Mutterkonzern verkauft ICT-Division

Imtech will Fritz & Macziol versilbern

23.04.2014
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Die niederländische Muttergesellschaft Imtech steht unter Druck, will die ICT Division versilbern und damit den Schuldenberg im Kerngeschäft Energie- und Gebäudetechnik in den Griff bekommen.

Die niederländische Muttergesellschaft von Fritz & Macziol, Royal Imtech, will ihren ITK-Geschäftsbereich "ICT Division", zu der auch die Fritz & Macziol Group gehört, im Rahmen einer Versteigerung verkaufen. Dieser Schritt soll dazu beitragen, die Imtech-Schulden, die sich mittlerweile auf 745 Millionen angehäuft haben, um mindestens 400 Millionen Euro zu verringern.

Verursacher der hohen Verluste sind allerdings nicht die IT-Dienstleister und Systemhäuser der ICT-Division, sondern vor allem die deutschen und polnischen Geschäftsstellen der auf Energie- und Gebäudetechnik spezialisierten Muttergesellschaft Imtech. Sie häuften 2013 Verluste in Höhe von 697 Millionen Euro an.
Bereits im vergangenen Jahr mussten einige Manager beider Ländergesellschaften ihre Schreibtische räumen, nachdem massive Unregelmäßigkeiten bei der Betriebsführung aufgedeckt wurden. Seither versucht die Konzernzentrale, das Geschäft in Deutschland und Polen durch massive Restrukturierungsmaßnahmen wieder auf Vordermann zu bringen.

Gerard van de Aast, CEO von imtech
Gerard van de Aast, CEO von imtech
Foto: imtech

“2013 wird als sehr turbulentes Jahr in die Firmengeschichte von Imtech eingehen, angesichts der Vorgänge in Polen und Deutschland. Der Nettoverlust von 697 Millionen Euro ist das Ergebnis dieser Vorgänge und der Konsequenzen, die wir daraus gezogen haben", kommentierte imtech-CEO Gerard van de Aast die Jahresbilanz.

Um die nötigen finanziellen Mittel für die Restrukturierung in Polen und Deutschland aufzubringen und den Schuldenabbau voranzutreiben, plant Imtech jetzt das Tafelsilber - die ICT-Division - zu verkaufen. Diese Einheit steuerte im vergangenen Jahr mit 2.380 Mitarbeitern rund 740 Millionen Euro zum Konzernumsatz der Imtech bei. Der Gewinn (EBITDA) der Unit lag bei 33 Millionen Euro. Der Löwenanteil dieser Erlöse geht auf das Konto der Systemhausgruppe Fritz & Macziol Group, die seit 2006 zur Imtech gehört. Hierzulande rangiert Fritz & Macziol auf Platz sechs unter den Top-Ten-Systemhäusern.

Mit der ICT Division hatte Imtech in den vergangenen Jahren ihr Kerngeschäft schrittweise um den ITK-Bereich ergänzt. Angesichts der angespannten Lage will sich das Unternehmen offenbar wieder ganz auf das ursprüngliche Geschäftsfeld Engergie- und Gebäudetechnik konzentrieren und die ICT-Unit versilbern.

“Wir sind gut aufgestellt und hoch motiviert”

Ulrich Hampe, CMO der Fritz & Macziol group
Ulrich Hampe, CMO der Fritz & Macziol group
Foto: Fritz & Macziol

„Die Fritz & Mazciol group ist ausgezeichnet aufgestellt und hoch motiviert. Wir sind uns deswegen sicher, dass die Unternehmensgruppe auch unter einem neuen Eigentümer in der heutigen Form erhalten bleibt“, kommentiert Ulrich Hampe, CMO der Fritz & Macziol group, die Ankündigung des Mutterkonzerns. Hampe begründet diesen Optimismus vor allem auch mit dem guten Ruf, den die „Marke“ Fritz & Macziol bei ihren Kunden genießt. „Wir haben auch nach der Übernahme durch Imtech immer höchsten Wert auf unsere eigene Identität gelegt, die stets mit einem Qualitätsversprechen verbunden war. Das ist ein Wert für sich, auch für einen neuen Investor“, fasst er zusammen.

Die Mitarbeiter des Systemhauses würden dem Verkauf des Unternehmens deswegen ausgesprochen gelassen entgegensehen. „Für uns ist die neue Entwicklung vor allem auch eine Chance, unsere starke Organisation weiter auszubauen“, gibt sich Hampe kämpferisch.

Tagesgeschäft läuft unverändert weiter

Royal Imtech hat angekündigt, einen konstruktiven Verkaufsprozess führen zu wollen, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt. „Unser Tagesgeschäft bleibt davon unberührt. Alle Mitarbeiter werden weiter mit vollem Einsatz dafür sorgen, dass die Kundenprojekte weitergeführt und erfolgreich umgesetzt werden“, so Ulrich Hampe.

Fritz & Macziol steht auf soliden Beinen. Die Systemhausgruppe verbuchte 2013 das beste Jahr der Firmengeschichte: Der Gesamtumsatz kletterte um neun Prozent auf 396 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl blieb mit knapp über 1.000 auf Vorjahresniveau. Fritz & Macziol Deutschland erwies sich dabei erneut als wichtigster Umsatzträger der Gruppe.
Zur Fritz & Macziol group mit Hauptsitz Ulm gehören die Unternehmen Fritz & Macziol Software und Computervertrieb GmbH, Infoma Software Consulting GmbH, Fritz & Macziol Schweiz und Asia sowie die IT&T AG. Insgesamt ist die Gruppe an 22 Standorten sowie sechs Servicestandorten weltweit präsent.
Das Portfolio des System- und Beratungshauses umfasst Hardware, Software, Services sowie Consulting in ausgewählten Bereichen. Zu den wichtigsten Herstellpartnern zählen IBM, Microsoft und SAP sowie EMC und Cisco.