Geschäftsprozesse effizient gestalten, neue Geschäftsmodelle entwickeln: Mit dem Internet of Things (IoT) verbinden viele Unternehmen große Hoffnungen. Im Rahmen einer aktuellen Studie prognostiziert das Marktforschungsunternehmen IDC, dass sich die weltweite Zahl der vernetzten Objekte bis 2020 von derzeit 14,9 Milliarden auf knapp 30 Milliarden verdoppeln könnte. Die Vernetzung kommt also, und zwar mit Siebenmeilenstiefeln.
Mit dem IoT nimmt die Digitalisierung konkrete Gestalt an, beispielsweise in Form vernetzter Fertigungsanlagen, intelligenter Prozessketten, automatisierter Wartungsvorgänge oder neuer Serviceangebote. Während laut einer Studie von COMPUTERWOCHE und CIO 72 Prozent der Unternehmen das IoT als sehr oder extrem wichtig einordnen, befinden sich viele noch in der Evaluierungs- und Planungsphase, was die Umsetzung eigener IoT-Projekte anbelangt. Nur ein Drittel gibt an, bereits IoT-Initiativen als Pilotprojekt oder im laufenden Betrieb umgesetzt zu haben.
- Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download. - Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein. - IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie. - IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle. - Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert. - Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen. - Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei. - Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products. - Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT. - IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung. - IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc. - IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen. - Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur. - Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse. - Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern. - In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion - Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog. - Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.
Die Studie zeigt außerdem: Viele Unternehmen scheuen die Komplexität des Themas. Auch unserer Erfahrung nach wissen viele nicht so recht, wo sie beim Umstieg auf vernetzte Abläufe, Produkte und Services anfangen sollen. Dabei kommt es aus unserer Sicht bei der Verwirklichung von IoT-Projekten vor allem auf eines an: ein planvolles Vorgehen. Das heißt nicht, dass es immer einen Masterplan gibt; einige einfache, aber effektive Überlegungen können Entscheidern jedoch dabei helfen, den Wandel systematisch anzugehen und die Erfolgschancen von IoT-Projekten zu steigern.
IoT-Projekte zur Chefsache machen. Fragt man die IT-Verantwortlichen in Unternehmen nach der Relevanz des IoT für ihre Organisation, wird in der Regel deutlich, dass sie sich mit diesem Thema schon intensiv auseinandergesetzt haben. Nicht immer gilt das gleiche jedoch auch für die Geschäftsführung. Das kann problematisch sein, denn die Vernetzung betrifft nicht nur die IT-Abteilung, sondern eine Vielzahl an Bereichen im Unternehmen. Bei der Planung von IoT-Projekten sollten deshalb alle relevanten Rollen mit am Tisch sitzen – CEO, CIO und Fachbereichsleiter. So ist auch bei der Umsetzung eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit möglich.
Groß denken, klein anfangen. Auch bei IoT-Projekten gilt: Es muss nicht sofort der große Wurf sein. Nach unseren Erfahrungen sieht die Mehrheit der Unternehmen in der Vernetzung zunächst einmal eine Chance, interne Prozesse effizient zu gestalten und so die eigene Produktivität steigern zu können. Hier können oft schnell Erfolge erzielt und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen in der Konzeption, Planung und Umsetzung von IoT-Projekten gesammelt werden. Interne Pilotprojekte können dann als hilfreiches Sprungbrett dienen, um im nächsten Schritt Produkte und Services durch IoT-Technologien zu erweitern oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Die Strategie sollte den Zielen folgen, nicht umgekehrt. Gerade beim Thema IoT ist es wichtig, dass die Strategie zu den individuellen Voraussetzungen und Zielen eines Unternehmens passt. Das IoT ist ein Sammelbegriff für eine Vielfalt an Anwendungsszenarien und nicht jedes mögliche IoT-Projekt muss auch ein sinnvolles Projekt sein. Ebenso müssen nicht alle Daten, die sich über vernetzte Geräte sammeln lassen, auch tatsächlich nützlich sein. Bevor sie ein Projekt angehen, sollten sich Entscheider unseres Erachtens im Klaren sein, welchen Mehrwert sie sich davon versprechen. Ein gut durchdachter Masterplan kann das Risiko von Fehlinvestitionen und Kostenexplosionen senken und sollte gerade für kleine und mittlere Unternehmen unabdingbar sein.
Sicherheitsvorbehalte sorgfältig durchdenken – und überwinden. Mit der Vernetzung steigen die Anforderungen an die IT-Sicherheit, denn sie kann mehr Einfallstore für Hacker liefern. Insbesondere an den „Rändern“, also an vermeintlich unwichtigen Stellen komplexer Kommunikationsverbindungen, können Schwachstellen zu Angriffspunkten werden. Entsprechend sind Sicherheitsbedenken beim Thema IoT eine der größten Hürden für Unternehmen. Dank moderner Security-Technologien kann diese jedoch gut überwunden werden. Eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie und eine robuste Sicherheitsarchitektur, die Prozesse Ende-zu-Ende abdeckt, sind dafür das A und O. Hier sollten sich Unternehmen frühzeitig professionelle Unterstützung holen.
Günstig ist gut, Vertrauen ist wichtig. Bei der Wahl eines Technologiepartners erachten wir es für Unternehmen als wichtiger, vorausschauend zu denken und eine langfristig-vertrauensvolle Zusammenarbeit kurzfristigen Kosteneinsparungen vorzuziehen. Gerade die ersten Schritte erfordern neben technologischem Know-how vor allem eine professionelle Beratung und einen ganzheitlichen technologischen Ansatz, da Investitionen in neue Systeme erforderlich sein können. Von Vorteil kann außerdem sein, wenn der gewählte Anbieter über ein breites Netzwerk an Partnern verfügt. Wenn ein Technologiepartner in der Lage ist, den gesamten Technologie-Stack für das IoT aus einer Hand abzubilden, können Lösungen Ende-zu-Ende bereitgestellt und nahtlos integriert werden.
Erfolgsmessung priorisieren. Laut einer aktuellen Studie von IDG betreiben fast ein Fünftel der Unternehmen, die bereits IoT-Projekte umsetzen, derzeit keinerlei Erfolgsmessung. Eine robuste Evaluation kann jedoch essenziell sein, um Stellschrauben für Verbesserungen erkennen und überhaupt einschätzen zu können, ob ein Projekt Mehrwert generieren kann oder nicht. Die Erfolgsmessung sollte daher integraler Bestandteil jeder IoT-Strategie sein. Dazu zählt auch, Erfolgsfaktoren vorab zu definieren und das abhängig von den Zielen eines IoT-Projektes. Nur wenn Klarheit darüber herrscht, wann ein Projekt als Erfolg zu werten ist, können Unternehmen aus Fehlern lernen und entsprechend nachjustieren.
Sorgfältige Planung statt Aktionismus
Unserer Erfahrung nach haben vor allem kleine Unternehmen mit überschaubaren IT-Budgets und wenig fachlichen Ressourcen durch das IoT viel zu gewinnen. Allerdings können sie sich oft keine großen Fehltritte erlauben und sollten daher umso disziplinierter sein, wenn es um die Organisation von IoT-Projekten geht. Deren Erfolg kann wesentlich davon abhängen, ob sie „End-to-End“ durchdacht umgesetzt werden. Ein systematisches Vorgehen kann dazu beitragen, Komplexität zu reduzieren und Ressourcen gezielt einzusetzen. Aktionismus kann hingegen schnell kontraproduktiv wirken.
Mein Fazit: Mit einer strategisch verankerten Planung, die alle wichtigen Stakeholder miteinbezieht, und einer robusten Erfolgsmessung können Unternehmen das Fundament für den erfolgreichen Einsatz von IoT-Technologien schaffen. Besonders wichtig ist dabei eine ganzheitliche und flexibel anpassbare Sicherheitslösung, denn Datenschutz und -sicherheit werden im Kontext des IoT weiterhin ein Thema bleiben. Die richtigen Partnerschaften sind ebenfalls erfolgsentscheidend. Hier gilt das alte Credo: Vertrauen zahlt sich aus. (mb)