Schwacher Ausblick

Intel-Zahlen enttäuschen

29.07.2022
Von Redaktion Computerwoche
Nach schwachem Geschäftsverlauf im zweiten Quartal ist Chiphersteller Intel in die roten Zahlen gerutscht.
Der neue Intel-Chef Pat Gelsinger hat Sorgen. Vielleicht zaubert ihm US-Präsident Joe Biden wieder ein Lächeln ins Gesicht, wenn er die Subventionen für neue Chipfabriken fließen lässt.
Der neue Intel-Chef Pat Gelsinger hat Sorgen. Vielleicht zaubert ihm US-Präsident Joe Biden wieder ein Lächeln ins Gesicht, wenn er die Subventionen für neue Chipfabriken fließen lässt.
Foto: Intel

Der Prozessor-Riese meldete für die drei Monate von April bis Juni einen überraschend starken Umsatzrückgang von 22 Prozent auf 15,3 Milliarden Dollar im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Wallstreet-Analysten hatten im Mittel mit Einnahmen von 17,92 Milliarden Dollar gerechnet - so war ein zweistelliger Kurseinbruch an der Börse die Folge. Zum ersten Mal seit vielen Jahren musste Intel für ein Quartal einen Nettoverlust ausweisen. Unter dem Strich stand ein Minus von 454 Millionen Dollar, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von fünf Milliarden Dollar berichtet worden war.

Auch die Aussichten sind düster: Intel erwartet im laufenden Quartal einen Umsatz von 15 bis 16 Milliarden Dollar, an der Wall Street war aber mit 18 Milliarden kalkuliert worden. Im Gesamtjahr sollen statt der bislang veranschlagten 73 bis 79 Milliarden Dollar nur noch 65 bis 68 Milliarden eingenommen werden. Die Prognose für den Non-GAAP-Gewinn pro Aktie liegt für das Jahr 2022 nur noch bei 2,30 Dollar - 57 Prozent unter der bisherigen Vorhersage.

Gelsinger räumt "Execution-Probleme" ein

CEO Pat Gelsinger zeigte sich denn auch angemessen enttäuscht: "Die Ergebnisse dieses Quartals lagen unter den Standards, die wir uns für das Unternehmen und unsere Aktionäre gesetzt haben", sagte er. Intel leide unter dem derzeit angespannten Wirtschaftsklima, der rückläufigen Nachfrage nach PCs und unter hausgemachten "Execution-Problemen". Finanzchef David Zinsner beteuerte, Intel unternehme alles, um mit dem derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld fertig zu werden. Dazu gehöre insbesondere eine beschleunigte Umsetzung der Smart-Capital-Strategie. Der Chiphersteller hatte diesen Namen für einen im Februar 2022 präsentierten Ansatz gewählt, wie er sein künftiges Wachstum finanzieren, die Flexibilität verbessern und höhere Investitionsrenditen erzielen will.

Der PC-Markt präsentierte sich im zweiten Quartal von einer ganz schwachen Seite - ein Grund für die Probleme von Intel.
Der PC-Markt präsentierte sich im zweiten Quartal von einer ganz schwachen Seite - ein Grund für die Probleme von Intel.
Foto: Gartner

Intels Client Computing Group, die für den Verkauf von PC-Prozessoren verantwortlich ist, musste im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang von 25 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar hinnehmen. Auch die Datacenter and AI Group (DCAI) blieb mit Erlösen von 4,6 Milliarden Dollar um 16 Prozent weit unter Plan, hier brach das Betriebsergebnis um 90 Prozent ein. Besser lief es für die Network and Edge Group (NEX), die 2,3 Milliarden Dollar erlöste, ein Plus von elf Prozent. Die vergleichsweise kleine Unternehmenstochter Mobileye schaffte sogar ein Umsatzplus von 41 Prozent auf 460 Millionen Dollar.

PC- und Data-Center-Geschäfte leiden unter Konjunktureinbruch

Bei Intel hieß es, dass PC- und Data-Center-Geschäfte besonders unter den ungünstigen Marktbedingungen zu leiden hätten. Finanzchef Zinsner erinnerte an den COVID-19-Ausbruch in China mit seinen verheerenden Folgen für die weltweiten Lieferketten. Doch auch die konjunkturbedingt schwache Nachfrage habe die Geschäfte beeinträchtigt. Gelsinger gab zu, dass interne "Umsetzungsprobleme" ebenfalls eine Ursache gewesen seien.

Der CEO frohlockte angesichts des parteiübergreifend beschlossenen "CHIPS-Act", das in den USA vom Senat als auch vom Repräsentantenhaus gebilligt wurde und in Kürze von Präsident Joe Biden unterzeichnet werden dürfte. Damit werden 52 Milliarden Dollar an öffentlichen Geldern bereitgestellt, um den Bau von Chipfabriken auf amerikanischem Boden zu subventionieren. Auch bei den geplanten Intel-Fabriken in Magdeburg wird der deutsche Staat seine Schatulle öffnen. Gleichzeitig will Intel angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit und der sinkenden Nachfrage seine Investitionen kürzen.

Server-Portfolio wird umgebaut

"In den kommenden Jahren, in denen wir unser Server-Produktportfolio umbauen werden, erwarten wir, langsamer zu wachsen als der Rechenzentrumsmarkt insgesamt", warnte Gelsinger. "Wir konzentrieren uns einzig und allein darauf, die Leistungs- und Kostenführerschaft über alle Workloads und Anwendungsfälle hinweg zurückzugewinnen - von der Unternehmens-IT bis hin zur Cloud." (hv)