50 Mitarbeiter aus 15 Ländern

Internationale Teams lösen Fachkräftemangel

18.11.2014
Aus 17 Ländern kommen die gut 50 Mitarbeiter des Münchner IT-Dienstleisters Pentos. Vorstandschef Nikolaus Krasser hat aus der Not eine Tugend gemacht: Er setzt bewusst auf internationale Teams.

"Wir schauen auf den Menschen, nicht auf die Nationalität", gibt Firmengründer Krasser die Richtung vor. Er will nicht in den Chor der Firmen- und Verbandsvertreter einstimmen, die vom eklatanten Fachkräftemangel in der IT-Branche sprechen. Natürlich weiß er, dass er als kleiner Mittelständler nicht mit Hunderten Bewerbungen auf offene Stellen rechnen kann.

Nikolaus Krasser, Pentos: „Unsere internationale Belegschaft ist zu einem Wettbewerbsfaktor geworden, weil wir in weltweiten Projekten punkten können.“
Nikolaus Krasser, Pentos: „Unsere internationale Belegschaft ist zu einem Wettbewerbsfaktor geworden, weil wir in weltweiten Projekten punkten können.“
Foto: Pentos

Umso kreativer und mutiger ist er das Recruiting-Thema angegangen. Im Jahr 2000, als Krasser Pentos gründete, konnte er die ersten Mitarbeiter aus seinem persönlichen Netzwerk einstellen. Darüber hinaus führte er Praktikanten und Werkstudenten an sein junges Unternehmen heran. Diese Maßnahmen stießen jedoch nach etwa zwei Jahren an ihre Grenzen - auch angesichts des kontinuierlich starken Wachstums. Als Krasser zu dieser Zeit ein Bewerbungsgespräch mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin aus Kroatien führte, die in München auf Jobsuche war, war er schnell überzeugt und stellte sie ein. Auch heute noch arbeitet sie bei Pentos.

Krasser entschied sich nach den guten ersten Erfahrungen, es weiter mit ausländischen Fachkräften zu versuchen. Heute hat sein rund 50 Personen starkes Unternehmen einen Ausländeranteil von fast 50 Prozent mit Beschäftigten aus 17 Nationen - das dürfte im Mittelstand eher die Ausnahme sein. "Bewerber aus dem Ausland sind nicht nur oft qualifiziert und hochmotiviert, sie bringen auch neue Impulse ins Unternehmen", bilanziert Ralph Reinemann, der bei Pentos als Berater und Personalverantwortlicher fungiert.

Deutschkurs bezahlt das Unternehmen

Krasser hat mit seinem internationalen Denken zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Er hat sein Fachkräfteproblem gelöst und kann sich an weltweiten Ausschreibungen beteiligen. "Unsere Fachkräfte sind zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden, weil wir mit ihnen in internationalen Projekten punkten", freut sich der Manager. Obwohl recht klein, gehört Pentos weltweit zu SAPs wichtigsten Implementierungspartnern für die zugekaufte HR-Software SuccessFactors.

Ralph Reinemann, Pentos: „Ausländische Mitarbeiter sind qualifiziert und motiviert und bringen neue Impulse ins Unternehmen.“
Ralph Reinemann, Pentos: „Ausländische Mitarbeiter sind qualifiziert und motiviert und bringen neue Impulse ins Unternehmen.“
Foto: Pentos

Wenn Pentos neue Mitarbeiter einstellt, kommt es vor allem darauf an, dass "die Leute zusammenpassen", wie es Reinemann formuliert. Angesichts des multikulturellen Klimas steht Teamfähigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste des Arbeitgebers, dazu kommen Flexibilität, Veränderungsbereitschaft und "Herzblut", so der Personalexperte. Gesprochen wird Deutsch und Englisch. Wer in Deutsch nicht fit genug ist, kann sich zu einem Sprachkurs anmelden. Die Kosten übernimmt das Unternehmen.

Pentos hilft den Neuzugängen auch bei Behördengängen, in Steuerfragen oder bei der Wohnungssuche. Reinemann spricht von einer "ausgeprägten Willkommenskultur" seines Unternehmens, das konsequent auf die Integration seiner ausländischen Kollegen setze. Im Rahmen eines Mentoring-Programms bekommen neue Mitarbeiter aus dem Ausland einen "People-Manager" an die Seite gestellt, den sie selbst auswählen und bei Bedarf auch wechseln können. Reinemann betont aber auch, dass Pentos keine institutionalisierten Prozesse für die kulturelle Einarbeitung einführen wolle. Die Individualität jedes Menschen zu respektieren, sei ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur.