"Wir schauen auf den Menschen, nicht auf die Nationalität", gibt Firmengründer Krasser die Richtung vor. Er will nicht in den Chor der Firmen- und Verbandsvertreter einstimmen, die vom eklatanten Fachkräftemangel in der IT-Branche sprechen. Natürlich weiß er, dass er als kleiner Mittelständler nicht mit Hunderten Bewerbungen auf offene Stellen rechnen kann.
Umso kreativer und mutiger ist er das Recruiting-Thema angegangen. Im Jahr 2000, als Krasser Pentos gründete, konnte er die ersten Mitarbeiter aus seinem persönlichen Netzwerk einstellen. Darüber hinaus führte er Praktikanten und Werkstudenten an sein junges Unternehmen heran. Diese Maßnahmen stießen jedoch nach etwa zwei Jahren an ihre Grenzen - auch angesichts des kontinuierlich starken Wachstums. Als Krasser zu dieser Zeit ein Bewerbungsgespräch mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin aus Kroatien führte, die in München auf Jobsuche war, war er schnell überzeugt und stellte sie ein. Auch heute noch arbeitet sie bei Pentos.
Krasser entschied sich nach den guten ersten Erfahrungen, es weiter mit ausländischen Fachkräften zu versuchen. Heute hat sein rund 50 Personen starkes Unternehmen einen Ausländeranteil von fast 50 Prozent mit Beschäftigten aus 17 Nationen - das dürfte im Mittelstand eher die Ausnahme sein. "Bewerber aus dem Ausland sind nicht nur oft qualifiziert und hochmotiviert, sie bringen auch neue Impulse ins Unternehmen", bilanziert Ralph Reinemann, der bei Pentos als Berater und Personalverantwortlicher fungiert.
Deutschkurs bezahlt das Unternehmen
Krasser hat mit seinem internationalen Denken zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Er hat sein Fachkräfteproblem gelöst und kann sich an weltweiten Ausschreibungen beteiligen. "Unsere Fachkräfte sind zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden, weil wir mit ihnen in internationalen Projekten punkten", freut sich der Manager. Obwohl recht klein, gehört Pentos weltweit zu SAPs wichtigsten Implementierungspartnern für die zugekaufte HR-Software SuccessFactors.
Wenn Pentos neue Mitarbeiter einstellt, kommt es vor allem darauf an, dass "die Leute zusammenpassen", wie es Reinemann formuliert. Angesichts des multikulturellen Klimas steht Teamfähigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste des Arbeitgebers, dazu kommen Flexibilität, Veränderungsbereitschaft und "Herzblut", so der Personalexperte. Gesprochen wird Deutsch und Englisch. Wer in Deutsch nicht fit genug ist, kann sich zu einem Sprachkurs anmelden. Die Kosten übernimmt das Unternehmen.
Pentos hilft den Neuzugängen auch bei Behördengängen, in Steuerfragen oder bei der Wohnungssuche. Reinemann spricht von einer "ausgeprägten Willkommenskultur" seines Unternehmens, das konsequent auf die Integration seiner ausländischen Kollegen setze. Im Rahmen eines Mentoring-Programms bekommen neue Mitarbeiter aus dem Ausland einen "People-Manager" an die Seite gestellt, den sie selbst auswählen und bei Bedarf auch wechseln können. Reinemann betont aber auch, dass Pentos keine institutionalisierten Prozesse für die kulturelle Einarbeitung einführen wolle. Die Individualität jedes Menschen zu respektieren, sei ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur.
- Die erste Zeit im neuen Job - Tipps von Ulrike Rheinberger
Ulrike Rheinberger, Beraterin und Führungskräfte-Coach aus dem Berliner Büro Peak8, rät: „Spring nicht weiter, als Du sehen kannst!“ Sie gibt bei einem Wechsel sechs Tipps mit auf den Weg. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten. - Tipp 1: Offen sein für Neues
Sich auf Veränderungen einstellen. Nicht erwarten, dass alles so läuft, wie man es kennt. - Tipp 2: die ungeschriebenen Regeln lernen
Sich Zeit nehmen, das Unternehmen zu beobachten. Welche ungeschriebenen Regeln gibt es, welche Mittagessen-Rituale? Erst verstehen, dann handeln. - Tipp 3: Für Rückendeckung sorgen
Den Schulterschluss mit dem Vorgesetzten suchen. Regelmäßige Kommunikation ist wichtig. "Der Neue" muss wissen, dass er Veränderungen mit der Rückendeckung des Vorgesetzten angehen kann, falls die Mitarbeiter mauern. - Tipp 4: Verbündete suchen
Innerhalb des neuen Teams Verbündete suchen. Auch hier gilt: erst einmal beobachten. Keine zu frühen Koalitionen bilden. - Tipp 5: Nicht den Vorgänger schlecht machen
Nicht den Vorgänger schlecht machen. Das wollen die Mitarbeiter nicht hören. Es ist wichtig, das Vorgefundene mit Wertschätzung zu betrachten. - Tipp 6: Sich die neuen Stärken bewusst machen
Change kann Stress auslösen. Aber wer Veränderungen bewältigt, generiert eine Kompetenz per se und bereichert das eigene Leben. Das darf man sich ruhig einmal bewusst machen.