Zehn Jahre Bitcoin

Kann man vom Zeitalter der Kryptowährungen sprechen?

Kommentar  12.03.2019
Von 
Thorsten Krüger ist Regional Director DACH, CEE, CIS bei Thales. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit dem Vertrieb und der Beratung von IT und IT-Sicherheitslösungen. Er ist Experte für die Themen Verschlüsselung, Key Management und starke Authentifizierung. Vor Thales und Gemalto war Herr Krüger für internationale Unternehmen wie ActivCard tätig, in denen er unterschiedliche Vertriebs- und Managementpositionen innehatte.
Ist Bitcoin nicht mehr wegzudenken oder bald am Ende? Für die Antwort lohnt sich ein Blick auf die Anfänge, den Hype und die nähere Zukunft der Kryptowährung.

Als Bitcoin 2008 an den Start ging, war es wertlos und für den Rest der Welt im Grunde unsichtbar. Erst nachdem der Wert im vergangenen Jahr durch die Decke ging und dann wieder dramatisch fiel, erreichte das digitale Zahlungsmittel einen wirklichen Bekanntheitsgrad.

Nach dem Bitcoin-Hype kam der Wertabsturz - wie geht es weiter mit der bekanntesten Kryptowährung?
Nach dem Bitcoin-Hype kam der Wertabsturz - wie geht es weiter mit der bekanntesten Kryptowährung?
Foto: Erkipauk - shutterstock.com

Jüngst sank die Währung auf ihren Jahrestiefpunkt und ist beim schlechtesten Wert seit Oktober 2017 angelangt. Diese Schwankungen werfen unweigerlich Fragen auf, ob hinter Bitcoin irgendetwas Greifbares steht, das sie stützt. Tritt man einen Schritt zurück, scheint es, als läge der wahre Wert von Bitcoin in der bloßen Idee einer Kryptowährung und der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie.

Bitcoin ist seit langer Zeit das Aushängeschild der Krypto-Community und dient bei der Entwicklung vieler anderer Onlineprojekte als Inspiration. Mit jeder neuen Digitalwährung steigen auch die Chancen, dass sich eine weitere von ihnen schließlich durchsetzt.

Gleichzeitig wird die zugrunde liegende Blockchain-Technologie, im Wesentlichen ein verteilter Ledger, getestet, untersucht und weiterentwickelt. Sie ist bei all dem die wahre aufkommende Lichtgestalt, da sie die Grundlage für Lösungen bilden kann, deren Wert über den der Kryptowährung hinausgeht. Blockchain-basierte Anwendungen tauchen in der Logistik, im Populationsmanagement, in Finanzdienstleistungen und vielen weiteren Branchen auf.

Die Blase wächst

Ein Blick auf die unmittelbare Zukunft zeigt, dass das schiere Ausmaß der Aktivitäten im digitalen Finanzaustausch, zusammen mit dem Mangel an Regulierungen, eine unausweichliche Gefahr bedeutet. Bitcoin hat sich auf lange Sicht bewährt - sofern man ein Jahrzehnt als solche bezeichnen kann - und zwar besser als jede andere Kryptowährung.

Dennoch: Obwohl die Chancen gut stehen, dass die Kryptowährung einen höheren Standard erreicht, wird die Blase irgendwann platzen. Es ist unmöglich vorherzusagen, wann genau das passieren wird. Ist Bitcoin dann am Ende? Die Dotcom-Blase von 1999 wäre ein Beispiel dafür, dass es nie klar ist, wie es weitergeht. Unternehmen wie Amazon und Google haben zwar kurzfristig gelitten, überlebten aber, waren erfolgreich und sind nun aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Angesichts der Zweckmäßigkeit und des internationalen Charakters von Bitcoin, könnte der Rummel genauso abebben und ein solider Wert geschaffen werden. Eine schnelle Deflation könnte dafür sorgen, dass "die schwachen Hände vom Markt verschwinden", so die Investoren, und nur die seriösen Akteure, die den wahren Wert schaffen, zurückbleiben.

Die dunkle Seite

Ein Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt wäre nicht vollständig, ohne die gefühlte dunkle Seite der Kryptowährung zu erwähnen. Das Gefühl von Anonymität und Unauffindbarkeit bleibt in Bezug auf Bitcoin zwar weiter bestehen, wurde aber durch die mittlerweile weitverbreitete Akzeptanz gedämpft. Bitcoin hat sich als Währung jenseits regelmäßiger Kontrollen etabliert - eine Eigenschaft, die viele angezogen hat. Jedoch ist sie zusammen mit anderen Online-Währungen soweit gereift, dass ein Verständnis dafür wächst, dass Regulierungsmaßnahmen und Finanzkontrollen notwendig werden.

Einige Börsen horchen langsam auf und führen "Know Your Customer"-Kontrollen ein, um für mehr Rechenschaftspflicht zu sorgen. Bitcoin wird stärker für den Konsum im Einzelhandel eingesetzt und beginnt, sich an anderen legitimen Zahlungssystemen auszurichten. Dieser Schritt in Richtung Massenmarkt zeigt, dass Bitcoin durchaus Potenzial für eine gängige Währung hat. Das setzt allerdings voraus, dass Vollzugsbehörden einen klaren Überblick über die Kontoinhaber bekommen. Diese Entwicklung würde auch bedeuten, dass Bitcoin für Kriminelle an Attraktivität verliert und sie sich anderen Kryptowährungen (wie Monero) zuwenden, die Privatsphäre und Anonymität energisch verteidigen.

Der Zug ist bereits angerollt

Bitcoin ist Pionier und weiterhin die führende Online-Währung. Der Einsatz der zugrunde liegenden Technologie, weitet sich ebenfalls schnell auf andere Bereiche aus.

Ob Bitcoin letzten Endes das Rennen machen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist aber, dass das Zeitalter der Kryptowährung begonnen hat und dass Bitcoin zumindest noch eine Weile eine wichtige Rolle spielen wird.