Der afrikanische Kontinent gilt als der am schnellsten wachsenden IT-Markt weltweit. Das geradezu explosionsartige Entwicklungstempo zeigt sich auf den unterschiedlichsten Ebenen. Hier nur drei Beispiele: Für das Jahr 2025 erwartet McKinsey 360 Millionen Smartphone-Nutzer. Das sind beinahe sechsmal so viele wie noch 2013. Ende vergangenen Jahres meldete Facebook 100 Million neue Nutzer - pro Monat. Und SAP geht davon aus, dass bereits 40 Prozent aller Unternehmen Big-Data-Projekte planen, um ihr Geschäft an die sich rasant ändernden Marktbedingungen anzupassen.
Doch ungeachtet all dieser Entwicklungen verlassen derzeit nur etwa ein Prozent der afrikanischen Jugendlichen die Schule mit Programmierkenntnissen. Deutlich zu wenig, um den Fachkräftebedarf der aufblühenden Digitalwirtschaft auch nur ansatzweise zu befriedigen. Deutlich zu wenig aber auch, um der schnell wachsenden Erwerbsbevölkerung eine neue Perspektive zu geben. Auch hier ist das Potenzial riesig. Angaben des Weltwirtschaftsforums zufolge wird sich die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2050 auf eine Milliarde verdoppeln. Afrika wird China und Indien damit hinter sich lassen.
Kostenlose Online-Kurse für 89.000 Teilnehmer
"Die Vermittlung digitaler Kompetenzen kann Millionen von jungen Afrikanern den Weg in ein erfolgreiches Berufsleben ebnen", erklärte Marokkos Kultusminister Rachid Benmokhtar Benabdellah zum Auftakt der Africa Code Week. Entsprechend groß sind die Ziele der Anfang Oktober gestarteten Bildungsinitiative, an der sich zahlreiche Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Bildungseinrichtungen und Behörden beteiligen. 2016 will das Bündnis Kindern und Jugendlichen in 30 afrikanischen Ländern einen Einstieg in die Softwareentwicklung vermitteln. Der Weg dahin führt vor allem über lokale Trainer, die man in die Lage versetzt, Heranwachsende mit den Grundlagen der Programmierung vertraut zu machen.
Der Anfang ist gemacht. Zum Auftakt zählte die Africa Code Week 89.000 Teilnehmer in 17 Staaten. Die kostenlosen Onlinekurse und Workshops wurden vor allem von Eltern, Lehrern, Sporttrainern und Behördenmitarbeitern angeboten. Allein 1.500 dieser Trainer wurden von IT-Experten von SAP ausgebildet. Ehrenamtlich und mit der technischen Unterstützung ihres Arbeitgebers. So auch Kevin Morrissey, der in seinem eigentlichen Job das Netweaver-Team im Global-Support-Zentrum in Dublin leitet. "In Irland arbeite ich schon seit langem mit Kindern und Jugendlichen. Als ich dann Mitte des Jahres von der Africa Code Week gehört habe, wusste ich sofort, dass ich da mitmachen wollte", erinnert sich Morrissey.
Auch mobile Workshops getestet
Bei den vorbereitenden Schulungen ließ es der 35jährige Ire jedoch nicht bewenden. Im August erfuhr er, dass die Code Week-Organisatoren nach weiteren Freiwilligen suchten, um eine fünftägige Bustour zu begleiten. Ziel war es, die Workshops auch in solche Gemeinden zu bringen, die noch nicht über eine ausreichende IT-Infrastruktur verfügen. Zwar lebt fast jeder dritte Afrikaner weniger als 25 Kilometer von einem Glasfaserknoten entfernt. Im Umkehrschluss bedeutet diese Zahl aber auch, dass die Zugangs-möglichkeiten der übrigen Bevölkerung durchaus noch ausbaufähig sind. Um Kinder und Jugendliche in diesen Regionen bereits jetzt zu erreichen, testet die Africa Code Week den Einsatz mobiler Workshops.
Hierzu werden ganz normale Reisebusse zu fahrenden Computer-Labors umgebaut. Gemeinsam mit der Non-Profit-Organisation Ampion rüsten SAP-Techniker die Busse mit einfachen, leicht administrierbaren Mitteln aus. Im Wesentlichen sieht dies so aus, dass sie die vorderen Sitzreihen ausbauen, um Platz für den Trainer und einem Großbildschirm zu schaffen. Zudem erhält jeder Doppelsitz ein Tischchen mit einem Laptop. Auf diese Weise entstehen 30 Computer-Arbeitsplätze, an denen jeweils zwei Kinder lernen können. Als Stromquelle dient der Bus, der während einer halbtägigen Fahrt genug Energie für einen Workshop-Termin produziert.
- 2016...
... will die Africa Code Week Kinder und Jugendliche in 30 afrikanischen Ländern erreichen und ihnen einen Einstieg in die Softwareentwicklung vermitteln. - Die Africa Code Week...
... ruft weitere Unternehmen und Organisationen dazu auf, sich ihr anzuschließen. Ziel ist es, jungen Afrikanern digitales Know-how für eine Berufslaufbahn in ihren Heimatländern zu geben. - Die kostenlosen Onlinekurse...
... und Workshops werden vor allem von Eltern, Lehrern, Sporttrainern und Behördenmitarbeitern angeboten. - In Ruanda und Südafrika...
... bauten SAP-Techniker Reisebusse zu fahrenden Computer-Labors aus. - Pro Tag...
... besuchten die Busse zwei Gemeinden. Die Zahl der Lernwilligen übertraf fast überall die Erwartungen. - Mehrtägige Bustouren...
... brachten die Workshops auch in solche Gemeinden, die noch nicht über eine ausreichende IT-Infrastruktur verfügen.
"Somit konnten wir jeden Tag zwei Gemeinden ansteuern", erklärt Kevin Morrissey, der Anfang Oktober einen Bus in der südafrikanischen Region Western Cape begleitete. Fast überall übertraf die Zahl der Lernwilligen alle Erwartungen. Dennoch musste keines der Kinder unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Wann immer nötig, stockten die Trainer die Kapazität der Arbeitsplätze von zwei auf drei Teilnehmer auf oder führten eine Art Schichtbetrieb ein. Umso wichtiger war es zu erkennen, welche Kinder wie stark gefördert werden mussten. "Wir hatten Gruppen, deren Lerntempo recht stark auseinanderging", berichtet Kevin Morrissey und betont: "Als Trainer kann man dann eine ganze Menge darüber lernen, wie stark das eigene Einfühlungs- und Improvisationsvermögen über den Erfolg eines Workshops entscheidet."
Weiterer Ausbau
Nach Abschluss der Auftaktphase werten die Organisatoren der Africa Code Week derzeit (November 2015) die Erfahrungen mit den stationären, mobilen und webgestützten Angeboten aus. Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen auf all diejenigen Maßnahmen zu lenken, denen das größte Entwicklungspotenzial innewohnt. Klar ist bereits jetzt, dass sich die weiteren Aktivitäten vor allem auf die Ausbildung der lokalen Trainer und den Ausbau des bisherigen Online-Angebots konzentrieren werden.
Parallel dazu wächst die Zahl der Bildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und IT-Unternehmen, die sich der Initiative anschließen. Zu den Unterstützern zählen inzwischen auch Atos und Google. Die Africa Code Week ruft weitere Unternehmen und Organisationen dazu auf, sich ihr anzuschließen, um jungen Afrikanern digitales Know-how für eine Berufslaufbahn in ihren Heimatländern zu geben. "Auf dem künftigen Arbeitsmarkt sind IT-Skills eine besonders harte Währung", bringt es Alicia Lenze, Leiterin der globalen CSR-Organisation von SAP, auf den Punkt. "Die Africa Code Week fördert digitale Bildung auf dem gesamten Kontinent. Auf diese Weise unterstützt sie Afrikas aufstrebende IT-Wirtschaft dabei, eigene Talente aufzubauen, um ihre Chancen kreativ nutzen zu können."
Africa Code Week
Die im Oktober 2015 gestartete Africa Code Week bietet Kindern und Jugendlichen Bildungsmöglichkeiten im Bereich Programmierung. Die afrikaweite Initiative bildet Trainer aus und gibt ihnen kostenlose Lehrmaterialien für drei unterschiedliche Altersklassen an die Hand. In den Workshops für die Acht- bis Elfjährigen kommt die vom MIT Media Lab entwickelte Programmiersprache Scratch zum Einsatz. Ebenso in den Workshops für die zwölf- bis 17jährigen. Für die Altersgruppe 18 bis 24 gibt es Kurse zu den Webtechnologien HTML, CSS, JavaScript und Meteor. Kostenlose Online-Kurse erlauben es Lehrern und Teenagern, auch noch nach der Africa Code Week das in englischer und französischer Sprache verfügbare Angebot zu nutzen und weiterzugeben.
Die Africa Code Week wurde von SAP in Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen Simplon.co, dem IT-Startup-Dienstleister AMPION, dem Galway Education Centre, dem Cape Town Science Centre und der King Baudouin Foundation entwickelt. Behörden und Bildungseinrichtungen in folgenden 17 Ländern haben sich der Initiative bereits angeschlossen: Ägypten, Äthiopien, Benin, Botswana, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Kenia, Madagaskar, Marokko, Nigeria, Ruanda, Senegal, Südafrika, Togo, Tunesien und Uganda.