Multi-Cloud-Strategie

Keep it simple

18.12.2019
Von 


Eric Berg ist Global Subject Lead für Cloud Plattformen bei SoftwareONE. Er besitzt eine starke Affinität zu Cloud-Technologien, besonders zu Themen wie Public Cloud, Cloud Governance, Cloud-Migrationen, Hybrid Cloud und Cloud Management. Seit 2015 erhielt er jährlich die Auszeichnung zum Microsoft Most Valuable Professional (MVP). Aktuell ist er MVP für Microsoft Azure sowie für Cloud and Datacenter Management.
Gründe, Services auf mehreren Cloud-Plattformen zu betreiben, gibt es genug. Jedoch fehlt eine zentrales Management Tool, wodurch ein Grundsatz für eine Multi-Cloud-Strategie in den Fokus rückt.

In einer Multi-Cloud-Umgebung ist man schneller als man denkt – beispielsweise wenn ein Unternehmen Cloud-Dienste von unterschiedlichen Anbietern bezieht. Dafür gibt es gute Gründe: so kombiniert die Firma etwa die besten Angebote, optimiert Ausfallsicherheit sowie Kosten oder umgeht den Vendor-Lock-in. Dieser treibt viele an, ihre Apps, Rechenleistung und Infrastruktur nicht bei einem einzigen Hyperscaler „einzuschließen“.

Mit nur einem Cloud-Anbieter zusammenarbeiten oder mit mehreren Clouds im Unternehmen jonglieren?
Mit nur einem Cloud-Anbieter zusammenarbeiten oder mit mehreren Clouds im Unternehmen jonglieren?
Foto: Nazar Skladanyi - shutterstock.com

Auch andere strategische Überlegungen können in die Multi Cloud führen. Bedingt eine Anwendung beispielsweise den Betrieb in einer spezifischen Region, so empfiehlt es sich dort auf einen lokalen Cloud Provider oder einen Hyperscaler zu setzen, der vor Ort präsent ist. Diese Anbieter schneiden in der Regel in Bezug auf Netzwerklatenzen und Zugriffszeiten besser ab. Zudem können so spezielle Anforderungen des Datenschutzes erfüllt werden.

Cloud-Konzepte durchdringen

Jedoch verfolgt jeder Cloud-Anbieter sein eigenes Konzept, das man zunächst verstehen muss. Unterschiede zeigen sich in den Verfügbarkeiten, Architekturen und höherwertigen Diensten. Auch findet die Verschlüsselung des Datenverkehrs an variierender Stelle statt. Die verschiedenen Plattformen und deren Schnittstellen bringen wiederum bestimmte Abfragelimits und -formate mit sich, die es erschweren, Services von einer in die andere Cloud zu konvertieren.

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Erst das Durchdringen der Cloud-Konzepte schafft die Voraussetzung, Regularien für die Cloud Governance festzulegen sowie Prozesse und Betriebsmodelle aufzusetzen. Außerdem gilt es, sich um den Support zu kümmern. Regelmäßig – was alle zwei, drei Wochen sein kann – informieren Provider über neue Features und Services. Oder Schnittstellen verändern sich oder werden eingestellt. Damit muss sich jemand intern beschäftigen und prüfen, inwieweit sich Neu- und Weiterentwicklungen auf eigene Projekte, das Sicherheitsniveau und Budget auswirken. Für das nötige Monitoring, Backup und die Bereitstellung von Diensten oder Security bieten Cloud Provider zum Teil native Tools. So kann man beispielsweise mit vordefinierten Blueprints Compliance- und Governance-Richtlinien erstellen, die zu einer DSGVO-konformen Umgebung führen. Diese gelten dann allerdings jeweils nur für die eine Cloud, zu der sie nativ gehören.

Für Multi-Cloud-Nutzer bedeutet das: Multi-Management. Setzt das Unternehmen etwa auf drei unterschiedliche Cloud Provider, muss es Änderungen jeweils in drei verschiedenen Tools durchführen oder sich zusätzliche Multi-Cloud-Management-Werkzeuge für Konfiguration, Security und Kosten beschaffen.

"Primär-Public-Cloud" als Basis

Unternehmen sollten sich daher unbedingt an einem Grundsatz orientieren: Multi Cloud so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Dieses Prinzip ist am besten mit einer Primär-Public-Cloud vereinbar, die durch passende Services von anderen Cloud Providern ergänzt wird. Auf diese Weise entsteht eine Infrastruktur, die so einfach wie möglich bleibt – und sich managen lässt.

Die Definition einer Primär-Public-Cloud bringt entscheidende Vorteile. In diese sollten daher je nach Geschäftsfokus auch die Hauptinvestition fließen. So kann bei KI-Technologien Google oder bei Suchalgorithmen IBM die erste Wahl sein. Services aus weiteren Clouds werden projektbezogen oder nach Länderaktivitäten konsumiert. Für eine priorisierte Cloud-Nutzung spricht, dass die Infrastruktur verhältnismäßig einfach bleibt und sich die Verhandlungsposition im Einkauf gegenüber dem Provider verbessert. Wird das Budget gleichmäßig auf drei Anbieter verteilt, schwindet die Aussicht auf üppige Nachlässe. Andererseits agiert man so unabhängiger. Wem das wichtiger ist, der lässt seine containerbasierten Apps auf drei Cloud-Plattformen laufen.

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Allerdings ist die Freiheit, schnell zu einer anderen Cloud-Plattform zu wechseln, nicht bei allen Diensten gegeben. Nehmen wir eine Windows-Server-VM (virtuelle Maschine), die bei Microsoft unter Hyper-V läuft, bei AWS allerdings nicht. Hier entsteht Migrationsaufwand, um den Server von einer Cloud in die nächste zu verschieben. Ähnlich verhält es sich mit IoT- und KI-Lösungen. Ein Chatbot im Kundenservice ist ein spezifischer Dienst, der sein Framework braucht und sich nicht so ohne Weiteres von A nach B umziehen lässt.

Managed Multi Cloud?

Unternehmen, die Infrastruktur und Services bei drei bis vier Plattformen betreiben wollen, hätten oft gern eine zentrale Lösung für ihr Multi-Cloud-Management. Die perfekte Lösung gibt es dabei nicht. Aus dem Grund stehen Firmen vor der Wahl: Entweder sie investieren in Personal und Know-how sowie in Tool-Lizenzen, um sich selbst ein umfassendes Multi-Cloud-Management aufzubauen. Oder sie holen IT-Spezialisten an Bord, die ihre Umgebung Multi-Cloud-fähig machen und – wenn gewollt – im Managed Service betreuen.

Am Anfang sollte stets eine Roadmap stehen, die den Ist-Stand feststellt und aufzeigt, wie sich mehrere Cloud-Plattformen effizient nutzen lassen. Wesentlicher Bestandteil ist hierbei das Etablieren einer Cloud Governance, die in allen Clouds angewendet wird.

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Bisherige Arbeitsweisen gehören in einem Multi-Cloud-Konzept auf den Prüfstand. Meist ergibt sich dann die Notwendigkeit, Prozesse neuzudenken, aufzusetzen und zu überwachen. An der Stelle empfehlen sich Tools, die mehrere Clouds durchleuchten. Dashboards beispielsweise können einen Überblick zu den Gesamtkosten, die bei Azure und AWS zu den Software-Lizenzen und Cloud-Abonnements auflaufen, geben, und gestatten detaillierte Einblicke in die Technologieplattformen und Handelsvereinbarungen. Andere Lösungen machen Security über plattformübergreifendes Patching, Antivirus und Monitoring transparent. (bw)