Es war einmal eine heile digitale Welt, in der sich die Menschen ohne Angst austauschen, informieren und schöne Dinge kaufen konnten: das Internet. Passieren konnte hier nichts, da Sicherheit für 97 Prozent der Bewohner von großer Bedeutung war.
Das erklärt auch, warum laut Bitkom nur sechs Prozent der Deutschen gegen Internetkriminalität versichert sind oder vorhaben, eine entsprechende Police abzuschließen. Dennoch mutet dies bei einem so überversicherten Völkchen ungewöhnlich an – besonders wenn man sich das exponentielle Wachstum der Betrugs- und Schadensfälle im Internet vergegenwärtigt.
Tischchen-hack-dich
Im vergangenen Jahr wurden laut des "Norton Cyber Security Insights Report 2017" in 20 untersuchten Ländern weltweit 978 Millionen Menschen Opfer von Cybercrime. Dabei wurde ein Gesamtschaden von 172 Milliarden US-Dollar registriert. Allein in Deutschland waren 23 Millionen Menschen betroffen und damit jeder Dritte erwachsene Internetnutzer.
Andere Studien gehen sogar von weit mehr Schadensfällen aus. Exakt lässt sich die Zahl ohnehin nicht bestimmen – was in erster Linie der extrem hohen Dunkelziffer geschuldet ist. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schätzt, dass nur zehn Prozent aller Straftaten im Internet zur Anzeige gebracht werden. Denn wer sich beispielsweise auf einer illegalen Streaming-Plattform oder einer Porno-Website einen Virus einfängt, meldet sich nicht zwingend bei der Polizei.
Auf Platz eins der weltweiten Schadensfälle stehen Hacker-Attacken und die damit verbundene Infektion von Endgeräten mit Malware. Es folgt der Missbrauch von Kreditkarten, Datendiebstahl, das Hacken von Email- oder Social Media-Konten und der Betrug durch Fake Shops.
Vom Phisher und seinem Klau
Zur regelrechten Plage haben sich auch Phishing-Mails entwickelt. Mit denen werden in erster Linie Passwörter und sensible Informationen abgeschöpft. Wir haben uns schon daran gewöhnt, nahezu täglich neue dubiose Mails in unserem Postfach zu finden, die uns mit Betreffzeilen locken wie "Kreditkarte jetzt entsperren", "Dringend Daten aktualisieren" oder "Du hast gewonnen".
Kein Wunder: Allein 2016 wurden laut Schätzungen weltweit etwa 36 Milliarden Phishing-Mails versandt. Zudem wurden 115.000 neue Phishing-Webseiten entdeckt – und das jeden Monat. Wer auf die Phisher hereinfällt und seine Daten preisgibt, muss damit rechnen, dass diese für kriminelle Machenschaften missbraucht werden. Im schlimmsten Fall ist anschließend der gute Ruf ramponiert oder das Bankkonto leer geräumt.
Sie hänseln die Gretel
Weniger handfest, weil nicht in Euro zu beziffern, doch nicht minder beklagenswert für die Betroffenen, ist die Zunahme an Fällen von Cybermobbing. Beleidigende Posts auf Facebook, verbales Bashing in WhatsApp-Gruppen oder die Veröffentlichung intimer Fotos und Videos: Cybermobbing kann vielfältige Formen annehmen.
Zwei Drittel der Attacken kommt dabei aus dem direkten persönlichen Umfeld. Zu trauriger Berühmtheit hat es beispielsweise der sogenannte "Revenge Porn" gebracht: Die Veröffentlichung von Nacktbildern oder "Home Videos" durch verärgerte Ex-Liebhaber. Extrem infam ist auch die Verbreitung gefälschter Inhalte über den Betroffenen – hierbei legt der Täter ein Social Media-Profil im Namen des Opfers an und postet dann peinliche oder anstößige Inhalte.
Bei Kindern und Jugendlichen ist Cybermobbing ebenfalls weit verbreitet. In der aktuellen JIM-Studie gab jeder dritte 12- bis 19-Jährige an, "dass in [seinem] Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy fertiggemacht wurde." Die betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden häufig langfristig unter den Folgen der Attacken; Depressionen und Suizidgedanken sind keine Seltenheit.
Und die Eltern leiden natürlich mit, vor allem weil sie sich ähnlich überfordert fühlen wie ihre Kinder: Wie kann ich die Beiträge aus dem Netz entfernen? Muss ich zur Polizei? Soll ich einen Anwalt hinzuziehen oder einen Psychologen? Das "Bündnis gegen Cybermobbing" mahnt seit Jahren den großen Nachholbedarf hinsichtlich Aufklärungsarbeit und Präventivmaßnahmen beim Cybermobbing an.
Vom tapferen Cyberlein
Die Probleme, die durch Cybercrime verursacht werden, sind offensichtlich – doch was ist die Lösung?
Ein hundertprozentiger Schutz ist nicht möglich, dennoch können viele Gefahren mit der Einhaltung einiger grundsätzlicher Verhaltensweisen gemindert werden. Dazu zählen sichere Passwörter, die regelmäßig erneuert werden, eine aktuelle Antivirus-Software sowie die umgehende Installation von Sicherheits-Updates der verwendeten Programme und Dienste.
Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist eines der Hauptprobleme, dass sich nur jeder dritte Internetnutzer in Deutschland gezielt zum Thema IT-Sicherheit informiert. Aktiv werden viele erst, wenn sie zum Opfer geworden sind. Doch Cybercrime ist längst kein Märchen mehr, sondern eine reale Gefahr für alle Menschen, die online unterwegs sind.
Auch deshalb hat nun die Versicherungswirtschaft das Thema Cybercrime für sich entdeckt. Aktuell sind rund ein Dutzend Policen für Privatpersonen in Deutschland erhältlich. Versicherungen wie der OnlineSchutz der Badischen Versicherung oder der SV InternetSchutz kommen beispielsweise für Vermögensschäden durch die unbefugte Verwendung von Bank- oder Login-Daten in Folge von Datendiebstahl auf. Andere Policen bieten eine juristische und psychologische Beratung für Cybermobbing an. Einen umfassenden Ansatz verfolgt der Inter CyberGuard der Inter Versicherungsgruppe mit einer Kombination aus finanzieller Abwicherung von Vermögensschäden, Expertenberatung und Sicherheitssoftware.
Ein Rundumschutz scheint empfehlenswert, da die Maschen der Betrüger immer ausgefeilter werden und permanent neue Bedrohungen hinzukommen. Märchen gehen meistens gut aus, aber in der digitalen Realität ist nicht auf Magie oder einen heroischen Prinzen zu hoffen.
Deshalb ist die Moral von der Geschicht': Schütz dich selbst vor Cybercrime, ein andrer tut es nicht.