"Erkenne dich selbst", das wussten schon die alten Griechen. Wer mit sich selbst im Reinen ist, der wird ein besserer Chef und Führungsverantwortlicher. Sie müssen ja nicht gleich philosophieren - so geht der Spruch nämlich weiter. Aber Selbsterkenntnis ist der erste Schritt, um zu einem glaubwürdigen und authentischen CIO zu werden. Rich Hein von unserer Schwesterpublikation CIO.com hat sich Gedanken dazu gemacht, wie das gelingen kann.
Am einfachsten kann man sich den Begriff Authentizität vorstellen, indem man erst mal vom Gegenteil ausgeht: Jeder hat einen Kollegen oder Chef, der sich als jemand darstellt, der er nicht ist, zum Beispiel als entscheidungsstarken oder informierten Menschen. Oft merkt man schnell, wenn diese Eigenschaften nur aufgesetzt sind. Schwierig wird es, wenn der eigene Chef sich so verhält. Das wirkt nicht nur abschreckend auf Mitarbeiter, wahrscheinlich ist es auch für ihn selbst sehr anstrengend, die Fassade aufrecht zu erhalten.
Führungsverantwortliche sollten sich bewusst sein: Man kann Menschen nicht führen, wenn man so tut, als wäre man jemand anders. Umgekehrt gilt aber auch, dass glaubwürdige Vorgesetzte eine gute Atmosphäre im Team und in der Abteilung schaffen. Wie also wird man zu einem glaubwürdigen CIO? In zehn Schritten:
1. Die eigenen Stärken kennen
Erster Schritt auf dem Weg zum glaubwürdigen CIO ist es zu wissen, so Rich Hein, wer man selbst ist und welche Stärken man hat. Wer sich selbst und seine Motivation versteht, kann sie auch bei seinen Kollegen besser verstehen. Laut einer Studie der Harvard University, gibt es ohnehin keinen "richtigen" Weg, um ein guter Chef zu sein. Je authentischer und mehr mit sich selbst im Reinen jemand ist, desto besser ist dieser als Chef. Andere nachzuahmen funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Wie die Studienleiter herausfanden, ist ein erfolgreicher Führungsstil oft das Ergebnis des individuellen Lebensweges - und den kann man nicht nachahmen.
Versuchen Sie nicht, jemand zu sein, der Sie nicht sind.
2. Mit Integrität führen
Vertrauen ist ein großer Teil der Führungsverantwortung. Die Kollegen müssen nicht nur wissen, dass man qualifiziert und kompetent ist, sie müssen auch die Motivation hinter den Handlungsweisen verstehen. Wer seine Entscheidungen mit seinen Wertevorstellungen in Einklang bringt, der schafft Vertrauen bei seinen Kollegen. Außerdem können andere Ihre Entscheidungen besser nachvollziehen und Sie weniger angreifen, weil Sie voll dahinter stehen können.
Ihre Mitarbeiter wollen einen Chef, der ehrlich und fair ist und sich Gedanken um seine Mitmenschen macht.
3. Visionär führen
Um visionär führen zu können, müsse man den Kopf aus den Schützengräben des Tagwerks heben und sich umsehen, was in der eigenen Nische der IT-Industrie los ist, meint Rich Hein etwas martialisch. Einem authentischen Chef liegt am Herzen, was in der Branche, dem Unternehmen und seinen Kollegen passiert. Ein guter Chef kann alle diese Entwicklungen bündeln und in eine Vision packen, die großartig, aber zu erreichen ist. Das wirkt sich auch auf die Mitarbeitermotivation aus.
Kollegen vertrauen dem Chef mehr, wenn er konsistent führt und sie arbeiten von sich aus ehrgeiziger am Projekt mit.
4. Mit klarer Strategie führen
Es ist eine Sache, eine Vision zu haben. Es ist eine andere Sache, die Vision in die Tat umzusetzen. Die "eine", richtige Strategie gibt es nicht. Experten seien sich einig, schreibt Rich Hein, dass man nicht darauf warten könne, dass einem jemand eine fertige Version in die Hand drückt. Im Supermarkt kann man eine für das eigene Unternehmen maßgeschneiderte Strategie jedenfalls nicht kaufen. Führungsverantwortliche müssen sich eine gute Strategie selbst zurechtlegen.
Dafür sollte man sein Business, die Konkurrenz, die Kunden und die Branche kennen und dann einen klaren Plan ausarbeiten.
5. Hören Sie besser zu
Zuhören können nicht viele Chefs, meint Rich Hein. Ein glaubwürdiger Führungsverantwortlicher muss in der Lage sein, Feedback zu hören und anzunehmen, positives wie negatives. Oft kommen die besten Ideen aus unerwarteten Ecken. Die Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, den Chef ansprechen zu können, ohne ausgelacht zu werden.
Probieren Sie es aus: Sie werden überrascht sein, was Sie alles zu hören bekommen!
6. Seien Sie transparent
Gerade in der IT und im Management-Bereich herrschen häufig Silo-Strukturen vor. Diese Muster müssen aufgebrochen werden, um so produktiv und innovativ wie möglich zu sein. Um seine Abteilung gut zu führen, darf ein Chef seine Pläne und Visionen nicht für sich behalten. Er sollte auch nicht verheimlichen, wenn er etwas nicht besonders gut kann.
Geben Sie ab und an Fehler oder Schwächen zu. Das stärkt das Vertrauen der Mitarbeiter in Sie.
7. Seien Sie berechenbar
Ein glaubwürdiger Chef verhält sich bei Erfolgen nicht anders als in Krisenzeiten. Ein erratisches Verhalten wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist keine Lösung. Es ist wichtig, dass Ihr Gebaren Ihren Mitarbeitern gegenüber berechenbar ist. Wer einen Fehler macht, sollte das schnell zugeben und vor allem klar kommunizieren, was er daraus gelernt hat. Diese Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit erleichtert es den Mitarbeitern, mit Ihnen als Chef umzugehen. Sie wissen, was sie zu erwarten haben. Das verhindert mindestens, dass Flaschenhälse entstehen, denn Mitarbeiter zögern nicht so lange bei Entscheidungen. Sie fürchten sich einfach weniger vor Ihrer Reaktion.
- 1. Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter ...
... freundlich - unabhängig von der Tagesform. - 2. Respektieren Sie Ihre Mitarbeiter ...
... als Menschen mit eigenen Zielen und Wünschen, die Beruf und Privatleben in Einklang bringen müssen. - 3. Kontrollieren Sie nur da, wo Kontrolle nötig ist.
Lassen Sie Verantwortung und Kompetenz beim Mitarbeiter. - 4. "Deckeln" Sie Ihre Mitarbeiter nicht!
Seien Sie offen für konstruktive Kritik und schaffen Sie ein Forum für den fairen Meinungsaustausch. - 5. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter wissen, woran sie sind.
Informieren Sie offen über die Lage des Unternehmens und im Einzelgespräch auch, wie Sie die Leistung des Einzelnen einschätzen. - 6. Ein guter Chef ist ein gerechter Chef.
Verteilen Sie Aufgaben, Lob und Kritik gemäß nachvollziehbarer Maßstäbe. - 7. Führen Sie Protokoll ...
... über Ihre Entscheidungen und Arbeitsaufträge. Nur konsistente Entscheidungen schaffen eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit. - 8. Stören Sie Ihre Mitarbeiter nicht!
Sie haben Ihre Mitarbeiter ausgewählt, weil diese Experten für ihren jeweiligen Aufgabenbereich sind. Lassen Sie die Experten ihre Arbeit tun und beschränken Sie sich auf Unterstützung und Beratung. - 9. Sorgen Sie für eine angstfreie Atmosphäre, . . .
... in der die Mitarbeiter Fehler und Probleme eingestehen können, ohne Angst vor Strafe zu haben. - 10. Bleiben Sie menschlich!
Wer als Chef die Größe hat, einen beruflichen Fehler zuzugeben, wächst in der Achtung der Mitarbeiter und ist zugleich Vorbild.
8. Arbeiten Sie an sich
Um mit dem schnellen Technologie-Fortschritt mitzuhalten, müssen auch Chefs immer informiert sein. Da hilft nur eines: Sorgen Sie dafür, dass Sie stets Feedback erhalten. Das müssen Sie dann "nur" noch umsetzen. So können Sie sicherstellen, dass Sie Ihren Kunden und Partnern immer das Beste liefern, sowohl persönlich als auch im Produktbereich.
9. Verlassen Sie sich auf Ihre Erfahrungen
Qualifizierte Führungskräfte, so Rich Hein, nutzen Ihren Erfahrungsschatz und wenden Ihre Expertise in neuen Situationen an. Glaubwürdige Chefs haben kein fest definiertes Set an Eigenschaften - sonst wären alle Chefs gleich. Sie wenden das an, was sie in ähnlichen Situationen früher schon einmal erlebt haben. Teilen Sie diese Erfahrung in Form von Geschichten mit Ihren Mitarbeitern, rät Hein. Das verschafft Ihnen Glaubwürdigkeit und verbindet Sie mit Ihrem Team.
10. Teilen Sie Ihre Erfolge
Kein Mensch ist eine Insel. Ein glaubwürdiger Chef findet Mittel und Wege, seine Erfolge mit seinen Peers und Kollegen zu teilen. Das gilt vor allem dann, wenn verschiedene Teams und Abteilungen an einem Projekt gemeinsam gearbeitet haben. Ein glaubwürdiger Chef weist auf die erfolgreiche Zusammenarbeit hin. Ermutigen Sie diejenigen im Team, die noch Probleme haben und sparen Sie nicht mit Lob denjenigen gegenüber, die es verdienen.