Budget für IoT und Big Data

Innovationen scheitern an mangelndem Know-how

27.09.2017
Von   
Tillmann Braun ist freier Journalist und Kommunikationsberater für non-profit Organisationen und Unternehmen. Sein Fachgebiet sind innovative IT-Lösungen für die Vernetzung von Menschen und Maschinen. Zu seinen Spezialthemen gehören intelligente (Heim-)Netzwerke, Machine-to-Machine-Kommunikation, Mobile Payment, IT-Strategien und vielfältig einsetzbare Kommunikationssysteme.
Der Erfolg von Unternehmen ist häufig an deren Innovationskraft gekoppelt. Nur wer mit der Zeit geht, ist auch langfristig erfolgreich. Den meisten Unternehmen scheint dies bewusst zu sein.

Laut einer neuen Deloitte-Befragung unter mehr als 150 CIOs und dem Top-Management aus allen Sektoren im Bereich Innovationen werden die entsprechenden Ausgaben in den Unternehmen von heute 166 Milliarden Euro bis 2019 auf 175 Milliarden Euro steigen. Doch obwohl die Investitionen um 9 Milliarden Euro zulegen werden, sieht sich nur die Hälfte der Befragten Unternehmen ausreichend für die Zukunft gerüstet.

Viele Unternehmen ist die Bedeutung von Innovationskraft bewusst, sie kämpfen jedoch mit der Umsetzung.
Viele Unternehmen ist die Bedeutung von Innovationskraft bewusst, sie kämpfen jedoch mit der Umsetzung.
Foto: Sunny studio - shutterstock.com

Rund 50 Prozent der Firmen beschäftigen sich dabei vorrangig mit digitalen Technologien und Prozessen wie Big-Data-Analysen, Cloud-Computing- und Internet-of-Things-Lösungen. Allerdings auch das längst nicht so intensiv, wie es möglich wäre. Denn von den insgesamt zehn Innovationsarten, die in der Studie überprüft wurden, nutzen fast zwei Drittel der Befragten nur maximal drei. Die Hauptgründe für die mangelnde Umsetzung sind für viele vor allem Zeitmangel sowie fehlendes Know-how bezüglich der heute zur Verfügung stehenden digitalen Technologien und Prozesse.

"Deutschland ist von einer Innovationstradition der Ingenieure geprägt", sagt Nicolai Andersen, Leiter Innovation in EMEA bei Deloitte. Es lohne sich aber, dieses Denken zu hinterfragen. "Die Digitalisierung stellt viele bisherige Innovationsstrategien auf den Kopf", so Andersen weiter. "In puncto Innovationsfähigkeit und -kultur sind deshalb neue Ansätze gefragt. Wie die Studie zeigt, kämpfen aber viele Unternehmen hierzulande noch mit der Anwendung in der Praxis."

Starke Veränderungen im Markt erwartet

Wie wichtig die Digitalisierung ist, scheint den meisten Unternehmen in Deutschland bewusst zu sein. Drei Viertel der befragten Firmen rechnen mit starken Veränderungen im Markt, weshalb nicht zuletzt 86 Prozent ihre Innovationsbudgets weiter erhöhen wollen. Gleichzeitig scheint den Unternehmen aber ebenfalls bewusst zu sein, dass mehr Ausgaben nicht automatisch zu mehr Erfolg führen. Insgesamt sieht sich gerade mal ein Drittel gut vorbereitet. Dabei existieren je nach Größe und Branche allerdings deutliche Unterschiede bei der Einschätzung. Während Technologiefirmen und Finanzdienstleister erwartungsgemäß bereits weiter zu sein scheinen, hinken die meisten anderen Industrien hinterher. Dass sich Konzerne derzeit noch weniger gut vorbereitet sehen als der Mittelstand, dürfte damit zu tun haben, dass Konzerne traditionell länger benötigen, große Umwälzungen umzusetzen.

Big-Data-Analysen und IoT: "Hochrelevant", aber kaum implementiert

Wie die Studie zeigt, konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf Big-Data-Analysen, Cloud Computing und das Internet of Things. Beim IoT und dem Themenkomplex Machine Learning besteht das höchste Implementierungspotenzial. Das bedeutet: Unternehmen betrachten die Technologien als hochrelevant, haben aber noch keine konkreten Pläne zu deren Implementierung entwickelt. Das trifft auf immerhin bis zu 20 Prozent der Firmen zu.

Laut Deloitte gelingt lediglich jedem vierten Unternehmen der Übersetzungserfolg von Trends in Innovationen. Brancheninsider verwundert das nicht. "Während die meisten Unternehmen bereits erkannt haben, wie wichtig das Internet of Things und Big Data Analytics für ihre Zukunftsfähigkeit sind, mangelt es zumeist an der notwendigen Man-Power und dem Know-how, um die einzelnen Projekte auch umzusetzen", erklärt Oliver Hüttig, Vorstand beim Software- und Beratungsunternehmen Cocus AG, das sich auf IoT-Projekte spezialisiert hat. "Die meisten Unternehmen sind mittlerweile sehr gut darin, Pläne selbst zu entwickeln. Doch nur in den seltensten Fällen verfügen sie auch über sämtliche Kompetenzen, die bei der Umsetzung von IoT-Projekten oder Big-Data-Lösungen notwendig sind."

Klein anfangen und Schritt für Schritt weiter

Zudem wissen einige Unternehmen nicht, wie sie größere Umwälzungen einläuten sollen und fühlen sich von der schieren Größe des Unterfanges überwältigt. Der Tipp von Oliver Hüttig lautet daher: "Auch große Pläne und Projekte beginnen mit einem ersten Schritt. Statt alles auf einmal zu wollen, macht es oftmals Sinn, bei der konkreten Implementierung klein anzufangen, um die ersten wichtigen Dinge schnell umgesetzt zu bekommen. Ist das erfolgreich geschehen, geht es zügig Schritt für Schritt weiter, bis am Ende all das erfolgreich implementiert wurde, was anfangs wie ein unbezwingbarer Berg aussah", empfiehlt der Cocus-Vorstand. Dass Pläne und erhöhte Budgets allein keine Veränderung in den Unternehmen bringen, zeigt sich schließlich deutlich an der neuen Delloitte-Studie.