Die besten Systemhäuser 2015

In den Segmenten Mobility, Collaboration, Druck und Managed Services

22.10.2015
Von 
Doris Breitenreuter ist Communication Manager bei der Evernine Group, einem Deutschland weit vertretenen Spezialisten für Kommunikation und Medien im Umfeld der B2B-IT.
Welche Systemhäuser schneiden bei ihren Kunden am besten ab? In einer groß angelegten COMPUTERWOCHE-Umfrage haben wir das herausgefunden.

2.800 IT-Verantwortliche haben insgesamt 7.276 Projekte der Systemhäuser in den Segmenten IT-Security, Netzwerke, Anwendungssoftware, Hard- und Software-Infrastruktur, Drucklösungen, Managed Services, Storage, Mobility und UCC (Unified Communications & Collaborations) von den Anwendern beurteilt. In den Bereichen Mobility, Collaboration und Druck wurden jeweils nur zwischen 200 und 300 Projekte umgesetzt, die hier zusammengefasst betrachtet werden.

Erstaunlich ist die vor allem die im Vergleich zu allen anderen Kategorien geringe Zahl an Mobile-Projekten (259) und realisierten Druck-Lösungen (283). Denn in fast jedem Unternehmen werden mobile Clients - Laptops, Smartphones, Tablets - genutzt, kommen Cloud-basierte und mobile Apps auf diesen Geräten zum Einsatz.

Und in jeder Firma dürfte sich auch ein Drucker finden lassen. Die Gründe für die Diskrepanz zwischen eingesetzter Technologie und realisierten Projekten unterscheiden sich je nach Bereich. Im Druckerumfeld sind nur vergleichsweise wenige, klassische IT-Systemhäuser aktiv.

Das belegt auch die aktuelle Version der gemeinsam von ChannelPartner und IDC durchgeführten Systemhausstudie. Das Gros des Printing-Geschäfts übernehmen nach wie vor Fachhändler aus dem Büromaschinen, Drucker- und Kopierer-Segment. Das könnte die Diskrepanz zwischen hoher Verbreitung der Produkte und geringer Projektzahl im IT-Systemhausumfeld erklären.

Enterprise Mobility: Ein Riesenmarkt klemmt

Unternehmen, die nach Strategien und Lösungen für mobile Mitarbeiter und Prozesse suchen, scheitern, ebenso wie viele ihrer Systemhauspartner, immer wieder an der - vor allem organisatorischen - Komplexität, die mit diesen Projekten einhergeht.

Bei den umgesetzten Mobile-Projekten, die in der Umfrage der COMPUTERWOCHE von Anwendern bewertet wurden, stand vor allem die Anbindung von Tablets und Smartphones in das Firmennetzwerk und bruchfreies Arbeiten auf dem Plan.

Zum Einsatz kamen hauptsächlich Mobile Device Management-Lösungen (MDM). Aber auch die klassische Hardware-Beschaffung von Notebooks und anderen Mobilgeräten bleibt für Anwender ein wichtiges Thema, bei dem sie auf den Service ihrer IT-Dienstleister zählen. Mit den Mobility-Leistungen der Systemhäuser waren die Kunden zufrieden und vergaben für die gesamten Projekte die Durchschnittsnote 1,68.

Kostenbremse beflügelt Druckprojekte

Der Wunsch, Kosten zu sparen, gab bei den meisten Anwendern den Ausschlag, ein Druckerprojekt zu starten. In Angriff genommen wurden deshalb auch ganz neue Druckkonzepte, bei der die Kunden gemeinsam mit ihren Systemhauspartnern auch ganze Druckerflotten konsolidierten. Ebenso waren Druck-Full-Services inklusive automatischer Tonerbestellung, Wartung und Ersatzteilen für diese Projektkategorie prägend.

Aber auch klassische Basis-Leistungen wie die Beschaffungen von Druckern und Kopierern sind bei den Anwendern nach wie vor gefragt. Die Kunden erteilten ihren Dienstleistern im Schnitt die Note 1,68 für ihre Leistungen in dieser Kategorie.

Lync dominiert bei Collaboration

In der Unternehmenskommunikation und Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Partnern nimmt Telefonie (zum Teil noch die Umstellung auf VoIP) mit entsprechenden TK-Anlagen nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. Aber auch zahlreiche UCC-Konzepte wurden realisiert. Lync kam dabei in den freiwilligen Angaben am häufigsten zum Zug.

Das Engagement der beteiligten Systemhäuser im Bereich Collaboration bewerteten die Kunden über alle 216 Projekte hinweg mit der Durchschnittsnote: 1,86. Die Mindestfallzahl an Projekten, die erforderlich sind, um ins Ranking zu gelangen, schafften in diesem allerdings nur zwei Kandidaten: Sievers-SCN und T-Systems.

Managed Services: Rarität, die gut ankommt

Es ist erstaunlich, dass das Thema Managed Services so selten umgesetzt wird. Nur 215 Projekte wurden von Kunden bewertet. Können Systemhäuser, die in der Mehrzahl das Thema stark zur Außendarstellung nutzen und fördern, ihre Kunden nicht von den Leistungen überzeugen?

Ganz so scheint es nicht zu sein. Denn wie die Umfrage zeigt, verorten Kunden vielfach Managed-Service-Projekte in anderen Kategorien wie Storage oder Security. Hier finden sich immer wieder Beschreibungen gemanagter Backup- oder Firewall-Lösungen. Damit werden sie aber in der Umfrage nicht in der Kategorie Managed Services berücksichtigt.

Zudem werden Managed Services in der Regel über längere Zeiträume in Anspruch genommen - im Unterschied zu einem Projekt, mit klarem Start- und definiertem Endzeitpunkt. Das könnte bewirken, dass Anwender Managed Services nicht als klar umrissenes „Projekt“ wahrnehmen, und aus diesem Grunde auch nicht als solches bewerten. Managed Services werden von Anwendern also häufig nicht als solche wahrgenommen – oder auch von Systemhäusern in der Kommunikation mit dem Kunden anders bezeichnet. Die knapp über 200 als Managed-Services bewerten Projekte schlossen im Durchschnitt mit der Note 1,65 sehr gut ab.

Allerdings schaffte es in der gesamten Kategorie kein Systemhaus, die geforderte Mindestzahl von zehn Projekten auf sich zu vereinen, um in die Wertung aufgenommen zu werden. Immerhin fünf Kandidaten konnten neun bewertete Projekte vorweisen. Hier sticht Bechtle als einziger Vertreter der großen Systemhäuser unter den sonst kleineren Wettbewerbern auf.

Auf Cloud-basierte Betreibermodelle setzen Anwender besonders häufig, wenn der Ausbau oder die Erneuerung ihrer Infrastruktur ansteht: Infrastructure as a Service (IaaS) Projekte dominierten in dieser Kategorie, gefolgt von Managed Services im Bereich Sicherheit und Mobile Device Management. Gefragt waren die Systemhäuser aber auch als Erbringer von Full-Service-Lösungen.

Fazit

Security-Leistungen werden von Kunden jeder Größenordnung am häufigsten gefordert - möglicherweise eine Reaktion auf die großen Cyber-Angriffe, wie sie Sony Entertainment erleben musste, oder auf den Datendiebstahl von Kundenkarten- oder Kreditkartennummern im US-Einzelhandel oder auf den Bundestags-Hack. Der Wunsch nach Schutz vor Spionagetätigkeiten der Geheimdienste könnte ebenfalls ein Motiv für die sprunghaft angestiegene Anzahl an Sicherheitsprojekte darstellen.

Die Klassiker wie Infrastruktur- und Hardwareprojekte nehmen daneben den größten Raum unter den Projekten ein. Zunehmend scheinen sich hier aber komplexere Projekte inklusive Beratung und Konzeption abzuzeichnen. Dadurch könnte dieses Geschäft auch in den kommenden Jahren stabil bleiben. Zu befürchten ist jedoch, dass Systemhäuser die zukunftsweisenden Themen rund um die Cloud doch noch verschlafen.

Viele werben bereits mit den Trendthemen, ihren Lösungen und knackigen Managed-Service-Verträgen. Doch nur wenige Projekte schaffen es in die Umsetzung. Bei der offensichtlich guten und vertrauensvollen Basis zu den Kunden sollten Systemhäuser als Consulter und Dienstleister ihre Chance nutzen, um auch die Trendthemen ins Beratungsgespräch aktiv einzubringen. (rw)