Covid-19 hat das gesamte Unternehmen vor immense Herausforderungen gestellt. Welche Lessons Learned IT-Entscheider daraus ziehen können, zeigt ein Webcast der Computerwoche in Kooperation mit Accenture. Die Accenture-Experten Tobias Regenfuß, Cloud and Infrastructure Lead, und Thomas Schumacher, Cyber Security Lead, zeigen auf, wie die Cloud IT-Chefs dabei unterstützt, schneller und agiler zu handeln. Stephan Kaulbach, Head of Data Intelligence Center bei der Deutschen Bahn AG, bringt seine Sichtweise aus der Praxis ein.
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"Warum sollte man gerade jetzt an der Resilienz arbeiten?", fragt Simone Ciganek von der Computerwoche, die den Webcast moderiert, zum Einstieg. Corona hin oder her, Tobias Regenfuß nennt gleich eine ganze Reihe möglicher weiterer Krisenszenarien: "Fukushima, Stürme, Erdbeben - all das sind Fälle, in denen die Resilienz von Unternehmen und auch ihrer IT-Systeme besonders geprüft wird." Und Stephan Kaulbach schmunzelt: "Bei der Bahn sind wir permanent irgendwelchen Sondersituationen ausgesetzt…"
Rund drei Monate nach Covid-19 beobachten die Experten, dass neue Prioritäten in den Mittelpunkt gerückt sind. Das sind neben Risiken der Geschäftskontinuität (wie etwa unterbrochene Lieferketten, verschobene Kundenkontaktpunkte oder nicht verfügbare Ressourcen), auch der Anstieg der Nachfrage, sowie die Sicherstellung der Produktivität im Homeoffice. Eine Herausforderung stellen auch Monitoring, Reporting und die Entscheidungsfindung dar, für die Echtzeitdaten erforderlich sind. Schließlich rücken Sicherheitsrisiken in den Fokus, wie beispielsweise die Abwehr von Angreifern, die versuchen, aus der Krise Vorteile zu ziehen - so verschicken Kriminelle beispielsweise Covid-bezogene Phishing-Mails, die den Menschen Schutz-Masken versprechen. Generell steigen Risiken, wenn Mitarbeiter zu Hause eigene Endpoints nutzen. "Wir haben immer dann Sicherheitsrisiken, wenn wir gezwungen sind, außerhalb gewohnter Prozesse zu arbeiten", sagt Thomas Schumacher.
Nur zehn Prozent "gut aufgestellt" in Sachen System-Resilienz
Accenture selbst war in der Krise durch die Adaption von Cloud Plattform Eco-Systemen gut aufgestellt. Eine Herausforderung sehen die Experten zum Beispiel darin, Projekte komplett virtuell durchzuführen. Resilienz heißt für Accenture Vermeidung von Ausfällen, Reduktion der Auswirkungen eines Ausfalls und die Fähigkeit zur schnellen Recovery. Laut einer Studie unter 8.300 Firmen sind nur zehn Prozent "gut unterwegs in Sachen resiliente Systeme", sagt Tobias Regenfuß. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: "Handel oder produzierendes Gewerbe sind deutlich abhängiger von der Physik!"
Doch unabhängig von der Branche zeichnen sich die zehn Prozent durch einen hohen Digitalisierungsgrad aus sowie durch die Fähigkeit, das Geschäftsmodell schnell anzupassen.
Folgende sechs Bausteine zeichnen die "oberen zehn Prozent" aus:
1. Elastic Digital Workplace: Homeoffice funktioniert nahtlos und skalierbar, Infrastruktur und neue Werkzeuge stimmen. "Die Leute müssen auch wissen, wie sie damit umgehen", so die Experten. Neue Modelle der Zusammenarbeit, Kommunikation und Kultur sind etabliert.
2. Hyper Automation: Das gilt für Business- und IT-Prozesse und betrifft strukturierte wie auch unstrukturierte Daten. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine funktioniert. Aus seinem Arbeitsalltag kennt Stephan Kaulbach Fragen wie: "Wie bekomme ich die Daten möglichst automatisiert an die Mitarbeiter ran? Wie kann ich den Kollegen eine Entscheidung empfehlen?"
3. Architecture und Performance Engineering: Hier geht es um die Reduktion von Zyklen, Ausfallsicherheit sowie Analyse und Tuning. "Wir müssen Architekturen neu denken", so Tobias Regenfuß.
4. Cloud Acceleration: Dazu gehören der Arbeitsplatz, Frontend und Backend, sowie möglich Szenarien wie "Lift and Shift", "Re-Plattform" und "Re-Architect". "Gerade hochregulierte Branchen mit Skepsis gegenüber der Cloud hatten die größten Probleme, ihr Geschäft aufrecht zu erhalten", weiß Tobias Regenfuß, und er ergänzt: "Was wir gelernt haben ist, dass Unternehmen die in der Cloud sind besser auf IT-Krisen reagieren konnten und können".
5. Service Continuity: Nicht nur Mitarbeiter, auch Prozesse und Technik müssen auf Störungen vorbereitet sein - und Krisenkonzepte müssen regelmäßig überprüft und getestet werden. Dazu Thomas Schumacher: "Wichtige Kriterien sind Notfallpläne und Schulungen der Mitarbeiter. Und für manche Mitarbeiter braucht man dezidierte Krisenarbeitsplätze, weil sie nicht ins Homeoffice können." Stephan Kaulbach ergänzt: "Ich kann mich nicht auf sowas wie Covid vorbereiten, aber ich kann Flexibilität in meinen Prozessen sicherstellen und die Mitarbeiter dafür schulen, mit Veränderungen zurechtkommen, ohne in den Panikmodus zu verfallen."
"Hyperscaler können stark in Sicherheit investieren"
6. Cybersecurity: Nötig sind schnelle Identifizierung von Sicherheitsanomalien und -ereignissen, Mitarbeiter-Awareness und Cyber-Simulationen. "Hyperscaler können stark in die Sicherheit ihrer Plattform investieren, möglicherweise mehr als das Anwender-Unternehmen", gibt Thomas Schumacher zu bedenken.
"Wie sehen die ersten Schritte aus, um resilienter zu werden?", will die Moderatorin wissen. Tobias Regenfuß empfiehlt ein zielgerichtetes Vorgehen: "Wo schaffe ich den meisten Wert? Was will ich schützen? Dann einen Fahrplan machen." Entscheider können in einem Assessment untersuchen, wie die Prozesslandschaft und die Architektur aussehen. Neben der Technik sind also auch Mitarbeiter, Organisation und Prozesse einzubeziehen. "Da zeigen sich oft schon ein paar Quick wins!", schließt Tobias Regenfuß.