Auf den ersten Blick scheint Identitätsmanagement einfach. Es regelt, welcher Nutzer in welcher Rolle was darf. Doch vor dem Hintergrund wachsender Datenmengen aus Cloud, Mobile und dem Internet der Dinge wächst Identitätsmanagement in eine neue Rolle: es unterstützt Entscheider darin, die Beziehungen des Unternehmens zu den Kunden zu verbessern. Ziel ist, neue Einsichten in das Kundenverhalten und damit neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
Technisch gesehen müssen Unternehmen großen Zahlen von Nutzern bis zu tausende von Apps und Anwendungen bereitstellen, und das möglichst barrierefrei. Dazu Markus Weber, Senior Produkt Marketing Manager bei Forgerock: „Ohne eine skalier- und reproduzierbare Identitätsstrategie können Organisationen und Unternehmen kaum die Vorteile aus Cloud, Mobile oder dem Internet der Dinge nutzen.“
Darüber spricht Weber in einem Webcast der Computerwoche mit André Thelen, Director Business Development DACH bei Forgerock, und Oliver Schonschek, Research Fellow bei der Experton Group und Fachautor für Informationssicherheit und Datenschutz. Detlef Korus von der Computerwoche moderiert den Webcast.
„Identity-Management muss sicher, aber offen sein“
Schonschek bringt das heutige Paradoxon auf den Punkt: „Identity-Management muss sicher, aber offen sein.“ Die Kernherausforderung liegt darin, dass Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung nutzen müssen, oft aber keine einheitlichen Identitäten entwickeln. „Noch bestehen abgeschottete Silos“, beobachtet der Analyst. Hinzu kommt: im Internet der Dinge sind nicht nur Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden Identitäten, sondern auch Maschinen.
Wie relevant Identity-Management für die Kundenbindung ist, illustriert Weber am Beispiel Toyota. Ein intelligentes Dashboard im Auto bindet den Halter an die Marke – wenn er beim Kauf eines neuen Autos seine Einstellungen gleich vorfindet. Das gilt auch für Mietwagen, die er im Ausland fahren möchte.
Thelen erklärt: „Der Kunde fühlt sich in seiner Identität wahrgenommen, wenn er individuelle Angebote bekommt“. Das lässt sich beispielsweise am Fall von Springer Science & Business beobachten. Der Fachverlag nutzt intelligentes Identity-Management, um bedarfsgerechte Inhalte für die verschiedenen Nutzergruppen bereitzustellen und individualisierte Services zu entwickeln.
Regeln ja - aber mit Dynamik
Wo liegt die größte Herausforderung beim Identitäts-Management – das will Moderator Korus von den Webcast-Zuschauern wissen. Die Antwort ist eindeutig: Das Aufstellen von Regeln und das Sicherstellen ihrer Befolgung. 55 Prozent der Zuschauer nennen diesen Punkt. Analyst Schonschek stimmt zu – wendet jedoch ein: „Die Regeln müssen zum jeweiligen Kontext passen.“ Hier brauchen Entscheider eine gewisse Dynamik und können nicht alles vordefinieren.
Das Thema beschäftigt Unternehmen stark. „Die Kooperation mit den Kunden ändert sich, Kundenbeziehungen müssen optimiert werden“, sagt Thelen. Von der technologischen Seite her erwartet Analyst Schonschek einen wachsenden Bedarf an Identity-Management-as-a-Service. Doch unabhängig von der gewählten Lösung und ihrer Umsetzung gilt für Schonschek immer eines: „Der Nutzer muss die Hoheit über seine Identität und seine Daten behalten.“