Karriereturbo Headhunter

Immer schön höflich bleiben

25.07.2013
Von 
Bettina Dobe war Autorin für cio.de.
Neuer Karriereschritt gefällig, aber kein Headhunter ruft Sie an? Vielleicht sind Sie unsichtbar. Das Buch "Karriereturbo Headhunter" verrät, wie man mit Personalberatern zum Traumjob findet.
Sie suchen einen neuen Job? Lassen Sie sich von einen Headhunter anrufen.
Sie suchen einen neuen Job? Lassen Sie sich von einen Headhunter anrufen.
Foto: Helder Almeida - Fotolia.com

Wer einen neuen Job anstrebt, muss sich nicht unbedingt ständig auf Stellenausschreibungen bewerben - bei höheren Positionen wird ohnehin nicht ausgeschrieben - oder nervös Bekannte aus anderen Firmen anrufen. Lassen Sie den Personalberater die Arbeit machen. Wie dessen Job funktioniert, beschreibt Viktoria Balensiefen, die selbst Headhunterin ist, in ihrem Buch "Karriereturbo Headhunter".

Offenbar gehen viele Bewerber falsch mit Headhuntern um, wie die acht Erfolgsregeln von Viktoria Balensiefen in ihrem Buch gleich auf Seite zwei vermuten lassen. Denn da heißt es als Ratschlag und offenkundiges Anliegen der Autorin: "Sie reagieren freundlich, wenn ein Headhunter Sie anruft." Patzige Gegenfragen wie "Woher haben Sie meine Durchwahl?" solle man vermeiden, rät die Autorin. Viel besser kämen pfiffige Antworten an, meint sie und nennt ein Beispiel: Eine Kandidatin, die gerade mit ihrem Chef unterwegs war, habe einmal gesagt: "Ach, super, Sie rufen wegen der Wohnung an...ich bin jetzt gerade auf der CeBit, morgen bin ich aber zurück. Lassen Sie uns doch einfach morgen Abend nach 18 Uhr weitersprechen...". Solche Reaktionen stoßen einerseits bei Headhuntern auf viel Gegenliebe und wecken andererseits nicht den Argwohn der Kollegen, wenn das Telefon während de Arbeitszeit klingelt. Denn eins ist klar: Der Headhunter ruft immer dann an, wenn es nicht passt.

In acht Kapiteln auf den für die "Beck Kompakt"-Reihe üblichen 125 Seiten erklärt die Autorin, was den Job ausmacht und wie man sich einem Headhunter gegenüber verhält: Zuallererst rät sie Wechselwilligen dazu, sich "sichtbar" zu machen. "Das heißt, raus auf die Bühne und ab ins Scheinwerferlicht", schreibt sie. Damit sind Fachartikel, Social Media und Jobportale gemeint, auf denen man aktiv werden müsse. Ein Kandidat muss dem Personalberater auch die Chance geben, ihn zu finden. Wie das auf Karriere-Seiten am besten funktioniert, haben wir hier zusammengestellt:

Das große Geheimnis der Personalberater, die für Unternehmen passende Kandidaten suchen, verrät Balensiefen auch: Vor allem bei höher dotierten Stellen engagieren Firmen Headhunter. Einerseits sei eine Anzeige teuer - die Kosten der Personalberatung lässt Balensiefen unter den Tisch fallen-, anderseits bewerben sich auf stark spezialisierte Stellen nur wenige oder die falschen. Schließlich soll die Personalabteilung sich nicht wochenlang durch Bewerbungen quälen müssen: "Andersherum kann es ein Unternehmen auch regelrecht blockieren (und auch sehr hohe Kosten verursachen), wenn sich zuviele Menschen bewerben", schreibt Balensiefen. Ganz wichtig: Nur, weil ein Unternehmen per Headhunter sucht, ist deswegen die Stelle nicht schlechter.

Auftraggeber bleibt anonym

Was zu tun ist, wenn der Headhunter auf den Kandidaten aufmerksam geworden ist, beschreibt die Autorin ausführlich. Da das Telefoninterview, der Erstkontakt mit dem Headhunter, am wichtigstsen ist, widmet sie ihm das mit 30 Seiten längste Kapitel. Das Interview steht vor dem Termin bei der Firma oder der Bewerbung. Sie rät zu einer gründlichen Vorbereitung: "Auch wenn Sie vieles aus dem Kopf wissen, nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Dokument zu aktualisieren und zu ergänzen", schreibt sie. Da das Telefoninterview meist nach der Arbeitszeit in der privaten Umgebung stattfinde, sei eine ruhige Umgebung wichtig. Balensiefen rät daher: "Informieren Sie die Familie, dass Sie abends einen Anruf erwarten und verhindern Sie, dass mundfaule Teenies oder das Kleinkind schneller als Sie ans Telefon gehen."

Einen wichtigen Hinweis für Neulinge hat die Expertin parat: "Seriöse Personalberater arbeiten nur mit Mandat!" Der Personaler sollte dem Bewerber sagen, ob er den Exklusivauftrag für die Stellenbesetzung hat oder nicht. Übrigens darf er dem Bewerber nicht sagen, für welches Unternehmen er arbeitet. Die meisten Mandate sind "anonym".

Auf Headhunter zugehen

"Karriereturbo Headhunter - Mit dem Personalberater auf Kurs Traumjob", Viktoria A. Balensiefen, München 2013.
"Karriereturbo Headhunter - Mit dem Personalberater auf Kurs Traumjob", Viktoria A. Balensiefen, München 2013.
Foto: Verlag C.H. Beck

Auch umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer auf Jobsuche ist, aber nicht angerufen wird, kann selbst auf Headhunter zugehen. "Einfacher ist es natürlich, wenn Sie strategisch agieren können und langfristig Ihre Kontakte zu Personalberatern aufbauen. Keine Scheu bitte, es ist ganz normal," beruhigt Balensiefen. Zur Sicherheit solle man sich gleich mehrere Personalberater sichern. Und die "passenden" Headhunter sind diejenigen, die man nach dem "Bereich" auswähle, so die Autorin. Schließlich sind Personalberater in der Regel auf ein oder mehrere Gebiete oder Branchen spezialisiert, zum Beispiel auf IT-Kräfte. Wer ins Ausland will, solle also darauf achten, dass die Personalberatungsfirma auch internationale Mandate hat.

Fazit: Headhunter rufen grundsätzlich in ungelegenen Situationen an, so dass mancher Kandidat vor den Kopf gestoßen reagiert und Fehler begeht. Vor diesem Hintergrund haben die gelegentlich banal erscheinenden Tipps von Balensiefen wieder ihre Berechtigung ("Damit Sie den Termin nicht vergessen, tragen Sie diesen unbedingt in Ihren Kalender ein!"). Das Buch ist ein Leitfaden, der den Leser in kleinen Schritten Richtung "Traumjob" führt, wie es heißt. Wer noch nie mit einem Headhunter zusammengearbeitet hat, wird einiges über dessen Arbeitsweise erfahren. Der ausführliche Katalog am Schluss mit Beispielfragen, die einen in Bewerbungsgesprächen erwarten (von "Wie arbeiten Sie unter Zeitdruck?" bis "Verkaufen Sie mir diesen Bleistift" ist alles dabei) frischen auch das Gedächtnis derjenigen auf, die sich schon lang nicht mehr neu orieniert haben. (kf)

Das Buch ist im C.H. Beck Verlag erschienen: "Karriereturbo Headhunter - Mit dem Personalberater auf Kurs Traumjob", Viktoria A. Balensiefen, München 2013, 128 Seiten, ISBN 978-3-406-64827-4, €6,90. Auch als E-Book erhältlich.