von Euch Älteren bedeutet Arbeit offenbar, die Zähne zusammenzubeißen, morgens aufzustehen und irgendwann erschöpft oder sogar burnt-out zu sein", heißt es weiter. - Zwangsjacke feste Arbeitszeiten
Riederles Wunsch: Angestellte sollen ihre Arbeitszeit selbst bestimmen. - Neue Freiheit
Für Arbeitgeber bedeutet das, loszulassen und ihren Mitarbeitern mehr Freiheiten zu geben. - Freie Zeiteinteilung
Mitarbeiter teilen sich ihre Zeit frei ein, zum Beispiel, um nachmittags mit ihren Kindern zu spielen und dann erst abends wieder zu arbeiten. - Freie Ortswahl
Und wenn sie lieber draußen statt im Büro arbeiten möchten, tun sie das. - Der ideale Chef
Riederle schwebt eine Führungskraft vor, die ihre Mitarbeiter nicht mehr direkt anweist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen schafft. - Mehr vom idealen Chef
Der Digital Native wünscht sich einen Chef, der nicht seine Autorität ausspielt, sondern motiviert, der die Richtung weist, Feedback gibt und seinen Mitarbeitern Optimierungsvorschläge macht. - Der Chef als Trainer
Das Wunsch-Arbeitsverhältnis vergleicht er mit dem Mannschaftssport: Seine Kollegen sind die Teammitglieder, die Führungskraft übernimmt als Trainer eine Mentorenrolle. - Die Zukunft der Arbeitswelt
Riederle glaubt selbstbewusst daran, dass das so in Erfüllung geht: „Da die Unternehmen derzeit aber händeringend nach Nachwuchstalenten suchen, gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als auf die Bedürfnisse meiner Generation einzugehen.“
Gehaltseinbußen, gefolgt von der Besorgnis um die Unterbringung der Kinder (17 Prozent) und den Karriereknick (15 Prozent). Völlig unbeschwert hingegen gehen 30 Prozent der weiblichen und 37 Prozent der männlichen Befragten an das Thema Familienplanung heran.
Gerade die finanziellen Sorgen sieht univativ-Mann Kempin noch als mögliches Hindernis, welches die Studenten im Verlauf ihrer Karriere von der Familienplanung abbringen könnte: "Heute sehen sich die Studenten erst später in einer guten Position, um Kinder zu bekommen. Ein gutes Drittel der Männer und 45 Prozent der Frauen möchte erst einige Jahre im Beruf sein, bevor sie das Thema Familienplanung angehen." Da spiele neben dem Wunsch, beruflich durchzustarten, auch der Aspekt der finanziellen Sicherheit eine wichtige Rolle. Er appelliert an die Arbeitgeber, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Pläne der Studierenden nicht an den Gegebenheiten der Realität im Berufsleben scheitern. So sollten diese zum Beispiel auf flexible Arbeitszeitmodelle setzen: "Dann sollte es keine Wahl mehr geben müssen zwischen Kindern und Karriere."