Die Roadmap für die Entwicklung von AIX reiche einschließlich der Bereitstellung neuer Funktionen bis 2030, teilte IBM mit. Das Unternehmen reagierte mit dieser Klarstellung auf einen Kommentar in The Register, der suggeriert hatte, mit der Verlagerung von Teilen der Weiterentwicklung nach Indien fahre Big Blue sein Engagement für den Unix-Oldie herunter. "Warum sollte IBM weiter ein teures US-Team vorhalten, um seine eigene Unix-Version zu pflegen, wenn gleichzeitig 34 Milliarden Dollar für Red Hat und dessen Linux-Variante ausgegeben wurden?", unkte der Kommentator.
In seinen Ausführungen heißt es weiter, IBMs AIX-Entwicklung sei nach Indien verlagert worden, für die Zukunft seien keine größeren AIX-Neuigkeiten mehr zu erwarten. Dem entgegnete der IT-Konzern nun, die AIX-Entwicklung finde schon seit vielen Jahren in Indien statt. Die Power-Plattform dagegen, auf der AIX läuft, werde in den USA weiterentwickelt. Daran werde man auch festhalten.
Entwickelt wird in Indien und den USA
Mark Figley, als Vice President verantwortlich für die Entwicklung der RISC-basierten IBM Power Plattform, sagte gegenüber der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Network World, wenn das AIX-Entwicklungsteam in Indien aufgestockt werde, bedeute das keineswegs, dass IBM seine Bemühungen im US-Team zurückfahren wolle. "Dort arbeiten wir weiterhin an Power", sagte der IBM-Manager. Wenn personelle Verschiebungen vorgenommen würden, dann, um die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen.
AIX ist das letzte verbliebene Betriebssystem, das auf Unix System V, Release 4, aus den Bell Labs basiert. Die anderen großen Unix-Varianten - Solaris von Sun Microsystems, HP-UX von Hewlett-Packard und IRIX von SGI - sind vom Markt verschwunden oder befinden sich kurz davor, im sogenannten Maintenance-Modus. Proprietäre Unix-Varianten gibt es noch unter dem Label Xinuos von der SCO Group (vormals Caldera), nämlich SCO OpenServer (abgeleitet von SCO Xenix) und UnixWare (Novell Unix).
Steve Sibley, Vice President für das IBM Power Product Management, sagte, im kommenden Herbst werde die neue Version von AIX planmäßig herauskommen und verwies auf den Fahrplan. "Wir werden weiterhin jährliche Releases von AIX liefern", sagte Sibley und ergänzte: "Keine der Maßnahmen zur Ressourcenoptimierung, die wir ergriffen haben, hat sich auf unsere Roadmap oder auf die Mitarbeiter ausgewirkt, die damit zu tun haben."
AIX und Red Hat Linux haben beide ihre Berechtigung
Im Sommer 2019 hatte IBM für 34 Milliarden Dollar Red Hat übernommen und damit auch dessen Linux-Variante erworben. Davon gibt es auch eine Version für IBMs Power-Architektur. Laut Sibley setzen aber etliche Kunden "für unternehmenskritische Workloads, bei denen die Kosten für Ausfallzeiten im zweistelligen oder dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich pro Minute liegen, weiter auf AIX."
Den Ausführungen des IBM-Mannes zufolge beobachtet man beides: Kunden, die Linux-Workloads auf eine AIX-Power-Plattform verlagern und umgekehrt. "Es gibt natürlich eine Reihe Vorteile von Linux, vor allem aus Sicht des Ökosystems. Letztendlich sind aber beide Betriebssysteme wichtig für die Power-Plattform. Wir werden uns auch in Zukunft für beide einsetzen", sagte der IBMer.
Es werde in den kommenden Wochen mehr Ankündigungen zur Power-Plattform geben. Die Arbeit an AIX umfasst demnach neue Features für die Live-Kernel-Update-Funktion. Diese ermöglicht Patches auf Kernel-Ebene, ohne dass das System heruntergefahren werden muss. So soll die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Unix-Variante verbessert werden.
IBM-Mann Figley betonte, dass in AIX "35 Jahre an Investitionen" steckten. "Man muss also nicht mehr so viele neue Funktionen hinzufügen, außer im Benutzerbereich und wenn es um Anpassungen an neue Umgebungen und Entwicklungsmodelle geht." (hv)