Der Begriff "Innovation" leitet sich von dem lateinischen Verb innovare ab, was wörtlich übersetzt erneuern bedeutet. Wenn wir von Innovationen sprechen, meinen wir in der Regel neue Ideen und Erfindungen. Aber eine Innovation wird nicht nur durch die Neuartigkeit bestimmt, sondern sie muss auch einen Bedarf decken. Das bedeutet, sie muss aus der Sicht des Anwenders nützlich erscheinen. Der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter definiert den Begriff Innovation bereits in seiner Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von 1911 als die "Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen Neuerung im Produktionsprozess". Die Innovation ist also ein gezielter Veränderungsprozess hin zu etwas Neuem. Neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse, die den Markt durchdringen und erfolgreich angewendet werden, können als Innovationen bezeichnet werden.
Innovationen in der Digitalbranche
Die Branche der Informations- und Kommunikationstechnik ist eine der innovativsten in Deutschland. Wesentlicher Treiber dafür ist die immer stärkere Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die praktisch vor keinem Bereich haltmacht. Ob in der Logistik, dem Anlagen- und Maschinenbau, der Automobil- und der Gesundheitswirtschaft oder in den Bereichen Finanzwirtschaft, Kultur- und Kreativwirtschaft, Verkehr, Energie und Bildung - überall krempeln digitale Innovationen die Arbeitsprozesse um, werden digitale Geschäftsmodelle etabliert und moderne IKT-Unternehmen aufgebaut. Nach Angaben des Monitoring Report - Wirtschaft Digital 2015 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) lag im Jahr 2013 die Innovatorenquote, also der Anteil an Unternehmen, die innerhalb eines gewissen Zeitraums zumindest ein neues Produkt oder einen neuen Prozess eingeführt haben, in der deutschen IKT-Branche bei 74 Prozent. Dies ist im Branchenvergleich der zweithöchste Wert, nach der Chemie- und Pharmaindustrie, die mit 76 Prozent einen nur geringfügig höheren Wert aufweist.
IKT-Gründungsrate weit überdurchschnittlich
Gründerinnen und Gründer sind Träger von Innovationen, und jedes neue Startup fördert das Innovationskapital in Deutschland. 15,9 Prozent der Startups in Deutschland kommen mit einem Produkt beziehungsweise einer Dienstleistung auf den Markt, die sich als Neuheit auf dem regionalen, deutschen oder weltweiten Markt bezeichnen lässt. Ausgründungen, deren Ideen auf modernen Informations- und Kommunikationstechnologien basieren, zählen heute zu den wichtigsten Motoren der Wirtschaft. Ein Startup wird dabei laut dem Deutschen Startup Monitor (DSM) unter anderem als technologieorientiertes und/oder innovatives Unternehmen definiert, das jünger als zehn Jahre sein muss.
- Wie innovativ sind die IT-Bereiche?
Wie innovativ sind die europäischen IT-Bereiche? Das wollte der Managed-Service-Provider Claranet für die vierte Augabe seines "Research Report" wissen. Er fragte 900 (IT-)Entscheidungsträger in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Portugal und den Benelux-Ländern nach ihrem Rollenverständnis und der Bedeutung von Innovationen im Unternehmen. - Gibt es bei Ihnen ein Innovationsprogramm?
In einer europaweiten Umfrage antworten auf diese Frage erstaunlich viele deutsche IT-Entscheider mit „Ja“. In Frankreich und vor allem in Spanien behaupten allerdings noch mehr Teilnehmer, dass bei ihnen ein solches Programm existiert. Groß ist überall der Anteil der Firmen, die sich mit entsprechenden Plänen beschäftigen. - Wer treibt die Innovationen voran?
Dem Claranet Research Report zufolge treiben vor allem die IT-Bereiche Innovationen voran. Im europäischen Mittel folgen Operations und Marketing. Bei uns und in Großbritannien spielt auch das Produkt-Management eine Rolle. - Digitale Strategie?
Vor allem spanische, französische und deutsche Unternehmen folgen einer digitalen Strategie. Im europäischen Durchschnitt haben knapp neun von zehn Unternehmen einen Masterplan für die Digitalisierung. - Wie ausgeprägt ist das innerbetriebliche Verständnis?
Business-Innovationen erfordern Verständnis zwischen IT und Fachbereichen. Besonders gut funktioniert das im operativen Betrieb, eher schlecht in der Zusammenarbeit mit HR. - Womit verbringen IT-Bereiche ihre Arbeitszeit?
Hierzulande widmen die IT-Bereiche dem Thema Innovation zwölf Prozent der gesamten Arbeitszeit. Das ist viel im europäischen Durchschnitt, aber immer noch zu wenig.
Im Jahr 2014 gab es 6700 Unternehmensgründungen in der IKT-Branche. Das bedeutet, bezogen auf den Unternehmensbestand, eine Gründungsrate von 6,9 Prozent. Dieser Wert ist höher als in fast allen Vergleichsbranchen. Innerhalb der IKT-Branche erweisen sich die Dienstleister als besonders gründungsfreudig. Hier liegt die Gründungsrate mit 7,1 Prozent um fast drei Prozentpunkte höher als im Bereich der Hardware. Bei den IKT-Dienstleistungen werden deutlich mehr Unternehmen neu gegründet als in den anderen Vergleichsbranchen im Dienstleistungssektor.
IKT-Startups entlasten den Arbeitsmarkt. Der Digitalverband Bitkom geht davon aus, dass, nachdem 2015 bereits 23.000 neue Arbeitsplätze in IKT-Unternehmen geschaffen wurden, im Jahr2016 erneut 20.000 zusätzliche Jobs entstehen werden. Besonders positiv ist das Wachstum im Softwaregeschäft, denn die Softwareanbieter profitieren davon, dass derzeit die gesamte Wirtschaft auf digitale Geschäftsmodelle umstellt. Zurzeit sind über eine Million Arbeitnehmer in IKT-Unternehmen beschäftigt, wodurch die Branche ihre Position als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber festigt, knapp hinter dem Maschinenbau.
Frauen in der Gründerlandschaft
Trotz all dieser positiven Entwicklungen sind Frauen in der digitalen Gründerlandschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Von 2014 auf 2015 ist zwar laut dem DSM ein leichter Anstieg der Gründerinnenzahl zu erkennen - von 10,7 Prozent aller deutschen Startup-Gründungen auf 13 Prozent. Von einem Trend lässt sich auf dieser Basis jedoch noch nicht sprechen. Gelingt es, Frauen zukünftig verstärkt zu ermutigen, ihre innovativen Ideen im IKT-Bereich umzusetzen, kann die Innovatorenquote der Branche sogar noch weiter erhöht werden. Der "Gründerwettbewerb - Digitale Innovationen" des Bundeswirtschaftsministeriums möchte aus diesem Grund Frauen gezielt dabei unterstützen, ihre Vorhaben im IKT-Bereich umzusetzen. Die wachsende Zahl der MINT-Studentinnen, die von rund 60.000 Studentinnen 2008 auf über 100.000 im Jahr 2014 angestiegen ist, lässt darauf hoffen, dass sich nun vermehrt Frauen auf den Weg zum eigenen IKT-Unternehmen machen.
Fazit
Innovationen, die einen konkreten Nutzen für Anwender haben, sind entscheidend für eine weiterhin positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Sie sind Voraussetzung dafür, dass Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt. Eine der Herausforderungen liegt darin, dass der konkrete Kundennutzen einer Produkt- oder Dienstleistungsidee manchmal gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Zukünftige Kunden vermögen im geplanten Produkt viel mehr innovatives Potenzial zu sehen als der jeweilige Erfindergeist. Bestes Beispiel ist das Telefon, das von Thomas Edison ursprünglich für Opernübertragungen gedacht war. Erst im Austausch mit potenziellen Kunden gewinnen neue Lösungen und neue Geschäftsmodelle an Marktnähe. Innovative Ideen müssen daher gezielt in die öffentliche Wahrnehmung gebracht werden. Finanzielle Unterstützung, klare Rechtsrahmen und Coaching sowie Beratung für Gründerinnen und Gründer sind darüber hinaus unerlässlich, um die Gründungsrate hierzulande zu erhöhen und den innovativen Ideen eine erfolgreiche Zukunft zu geben. (pg)