24 Milliarden Pfund

Japans Softbank will Chipdesigner ARM kaufen

18.07.2016
Der Chipdesigner ARM, dessen Technologie in fast allen Smartphones und Tablets steckt, wird aller Voraussicht nach vom japanischen Telekommunikations-Anbieter Softbank übernommen. Der Kaufpreis soll bei rund 24 Milliarden Pfund liegen, teilte Softbank mit.

Das Angebot für den britischen Chipdesigner steht bei rund 17 Pfund pro Aktie, ein Aufschlag von etwa 43 Prozent auf den Schlusskurs aus der vergangenen Woche, wie zuvor unter anderem die "Financial Times" und das "Wall Street Journal" berichtet hatten. Damit würde sich der Kaufpreis auf zirka 28,7 Milliarden Euro belaufen.

Simon Segars, CEO von ARM, auf dem Mobile World Congress 2016 in Barcelona.
Simon Segars, CEO von ARM, auf dem Mobile World Congress 2016 in Barcelona.
Foto: GSMA

ARM stellt die Prozessoren nicht selbst her, sondern entwirft nur die Chip-Architektur, auf die dann Lizenzen verkauft werden. Prozessoren auf Basis der ARM-Technologie arbeiten sehr stromsparend. Das hat ihnen den Platz in den weitaus meisten Smartphones und Tablets gesichert. Dem Chip-Riesen Intel, der das Geschäft mit Prozessoren für PCs dominiert, gelang es nie, die Vormachtstellung von ARM bei den mobilen Geräten zu brechen. Marktbeobachter fragen sich, wie es sein kann, dass ein strategisch so wichtiges Unternehmen wie ARM erst jetzt gekauft wird.

ARM-Zentrale bleibt in Cambridge

Die Japaner wollen die Konzernzentrale von ARM in Cambridge halten und die Mitarbeiterzahl in England über die nächsten fünf Jahre hinweg verdoppeln. Auch jenseits der Insel soll das Personal kontinuierlich aufgestockt weden. ARM beschäftigt derzeit 4064 Mitarbeiter. Das Unternehmen soll als unabhängige Geschäftseinheit von Softbank geführt werden. Weder am Management noch am Markenspektrum, der Unternehmenskultur oder am Partnernetzwerk möchte Softbank Hand anlegen. Die Japaner wollen ARM intakt lassen und den Transfer aus Barmitteln und Darlehen finanzieren.

Softbank ist längst mehr als nur ein TK-Konzern, das Unternehmen beteiligt sich laufend an Technologie- und Medienunternehmen. So ist Softbank beim indischen Internet-Händler Snapdeal sowie bei Didi Chuxing, dem chinesischen Uber-Rivalen, investiert. Besser in Erinnerung dürfte den meisten aber wohl die Übernahme von Sprint Nextel im Jahr 2013 sein.

Schlüsselrolle im IoT-Markt

Im Mobile- und Connected-Devices-Markt spielt ARM mit seinen Chipdesigns weltweit eine Schlüsselrolle. Mit der Übernahme wird Softbank unter anderem zu einem der ersten Lieferanten von Qualcomm. "ARM wird exzellent zur Softbank-Strategie passen", freut sich dessen CEO Masayoshi Son, in einem vorbereiteten Statement. Mit diesem Zukauf werde man die erstklassigen Chancen nutzen, die der Megatrend Internet of Things (IoT) biete.

Tatsächlich hatten ARM und seine Partner zuletzt die Fühler in neue Märkte wie Robotik, vernetzte Fahrzeuge und Smart Cities ausgestreckt. So wurde kürzlich Apical übernommen, ein Anbieter von Embedded-Technologien, mit denen Gegenstände und Autos Umgebungsparameter erkennen und interpretieren können. Die Technik soll ARMs Prozessor-Roadmap für Grafik- Display- und Videoprozessoren ergänzen. (dpa/hv)