Beim Thema gemeinsame Standards in der zunehmend vernetzten Industrie setzt sich der Technikkonzern Bosch für international übergreifende Lösungen ein. "Die Frage, ob Standards in den USA oder Europa gesetzt werden, ist für uns nicht entscheidend. Das ist eher eine politisch getriebene Diskussion", sagte der Bosch-Ingenieur Stefan Aßmann, der bei dem Konzern den Innovationscluster vernetzte Industrien leitet. "Wir brauchen internationale Standards, weil auch unser Geschäft und unsere Kunden global aufgestellt sind", meinte Aßmann. Zuversichtlich äußerte sich auch Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm.
"Industrie 4.0" ist ein zentrales Thema beim Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung in dieser Woche (18./19.11.). Der Begriff bezeichnet die zunehmende Digitalisierung der Produktion. Darunter versteht man Kommunikation zwischen Maschinen, aber auch den Einsatz von Robotern und Bauteilen, die Informationen auf Chips bei sich tragen.
Die Entwicklung macht den verstärkten Einsatz von Software nötig. Aber auch die Kommunikation zwischen den Maschinen spielt eine Rolle. "Es geht zum Beispiel darum, dass sich Maschinen und Zuführungsroboter unterhalten können", sagte Aßmann der Deutschen Presse-Agentur. Die Bedeutung von Standards nehme aber zu, weil es jetzt um ganze Wertschöpfungsketten geht.
In Deutschland arbeiten die Plattform Industrie 4.0, aber auch das Deutsche Institut für Normung (DIN) an gemeinsamen Grundlagen für die vernetzte Industrie. In den USA haben sich Firmen zum Industrial Internet Consortium (IIC) zusammengeschlossen, wo mit Hilfe von Anwendungsbeispielen Standards gesetzt werden sollen. IIC-Vertreter wie der US-Konzern Cisco hatten sich im Frühjahr für eine engere Kooperation mit der deutschen Plattform ausgesprochen.
"Wir sehen uns als Vermittler zwischen den Aktivitäten in Europa, USA und Asien und sind deshalb auch in den jeweiligen Gremien beziehungsweise Plattformen vertreten", sagte Aßmann. Im Rahmen des IIC arbeitet Bosch zusammen mit Cisco an einem Projekt, bei dem es darum geht, die Position von Akkuschraubern in einer Werkshalle zu bestimmen. So soll automatisch das richtige Drehmoment für die jeweilige Aufgabe eingestellt werden. Sicherheitsrelevante Schrauben würden dann immer mit der genau vorgeschriebenen Kraft angezogen.
"Digitalisierung wird Arbeitsplätze kosten"
Siemens-Forschungsvorstand Siegfried Russwurm gab sich optimistisch beim Thema Industrie 4.0. Dank langer Erfahrung beim "Verstehen und Reflektieren der industriellen Welt" sei man gut gerüstet, sagte er dem "Tagesspiegel" (Sonntag). "Wir haben in der professionellen Anwendung von Digitalisierung in der Industrie eine gute Chance."
Zugleich räumte Russwurm auch Schattenseiten ein. Die Digitalisierung werde Arbeitsplätze kosten, dies verglich er mit den Folgen der Automatisierung in den 1970er Jahren. Einfache Verwaltungsarbeiten könnten künftig durch den Computer ersetzt werden. Aber: "Am Ende ist es immer der Mensch, der die Technologien einsetzt - und sich um all jenes kümmert, das Algorithmen nicht "vorhergesehen" haben." (dpa/mb)