Teil 5: Einsatz im Unternehmen

iOS 9 - Wichtige Neuigkeiten für Unternehmen

16.07.2015
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Für den Unternehmenseinsatz bietet iOS 9 viele neue Möglichkeiten, die deutlich über den Fähigkeiten von iOS 8 liegen. Eine Übersicht dazu liefert dieser Artikel.

Auf der Keynote zum WWDC hatt Apple wenig über die Funktionen von iOS 9 im Unternehmenseinsatz verraten. Schon im Vorfeld hieß es, Apple würde den Schwerpunkt auf Bugfixes legen. Wie in den ersten vier Teilen dieser Serie jedoch zu lesen war gibt es unter der Haube viele Neuigkeiten. So auch Verbesserungen gegenüber iOS 8 für den Einsatz in Unternehmen.

Apps können in Zukunft nicht mehr nur für eine Apple-ID sondern auch für ein Gerät lizensiert, bereitgestellt beziehungsweise installiert werden.
Apps können in Zukunft nicht mehr nur für eine Apple-ID sondern auch für ein Gerät lizensiert, bereitgestellt beziehungsweise installiert werden.
Foto: Macwelt

Apple hat viele Jahre Erfahrung im Einsatz von iOS Endgeräten in Unternehmen. Mit iOS9 hat Apple auf die Bedürfnisse der Unternehmen reagiert. So kann das Volume Purchase Programm (VPP) ab Herbst auch mit international gemischten Apps umgehen. War es früher dem Unternehmen nur möglich das VPP Programm mit dem Appstore aus einem Land zu nutzen, stieß dies auf Praxisprobleme, gerade bei internationalen Geschäftsstellen.

Auch die Möglichkeit bereits installierte Apps ohne eine Neuinstallation in gemanagte Apps zu überführen, soll mit iOS9 Einzug halten. Diese Umwandlung erfolgt bei Supervised Geräten im Hintergrund, bei normalen Endgeräten durch eine Interaktion mit dem Anwender. Dieser muss den Transfer akzeptieren.

Datenflüsse lassen sich nun ebenfalls kontrollieren. Angefangen bei einer Sperre von AirDrop für verwaltete Apps , über die Sperrung von Screenshots bis hin zu einer Sperrung der Mobilfunkverbindung für Apps.

Native-iOS-VPN-Clients unterstützen Per-App-VPN

Als Apple "Per-App-VPN" eingeführt hatte, war es für mich ein Rätsel warum hierfür spezielle VPN Clients benötigt wurden. Diese Technik war ursprünglich dazu bestimmt feszulegen, welche Bereiche des iOS (Beinhaltet: gemanagte Apps, gemanagte E-Mail-Accounts und/oder definitierte Webdomains) über gesicherte Firmezugänge (VPN) kommunizieren muss. Dies sorgte für eine Absicherung der Datenkommunikation ohne Interaktionsnotwendigkeit durch den Anwender. Der Traffic ungemanagter Anwendungen wie Facebook oder Youtube laufen außerhalb des VPN.

Mit iOS9 fällt der Zwang spezieller Per-App-VPN Kompatibilität weg. Jeder native Apple-VPN-Client kann nun in diesem Zusammenhang genutzt werden. Alleine diese Funktion und die Möglichkeiten der Geräteverwaltung sollten meiner Meinung nach jedes Unternehmen überzeugen, dass App-Wrapping keine zukunftsweisende Technologie mehr darstellt.

Exchange Active Sync v16 (EAS v16) Support

Die Vorstellung des EAS v16 Support kam genau am richtigen Tag. Früher hätte Apple dies nicht supporten können. Das liegt darin begründet, dass Microsoft selbst EAS v16 einen Tag vorher vorgestellt hat. Dies verdeutlicht die gute Zusammenarbeit hinter der Kulisse zwischen Microsoft und Apple. EAS v16 bietet dem Benutzer unter anderem eine verbesserte Kalenderstabilität, die Möglichkeit Dateianhänge im Kalender vorzuhalten oder den Entwürfe-Ordner zu synchronisieren. Ich bin mir sicher, dass Unternehmen diese Möglichkeiten zu schätzen wissen.

Lösungsorientierung im Vordergrund

Mit iOS9 ist eine personenscharfe Apple-ID für das eingesetzte iOS Endgerät nicht mehr notwendig. Apps können in Zukunft nicht mehr nur für eine Apple-ID sondern auch für ein Gerät lizensiert, bereitgestellt beziehungsweise installiert werden.

Dies Adressiert vor allem das Problem von Kassensystemen oder ähnlichen Einsatzorten eines iPads. Aber auch die bis dahin notwendige Anlage von Apple-IDs war für viele Unternehmen ein Dorn im Auge. So konnte man diese nur in einem beschränkten (teilautomatisierten) Umfang anlegen, da die IP-Adresse der Firma meisten nach einer kleinen Anzahl von zeitnah angelegten Apple-IDs bei Apple gesperrt wurde. Hier mussten sich Unternehmen für Zeiträume freischalten lassen.

Gerade für große Unternehmen und Konzerne ein nicht zu untenschätzender Zeitaufwand. Es ist gut dass Apple hier eine Möglichkeit geschaffen hat, diese Probleme zu adressieren. Die Geräte können jetzt lösungsorientiert mit passenden Apps konfiguriert und eingesetzt werden. Vertriebsmitarbeiter, medizinisches Personal, Kassierer und ähnliche Berufsgruppen werden sich freuen.

Apps verdrängen Webseiten

Apps sind für Apple der Mittelpunkt der mobilen Kommunikation. Der Medienbruch zwischen Web und App existiert jedoch für viele Benutzer noch heute. So verschicken Dienstanbieter beispielsweise immer noch eMails mit URLs auf ihr Webangebot. Ein Klick auf den Link öffnet die Webseite in Safari, egal ob eine zugehörige App installiert ist oder nicht.

Entwickler sind mit iOS 9 nun in der Lage ihre Apps für Domänen (Siehe Teil 2, Domänen im SSL Zertifikat) zu registrieren. Wird nun ein Link zu dieser Domäne ausgewählt wird die entsprechende App geöffnet. Dies setzt natürlich voraus, dass der Entwickler mit der ihm, bei App-Start, übergebenen URL umgehen und entsprechend reagieren kann. So profitieren die Benutzer von beispielsweise EFSS (Enterprise File Sync and Share) Systemen, von einer besseren und tieferen Integration. Desktop-Anwender könnte nun mit der URL, der iPhone-Anwender jedoch direkt mit seiner App auf die vierlinkten Daten zugreifen. Diese Technik wird meiner Meinung nach dafür sorgen, dass der Browser immer mehr an Bedeutung verliert. Gerade mit Blick auf Teil 1 dieser Artikelserie wird hier deutlich, welchen Einfluss diese Änderungen auf Suchmaschinenanbieter wie Google haben werden.

FAZIT

Es sind schon einige Zeit vergangen, seitdem Apple die Führung im Markt für mobile Betriebssysteme an Android abgeben musste. Laut einem aktuellen ComScore-Bericht für den US Amerikanischen Markt schwindet der Android Vorsprung jedoch deutlich. Android hat demnach nur noch 52,2 Prozent Marktanteil. iOS konnte sich wieder auf 43,1 Prozent hoch arbeiten. Mit unter zehn Prozentpunkten Abstand wird iOS für Google wieder gefährlicher.

Es ist meine Überzeugung, mit iOS 9 wird sich dies weiter zum Positiven entwickeln. Die Vorherrschaft von Windows als Betriebssystem für Standard PCs hält sich bei 91 Prozent und Mac OS bei 7,54 Prozent. In wie weit sich dies auf einen möglichen Windows 10 mobile Markteintritt gegen Ende 2015 auswirken wird bleibt abzuwarten. iOS9 ist ein ausgereiftes System mit vielen Features, auch für Unternehmen.
Unternehmen können ab Herbst ihre Enterprise-Mobility-Strategie mit der Offenheit und Vielfalt der iOS9 Plattform auf ein Höchstmaß an Produktivität bringen. (bw)

Teil 1: Sicherheit bei Kommunikation und Apps

Teil 2: Digitale Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte

Teil 3: Kommunikation in Netzwerken

Teil 4: Entwickler bekommen neue Wege

Teil 6: Cloud-Dienste für Jedermann

Teil 7: Vergleich zu Android M

Teil 8: Die Apple Watch im Unternehmenseinsatz