Teil 4: Entwickler bekommen neue Wege

iOS 9 - Wichtige Neuigkeiten für Unternehmen

09.07.2015
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
In den bisherigen Teilen habe ich Thesen aufgestellt, die vermitteln sollten, welche Änderungen sich für Unternehmen ergeben. In diesem Teil möchte ich mitteilen, was sich für Entwickler ändert und warum dies eine Auswirkung auf die Jailbreak Community haben könnte

Apple ändert in Zukunft die Möglichkeiten des RollOuts von Apps. War bisher ein Enterprise-AppStore beziehungsweise der Apple AppStore die einzige Möglichkeit, um an Apps zu gelangen, erlaubt Xcode 7 einen neuen Weg. So ist das kompilieren und installieren von Apps ohne den Apple AppStore und ohne die kostenpflichtige Teilnahme an dem Apples Entwickler-Programms möglich. Ein kostenloser Entwickler-Account reicht aus um diesen Vorgang auf den eigenen iOS-Geräten durchzuführen. Selbstgeschriebene iOS- und watchOS-Programme können so auf den eigenen Geräten getestet werden.

Entwickler erhalten auf der Apple-Plattform die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und Open Source Initiativen ohne Gerätekompromitierung legal zu nutzen.
Entwickler erhalten auf der Apple-Plattform die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und Open Source Initiativen ohne Gerätekompromitierung legal zu nutzen.
Foto: ronstick - shutterstock.com

Diese Möglichkeit ähnelt dabei dem unter Android bekannten "side loading". Die Hürden sind jedoch ungleich höher. So arbeitet Xcode 7 nur auf OSX Systemen. Im Gegensatz zu den Möglichkeiten unter Android benötigt der Anwender den zu kompilierenden Quellcode. Dies dürfte, im Vergleich zu den einfachen Möglichkeiten im Android Umfeld, das größte Hindernis für die Nutzung der "side loading" Möglichkeit darstellen. Es gibt jedoch Ausnahmen. So existieren Fälle im Open Source Umfeld bei denen ein derartige RollOut interessant wäre. Auch in den Fällen, in denen eine Distribution über den offiziellen AppStore wahrscheinlich nicht möglich ist können Entwickler den Quellcode bereit stellen, wie zum Beispiel Gameboy-Advance-Emulator GBA4iOS.

Es ist zu erwarten, dass Plattformen wie GitHub in Zukunft zur Distribution von "side loading" fähigen Apps genutzt werden können. Ferner gehe ich davon aus, dass diese Änderung für viele Entwickler interessant sein dürfte, um ihre ersten Schritte auf dem Gerät unternehmen können, ohne die Jahresgebühr von 99 Dollar aufzubringen. Dies dürfte gerade für Schulen und Hochschulen interessant sein um Entwicklerkurse kostengünstig anzubieten.

OSX und iOS machen keinen Unterschied für Entwickler

Bislang mussten Entwickler für OSX und iOS jeweils Mitglied in gleich zwei verschiedenen Entwicklerprogrammen bei Apple sein. Diese Mitgliedschaften hatten bisher über 190 Dollar gekostet. Dies hat sich seit der WWDC am 8 Juni 2015 geändert.

Zum Preis von 99 Dollar bekommen die Entwickler nun eine Mitgliedschaft in beiden Programmen. Dabei stehen den Interessierten alle bisher bekannten Tools und die Möglichkeit OSX sowie iOS Apps im AppStore anzubieten zur Verfügung. Auch die von Apple angebotenen Betaversionen von iOS und OSX stehen den Interessierten wie gewohnt zur Verfügung. Das spart nicht nur Geld. So gehe ich davon aus, dass beispielsweise iOS-Entwickler die Möglichkeiten der OSX Anwendungsentwicklung über diese Zusammenlegung schmackhaft gemacht bekommen.

Gefängnisausbrüche: Wie aus Segen ein Fluch wurde

Die Nutzung von Open Source Tools, die Individualisierbarkeit des Systems oder das Installieren am AppStore vorbei waren Motivatoren für die Verbreitung der Jailbreak-Möglichkeiten. Es geht jedoch schon lange nicht mehr um das Entfesseln von eventuell offiziell nicht erlaubten oder gar von Apple verbotenen Potenzialen in iOS.

Die Nutzung freier und offener Software steht leider nicht mehr im Vordergrund. Diese wird verdrängt durch den ungebremsten Wunsch nach gecrackten Apps. Argumente von "fehlende Light Version" und "ich kann die Software nicht testen" sind häufige Argumente. In Zeiten der möglichen Rückgabe von Apps stellen diese jedoch kein valides Argument mehr dar.

Ich möchte nicht die gesamte Jailbreak-Szene auf gecrackte Apps reduzieren. So möchte ich auch darauf hinweisen das ein großer Teil der Jailbreak-Community sich scharf von Raubkopien distanziert. Der Cydia-Store ist eine Quelle an interessanter Software, die sogar gegen Geld dort erworben werden kann.

So sind hier die folgenden Tools durchaus beliegt und stellen keine Raubkopien dar:

  • Airblue Sharing (Dateien über Bluetooth versenden)

  • Haptic pro (Vibration als Feedback der Systemtastatur)

  • ProTube (Anzeige und Download von Youtube Videos in HD)

  • Speak Notifikation (Vorlesen eingehender Benachrichtigungen)

Jailbreaks werden jedoch trotzdem immer mehr für den Einsatz von Raubkopien aus dubiosen Quellen genutzt. Sie entwickelten sich zum einen zu einer Bedrohung für App-Entwickler wegen einbrechender Einnahmen. Auf der anderen Seite bedrohen sie die Sicherheit der iOS Plattform als solche durch Nachrichtendienste, Maleware und so weiter.

Auch wenn die stetig auftauchenden Jailbreaks den positiven Effekt haben, dass Apple in der Lage ist Schwachstellen vorgeführt zu bekommen, die mit Updates zu beheben sind, bleibt ein fader Beigeschmack bei der Nutzung dieser Systemkompromitierung.

Ich gehe daher davon aus, dass die technisch versierten Anwender, denen es tatsächlich um Software geht, die oben beschriebene "side loading" Technik nutzen. Wenn sich dies in der Szene verbreitet, kombiniert mit den in Teil 1 beschriebenen Maßnahmen, die eine Herausforderung für Raubkopierer darstellt, gehe ich davon aus, dass App-Entwickler wieder mehr "ehrliche" Kunden bekommen.

Fazit

Apple macht seine Plattform immer interessanter. Entwickler beziehungsweise versierte Anwender erhalten die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und Open Source Initiativen ohne Gerätekompromitierung legal zu nutzen. (bw)

Teil 1: Sicherheit bei Kommunikation und Apps

Teil 2: Digitale Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte

Teil 3: Kommunikation in Netzwerken

Teil 5: Einsatz im Unternehmen

Teil 6: Cloud-Dienste für Jedermann

Teil 7: Vergleich zu Android M

Teil 8: Die Apple Watch im Unternehmenseinsatz