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Interop 2022 plant mehr Standards im Web

07.03.2022
Von 
Der freie Autor Jonny Evans betreibt den Apple Holic-Blog auf der Website der Computerworld.
Apple arbeitet mit Google, Microsoft, Mozilla und anderen zusammen, um Web-Design-Technologien einheitlich zu gestalten. Webfunktionen und APIs sollen gleich funktionieren, unabhängig davon, welchen Webbrowser ein Nutzer verwendet.

Manche Browser handhaben Webtechnologien auf unterschiedliche Weise. Für Anwender, die mit verschiedenen Browsern arbeiten, bedeutet das jedesmal ein Umdenken in der Nutzung. Aber wenn es um Entwickler geht, insbesondere wenn im Enterprise-Bereich konsistente Web-Schnittstellen für verschiedene Plattformen, Produkte und Browser erstellt werden sollen, führt diese Tatsache häufig zu Ärger.

Nicht immer steckt hinter jedem Website Button in verschiedenen Browsern die selbe Funktionalität.
Nicht immer steckt hinter jedem Website Button in verschiedenen Browsern die selbe Funktionalität.
Foto: SiuWing - shutterstock.com

Es sieht so aus, als ob Browser-Entwickler das Problem allmählich erkennen - zumindest könnte man so die Gründung der Iniative Interop 2022 erklären.

Was ist Interop 2022?

Das Ziel der von Apple, Google, Bocoup, Microsoft, Mozilla sowie den beiden Softwareberatungsunternehmen Bocoup und Igalia gegründeten Interop 2022-Allianz ist es, herauszufinden, wie Webstandards von den verschiedenen Anbietern implementiert werden. Sie knüpft dabei an ähnliche Arbeiten an, die im Rahmen der Compat 2021-Zusammenarbeit stattfanden. Interop 2022 will dafür sorgen, dass Webanwendungen, die auf gemeinsamen Standards basieren, auf allen Geräten, Plattformen und Betriebssystemen der Welt gleich funktionieren und gleich aussehen. Mit etwas Glück können sich Webentwickler eines Tages darauf verlassen, dass die von ihnen bereitgestellten Erfahrungen für alle Benutzer konsistent sind.

"Die Hoffnung ist, dass wir uns auf eine Zukunft zubewegen können, in der wir wissen, wie wir diese Bereiche interoperabel machen, die relevanten Webstandards für sie aktualisieren und sie mit Tests messen können, wie wir es mit den Schwerpunktbereichen tun", beschreibt Mozilla sein Ziel.

Interop 2022 testet 15 Webplattform-Spezifikationen und drei noch nicht vollständig entwickelte Funktionen. Getestet werden Kaskadenebenen, Farbräume, CSS-Farbfunktionen, Scrolling und mehr. Verbesserungen in all diesen Bereichen werden wahrscheinlich von Entwicklern, Benutzern und Plattformbetreibern gleichermaßen begrüßt werden.

Sie können die aktuellen Ergebnisse hier und das Test-Dashboard hier einsehen.

Warum Interop 2022?

Die Antwort ist ganz einfach: Es wird nur das Benutzererlebnis bzw. das Design betrachtet, anstatt tiefer in den Browsercode einzudringen. Das bedeutet, dass die Browser-Entwickler ihren Konkurrenten keinen Zugang zu Kernfunktionen gewähren müssen.

Interessant ist, dass dieser Versuch in dem Moment auftaucht, in dem sich eine Gruppe von Webentwicklern zusammengefunden hat, um sich über die Einschränkungen des iOS Webkits zu beschweren. Dabei geht es vorwiegend darum, dass Entwickler anderer Browser WebKit verwenden müssen und nicht ihre eigene Technologie nutzen können. Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, dass Apple diesem Antrag zustimmt, nicht nur, weil dadurch die Einschränkungen von Safari noch stärker hervortreten würden, sondern auch, weil dies Auswirkungen auf die Leistung der Hardware, die Sicherheit und die Akkulaufzeit haben könnte.

Dies mag für Apples Beteiligung an Interop 2022 relevant sein oder auch nicht, aber alles, was dazu beiträgt, dass verschiedene Browser einheitlicher funktionieren, trägt wahrscheinlich dazu bei, die Kritik zu entschärfen.

Das sagt Apple

Jen Simmons, Apple Evangelist for Web Developer Experiences, schrieb auf der WebKit-Seite: "Alle diese Technologien sind wichtig für Apple und für jeden, der an WebKit arbeitet. Uns liegt sehr viel an der Funktionalität des Webs und an konvergenten Implementierungen von Webstandards. Wir begrüßen die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen in den vielen Organisationen für Webstandards und in Interop 2022, um das Web so interoperabel wie möglich zu machen. Denn so werden Websites und -anwendungen am besten für die Menschen funktionieren, auf die es am meisten ankommt - Menschen, für die das Web täglicher Bestandteil ihres Lebens ist."

Kritiker werden hier sicher anmerken, dass Apple nicht die Implementierung einiger Web-APIs beschleunigt hat, mit deren Hilfe Entwickler Web-Apps erstellen könnten, die mit nativen iOS-Apps konkurrieren. Apple ist allerdings nicht der einzige Nachzügler bei der Umsetzung einiger Standards. Auch Google ist ins Straucheln geraten, insbesondere im Bereich des Datenschutzes.

(bw)

Dieser Artikel basiert auf einem Bericht unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.