Die unterstrich der chinesische Konzern auf seiner Hausmesse Cloud Congress 2014 in Shanghai vergangene Woche vor rund 10.000 mehrheitlich chinesischen Besuchern. Huawei präsentierte dort unter anderem Neuheiten und Weiterentwicklungen aus seinem Portfolio von Lösungen für Private Clouds. Künftig unter der Marke "Fusionserver" vermarktet Huawei primär Midrange- und Highend-Server (bis zu 64 Wege) mit Standardtechnik von Intel und nutzt dabei seine Expertise aus dem Bau von NEBS-konformen Systemen für die TK-Industrie.
Die "Industriestandard"-Server, mit denen man bekanntlich nicht unbedingt üppige Margen erzielt, sind für Huawei (anders als für beispielsweise die IBM) sehr wohl noch strategisch - als Türöffner nämlich, um neue Kunden zunächst mit der Qualität der Produkte und des flankierenden Supports zu überzeugen und ihnen später weitere Lösungen wie Storage sowie Infrastruktur- und Management-Software anzudienen. Auf die Frage, was Huawei als Partner besonders mache, sagte ein Intel-Manager in einem Briefing für europäische Journalisten auf dem Cloud Congress kurz und prägnant: "Die Geschwindigkeit" (mit der Huawei seine Entwicklungen auf die Straße bringe).
Das liegt daran, dass Huawei primär eine Ingenieursfirma ist. 1988 von immer noch amtierenden President Ren Zhengfei in Chinas erster Sonderwirtschaftszone Shenzhen gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute rund 140.000 Mitarbeiter; diese sind an der nicht börsennotierten Firma beteiligt. Knapp die Hälfte von ihnen arbeiten in Forschung und Entwicklung, für die Huawei 2013 rund 5 Milliarden Dollar ausgab. Die deutsche Tochterfirma Huawei Technologies Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Eschborn und unterhält weitere Büros in Berlin, München, Bonn, Köln, Nürnberg, Darmstadt, Langenhagen, Dresden und Bamberg. Anfang 2008 wurde die Europazentrale von London nach Düsseldorf verlegt. In der weiteren Tochterfirma Huawei Technologies Services GmbH sind die ehemaligen Wartungs- und Servicemitarbeiter von O2 zusammengefasst.
Die Enterprise-Sparte von Huawei (das mittlerweile dritte Standbein neben Carrier und Devices) wurde erst 2011 gegründet und steuert noch einen vergleichsweise kleinen Beitrag zum gesamten Konzernumsatz bei. Für ihr weiteres Wachstum ist Huawei unter anderem auf mehr Partnerschaften im weltweiten Channel angewiesen. Speziell in den USA wird das Unternehmen allerdings immer wieder als Sicherheitsrisiko dargestellt und in die Nähe staatlicher Spionage gerückt. Solche Vorwürfe wurden bislang nie bestätigt - dafür weiß man seit Whistleblower Edward Snowden definitiv, dass umgekehrt der US-Militärgeheimdienst NSA Huawei ausgespäht hat.
Keine einfache Ausgangssituation für eine "weltweite Marktführerschaft im ICT-Bereich", die Eric Xu, einer von drei jeweils rotierenden Huawei-CEOs, vollmundig in seiner Keynote-Rede avisierte. William Xu, Chief Strategy und Marketing Officer, hält sie aber auch abseits der Vereinigten Staaten für möglich: "Global gesehen gibt es viele Märkte, die größer sind als die USA". Für die Enterprise Business Group setzt Huawei jedenfalls erklärtermaßen auf Standards, Interoperabilität und Offenheit - das selbst entwickelte Cloud-Betriebssystem "Fusionsphere" beispielsweise basiert auf OpenStack.
Zu den Neuheiten, die das Unternehmen auf dem Cloud Congress 2014 ankündigte, gehört eine Lösung für den Active-Active-Betrieb von zwecks Disaster Recovery räumlich getrennten Rechenzentren. Bei der Entwicklung hat Huawei eng mit Oracle zusammengearbeitet, um die Latenzen für Infrastruktur- und Anwendungssoftware zu minimieren.
In der den HCC 2014 begleitenden Ausstellung waren unter anderem die High-Density-WLAN-Lösungen zu sehen, mit denen Sponsor Huawei die Stadien der Ruhrpott-Vereine Borussia Dortmund und Schalke 04 ausgerüstet hat, beziehungsweise noch ausrüstet, aber auch Spezial-Server für SAPs In-Memory-Datenbank HANA oder der unlängst mit dem Interop Best-of-Show-Award prämierte "SDN-Switch" (Software-Defined Networking) "S12700".
Auf dem Cloud Congress präsentierte Huawei ferner seinen erstmals erhobenen "Global Connectivity Index". Die Studie untersucht anhand von 16 Faktoren die aktuelle und voraussichtliche Breitband-Verfügbarkeit in 25 Ländern. Sieger ist erstaunlicherweise Deutschland - primär wohl, weil wir hierzulande für schnelles Internet im Vergleich zu anderen Ländern relativ wenig bezahlen müssen. Ein Blick auf die Digitale Agenda und den Breitband-Atlas der Bundesregierung machen jedenfalls rasch klar, dass die bisherige Methodik des Huawei GCI nicht unbedingt ein realistisches Ranking generiert. (mb)
Huawei hat die Kosten für Thomas Cloers Reise nach Shanghai und Shenzhen übernommen.