Intel will mindestens 20 Milliarden Dollar in zwei neue Chipfabriken in der Nähe von Columbus, Ohio, investieren. Das Unternehmen plant angesichts der weltweit extrem starken Nachfrage nach Halbleitern, im Rahmen der 2021 angekündigten Strategie IDM 2.0 seine Fertigungskapazitäten signifikant auszubauen. Im vergangenen Jahr hatte der Hersteller unter der neuen Führung von CEO Pat Gelsinger Investitionen in Höhe von mehr als 100 Milliarden Dollar angekündigt.
Die Planung für die ersten beiden Fabriken soll sofort beginnen, noch in diesem Jahr werde der Baubeginn erfolgen, hieß es. Die Produktion wird demnach voraussichtlich 2025 in Betrieb gehen. Das Unternehmen steckt außerdem 100 Millionen Dollar in Partnerschaften mit diversen Universitäten und Bildungseinrichtungen, um auf genügend Talente zurückgreifen und die Forschungsprogramme in der Region unterstützen zu können. Intel denkt an die Errichtung eines kleinen Halbleiter-Städtchens auf 20 Quadratkilometern US-amerikanischen Bodens, um die Abhängigkeiten von asiatischen Lieferanten und Fertigungsstätten zu reduzieren.
Die Politik applaudiert
Im Weißen Haus kamen die Pläne sehr gut an, sie entsprächen den Bemühungen der USA, die wettbewerbskritische Chipherstellung im eigenen Land zu forcieren. Die Regierung in den Vereinigten Staaten ist ähnlich wie die europäischen Staaten an einer verlässlichen Versorgung mit der Querschnittstechnologie interessiert, zumal große Teile der Produktion in kostengünstiger produzierende Länder Asiens abgewandert waren. Unzuverlässige Lieferungen sowie die aktuellen Supply-Chain-Probleme hatten die Abhängigkeit zuletzt schmerzhaft deutlich werden lassen.
In Europa will Intel, wie bereits im Sommer 2021 bekanntgegeben, ebenfalls im großen Stil investieren. Noch ist allerdings nicht bekannt wo. Offenbar pokert das Unternehmen noch um Subventionen und günstige Standortbedingungen. Im vergangenen Jahr hieß es lediglich, zunächst sollten 20 Milliarden Dollar in den Aufbau eines europäischen Produktionsstandorts fließen, im Laufe der kommenden zehn Jahre dann weitere 80 Milliarden Dollar.
Gelsinger war Anfang 2021 von VMware zu Intel gewechselt. Der Topmanager, der schon zuvor einmal im Intel-Management gearbeitet hatte, übernahm den Auftrag, den im Wettbewerb abgesackten Konzern wieder zurück in die Erfolgsspur zu führen. Intel soll wieder der führende Prozessorhersteller und Chipdesigner werden, eine Position, die durch Wettbewerber wie Nvidia, AMD und vor allem Samsung Electronics zuletzt stark in Frage gestellt worden war.
Tausende neue Arbeitsplätze entstehen
Nach Angaben des "Wall Street Journals" soll die Intel-Anlage in Ohio rund 3.000 Dauerarbeitsplätze schaffen. Weitere 7.000 Jobs dürften im Baugewerbe und Zehntausende weiterer Arbeitsplätze im Supportbereich entstehen.
Angesichts der anhaltend hohen Chipnachfrage aus den verschiedensten Branchen und der großen Bereitschaft vieler Regierungen, dieses Geschäftsfeld kräftig zu subventionieren, wollen auch Intels Wettbewerber Gas geben. Letztes Jahr kündigte Samsung an, in den nächsten drei Jahren mehr als 205 Milliarden US-Dollar in Produktionsstätten, darunter vor allem für die Chipherstellung, investieren zu wollen. Eine konkrete Investition von 17 Milliarden Dollar wurde für den Standort Taylor, Texas, angekündigt.
Wie das Journal berichtet, will auch Taiwan Semiconductor Manufacturing, der weltgrößte Auftragsfertiger von Chips, in den kommenden drei Jahren 100 Milliarden Dollar für den Ausbau der Produktionskapazitäten auszugeben. Andere Chip-Unternehmen wie der Speicherchip-Hersteller Micron Technology und Texas Instruments haben ebenfalls Investitionspläne bekannt gegeben. (hv)