Es geht schon wieder los, nach der Apple Keynote setzt die übliche Katerstimmung bei Kommentatoren und Börse ein. Einfach zu wenig Neues, zu wenig Innovation. Doch das was tatsächlich von aussen gesehen wenig innovativ wirkt - die Technik des letzten iPhones in der Hülle des vorletzten iPhones verpackt - ist nichts anderes als ein Frontalangriff auf den Enterprise-Markt.
Ich kann mich noch gut an einen Gartner-Event vor drei Jahren erinnern, auf dem Kunden den Umgang mit dem damals noch recht neuen BYOD- (Bring your own Device) Trend diskutierten und einer vorschlug: „Kaufen Sie einfach allen ein iPhone 5 und keiner fragt mehr nach BYOD“. Auch wenn er recht hatte, denn es würde vermutlich tatsächlich keiner danach fragen, so war die Vorstellung doch recht absurd, eine Strategie umzusetzen, bei der mit rund 700 Euro pro Telefon zu rechnen wäre.
In diesen drei Jahren ist viel passiert, Apple hat sein Betriebssystem konsequent auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten. Dabei wurde bei aller Konsumentenfreundlichkeit der sogenannte Supervised Mode nicht vernachlässigt, also der Modus, der es Unternehmen erlaubt, iPhone vollständige zu steuern. Auch die Apple ID unabhängige Installation von Apps, um das einfache Teilen von Geräten zu erlauben, ist dabei ein wesentlicher Baustein. iPhones und iPads sind aktuell die am umfangreichsten und am einfachsten zu managenden mobilen Devices. Eine entsprechende Enterprise-Mobility-Lösung natürlich vorausgesetzt. Kalkuliert man diese im Vergleich zu anderen Plattformen wesentliche geringeren Maintenance Aufwände ein, so kompensiert dies schon heute teilweise den Premiumpreis der Apple Geräte.
- Mobilegeeks - Sascha Pallenberg
"Das iPhone SE hat eine Body/Screen-Ratio, die die Kiste wie ein Relikt aus einem Land vor unserer Zeit aussehen laesst. Jut, am Design habt ihr ein paar Taster mit der Nagelfeile angepasst, aber ansonsten sieht das SE wie ein 5s aus und das ist einfach nicht mehr zeitgemaess. Oder ist Retro „the next big thing“? Aber weiter im Text, denn auch das iPad Pro gibt es nun in einer kleineren Version. …Miniaturisierung als innovativer Offenbarungseid, den man einfach nicht mehr wegdiskutieren kann." - Spiegel Online - Matthias Kremp
"Auch wenn es auf den ersten Blick widersinnig erscheint - schließlich sind großformatige Smartphones "in" -, ist die Einführung des iPhone SE ein kluger Schachzug. Apple bedient damit all jene Kunden, denen die 4,7 Zoll der iPhones 6 und 6s zu groß sind. Ganz zu schweigen von den 5,5 Zoll der Plus-Modelle. Diese Kunden, und auch jene, die noch an ihrem iPhone 4 oder 4s hängen, könnte der Konzern mit dem SE wieder zum Geldausgeben bewegen." - Golem - Ingo Pakalski
"Noch Ende Januar 2016 hatte Apple-Chef Tim Cook eingestanden, dass noch immer 60 Prozent der Apple-Kunden ältere iPhones aus der Zeit vor den größeren 6er-Modellen verwenden würden. Es bleibt bedauerlich, dass Apple diesen Stammkunden mit dem iPhone SE nicht genau das gibt, was sie haben wollen: ein iPhone 6S mit aller Technik und einem kleineren Display." - The Verge - Vlad Savov
"The iPhone SE has significance that stretches far beyond its modest dimensions. This phone will lead Apple's charge into the fastest-growing markets of India and China, realign the company's strategy for how it sells its flagship product, and also create a unique new proposition that Android has no direct answer to." - BGR - Zach Epstein
"Apple fans get so excited for new iPhone launches that they lose sleep as release dates approach. They spend every free moment they possibly can thinking about the new iPhone they’re going to buy, and some extreme fans even line up for hours or even days to buy one. None of that will ring true for Apple’s brand new iPhone SE, but that’s perfectly alright and the reasoning is simple. This is a different kind of iPhone for a different kind of customer. Most importantly perhaps, it brings Apple Pay to those users." - Fortune
Smaller and cheaper is rarely better. "Apple’s new iPhone SE has first-rate features and a relatively low price tag, but its prospects in key markets like China and India may be limited by its diminutive size." - CNET - Roger Cheng & Shara Tibken
"The iPhone SE marks a reversal in the prevailing trend among handset makers who have been supersizing their phones each year. Apple's latest phone is designed to woo those who haven't embraced the larger, 4.7-inch iPhone 6S or who don't have the financial means to buy the most expensive models, which start at $650." - Macworld -
"The launch of the 4-inch iPhone SE not only marks Apple going back to smaller phones, but also indicates a shift in the company’s design philosophy: actually incorporating customer feedback."
Aber warum ist die ein Angriff auf Windows Mobile/Phone? Die Installationszahlen von Windows Phone/Mobile in seinen verschiedenen Ausprägungen sind besonders stark im Industriellen Sektor, wo es um große Stückzahlen geht. Einige Unternehmen warten auch schon gespannt auf Windows 10 Mobile.
Genau hier greift Apple mit dem iPhone SE an, denn das iPhone SE bietet nicht nur einen angepassten Preis, sondern vor allem ein hohes Maß an Investitionssicherheit. Der Wegfall der Versionsnummer darf vermuten lassen, dass dieses Modell nächstes Jahr in einer Version mit der Technik des iPhone 7 erscheinen wird. Bereits jetzt ist dieser Formfaktor seit September 2012 verfügbar und es ist zu vermuten, dass dies noch die nächsten sechs Jahre der Fall sein wird. Eine Zeitspanne, die bislang vermutlich nur das legendäre Nokia 6210 erreicht hat, dessen Kaufargument zum Schluss lediglich war, dass es in eine vorhandene Kfz-Freisprechanlage passte.
Das was damals die KFZ-Freisprechanlage für das 6210 war, ist heute das Ordersystem, die Kasse, die Logistikeinheit des Lieferservices und vieles mehr. Mit NFC, einer guten Kamera und neben dem Finger- auch mit einer ganzen Reihe weiterer Sensoren ausgestattet, bietet es eine gute Basis für viele Industrieanwendungen. Unternehmen können jetzt für Projekte mit sehr langen Rollout-Phasen und zehntausenden von Geräten auf Apple setzen. Und nicht nur der Formfaktor ist stabil, wie kein anderer Anbieter ist es Apple gelungen sicherzustellen, dass das Betriebssystem auf allen Geräten aktuell ist.
Während es Tim Cook gar nicht nötig hatte, Windows 10 Mobile zu erwähnen, wurde interessanterweise der eigentliche Microsoft-Angriff im Rahmen der Vorstellung des neuen iPad Pro erklärt. Hier möchte Apple die 600 Mio. PC’s ersetzen, die älter als 5 Jahre sind. Im Vergleich zum Smartphone Markt sicherlich die größere Herausforderung. (mb)