Vier Schritte

HANA - Tipps zum Ausprobieren

01.03.2013
Von  und Thorsten Füg
Marcus Dill ist Geschäftsführer beim Data-Mining-Spezialisten Mayato.
Der Aufwand, erste Erfahrungen mit SAP HANA zu sammeln, muss gar nicht so groß sein. Ein paar Informationen und wenige Stunden Zeitaufwand reichen. Am besten gehen Anwender in den folgenden vier Schritten vor.

Schritt 1: HANA-Instanz besorgen

Drum prüfe, wer sich an HANA bindet - oder es vorhat.
Drum prüfe, wer sich an HANA bindet - oder es vorhat.
Foto: pzAxe - shutterstock.com

Eine durchschnittliche, produktiv nutzbare HANA Appliance verursacht mehrere hunderttausend Euro Lizenzkosten. Dazu kommt noch die Hardware. Angesichts solcher Beträge ist klar, dass die Anschaffung einer eigenen HANA-Appliance zum Ausprobieren nur für große Unternehmen in Betracht kommt. Für Firmen, die noch nicht sicher sind, ob sich das Investment lohnt, aber auch für Beratungshäuser und Freelancer gibt es jedoch Alternativen für einen ersten Flirt mit HANA. So bietet SAP beispielsweise einen kostenlosen 30-tägigen Testzugang zu einer in der Cloud gehosteten HANA-Demo-Instanz.

Seit Mai 2012 können Anwender darüber hinaus auf Amazon Web Services (AWS) kostengünstig eine eigene Instanz in der Cloud mieten (http://cloud.saphana.com/quickstart-aws-hana). Bezahlt wird diese "Developer Edition" nutzungsabhängig. Wer sich zunächst auf ein kleines Datenvolumen beschränkt und seine Instanz nach einer Session bis zur nächsten Nutzung jeweils parkt, das heißt die Server-Kapazitäten freigibt, der kann die monatlich anfallenden Kosten problemlos deutlich unter 100 Dollar halten. Damit wird das Experimentieren, das Sammeln von Erfahrungen und sogar das Entwickeln von Lösungen mit HANA auch ohne große vorherige Investitionen in Infrastruktur möglich.

Schritt 2: Client-Software installieren

Der Zugriff auf SAP HANA erfolgt für den Anwender über die Komponenten "SAP HANA Client" und "SAP HANA Studio". Beide lassen sich über das SAP Community Network (SCN) lizenzfrei herunterladen. Da für die Einrichtung der HANA-Instanz bestimmte Administrationsaufgaben auf der Betriebssystem-Ebene (Linux) erforderlich sind, sollte der Anwender zusätzlich einen Secure Shell Client wie zum Beispiel "PuTTY" installiert haben. Wo immer dies möglich ist, gilt jedoch die Empfehlung, notwendige Einstellungen, die Konfiguration diverser Systemdateien sowie das Hoch- und Herunterfahren der Instanz mit Hilfe des SAP HANA Studio vorzunehmen. Alle notwendigen Informatio-nen zu Downloads und Einrichtung von SAP HANA und Clients finden sich unter http://scn.sap.com/docs/DOC-28294. Wichtig dabei: Die Revisionsnummern (Patchlevel) von Studio, Client und Datenbank sollten immer gleich sein, damit die Komponenten reibungslos miteinander funktionieren.

Schritt 3: Eigene Daten nach SAP HANA laden

Wie immer, wenn man "nackte" Datenbanken testet, stellt sich das Problem, dass diese meist nur für Entwickler geeignete Werkzeuge zum Import bieten. Natürlich besteht auch bei SAP HANA die Möglichkeit, Daten manuell - per File Upload oder SQL - zu importieren. Komfortabler und für den praktischen Einsatz besser geeignet ist der Einsatz von "SAP Business Objects Data Services". Dieses ETL-Werkzeug (Extraction, Transformation, Load) erlaubt beispielsweise, Daten während des Imports zu filtern, zu bereinigen und umzuformatieren. Für erste Erfahrungen mit einfachen Datenbeispielen reicht der manuelle Upload allerdings in der Regel aus.

Bei der SAP HANA Developer Edition handelt es sich nur um die Datenbankplattform. Somit beinhaltet diese Ausführung nicht die Komponente "SAP Landscape Transformation" (LT), die für die Realtime-Versorgung von HANA mit Daten benötigt würde. Voraussetzung für jegliche Beladung von Daten nach SAP HANA sind die entsprechenden Tabellendefinitionen. Deren Modellierung mit dem SAP HANA Studio lässt sich leicht anhand von Tutorien lernen (www.mayato.com/hana).

Schritt 4: Daten in SAP HANA auswerten

Auch für die Datenanalyse bringt SAP HANA als Datenbank standardmäßig nur bedingt nutzbare eigene Frontend-Werkzeuge mit. HANA unterstützt jedoch den Datenbankstandard SQL über JDBC und ODBC, die OLAP-Schnittstelle ODBO/MDX sowie das SAP-proprietäre BICS Interface. Insofern lassen sich die allermeisten BI-Werkzeuge im Markt grundsätzlich problemlos anbinden. Wer also beispielsweise auf die Tool-Palette von SAP Business Objects Zugriff hat, kann diese Werkzeuge für die Analyse von Daten in HANA nutzen. Sogar Excel lässt sich als Oberfläche anbinden. Für die Verbindung mit Microsofts Excel 32 Bit unter Windows 64 Bit muss allerdings zusätzlich zum 64-Bit-HANA-Client auch der 32-Bit Client installiert sein. Wer aber einen echten Blick unter die Haube werfen und beispielsweise die komplexeren HANA-Funktionen der integrierten Predictive Analytics Library (PAL) oder Business Function Library (BFL) testen will, für den existieren bisher nur wenige Werkzeuge wie "Ankhor Flowsheet" oder auch das SAP-eigene "BO Predictive Analysis". Alle Funktionen sind jedoch über die HANA-Programmierschnittstelle SQL Script ansprechbar. Der Editor hierfür ist Teil des "SAP HANA Studio". Er verfügt seit SPS5, Revision 47, auch über einen Debugger. Im SAP HANA Studio werden auch die Informationsmodelle von SAP HANA implementiert, die als Sichten (Views) Voraussetzung für die Datenanalyse sind. SAP unterscheidet hierbei drei Kategorien von Views: die sogenannten Attribute Views (weitgehend vergleichbar mit herkömmlichen Datenbank-Views), Analytical Views (analog zu OLAP-Würfeln) und Calculation Views (für komplexere Funktionen und Joins über mehrere Faktentabellen hinweg).

Was Anwender noch beachten sollten

Tipp 1: Performance

Ungeeignete SQL-Abfragen beim Zugriff auf große Datenmengen in SAP HANA können die erhofften Antworten in Echtzeit unmöglich machen. Wer nicht die erwartete Performance erreicht, der sollte seine SQL-Statements gründlich daraufhin untersuchen, ob sie auf die strukturellen Besonderheiten von SAP HANA Rücksicht nehmen. SAP bietet hierfür einen umfangreichen SQL Guide an: http://help.sap.com/hana/html/sqlmain.html.

Tipp 2: Berechtigungen

SAP HANA verfügt über ein eigenes Berechtigungskonzept, das man bereits im Vorfeld größerer Tests und Entwicklungen kennen und verstehen sollte, um spätere Komplikationen zu vermeiden, besonders wenn mehrere Anwender auf der Instanz arbeiten. Da es sich beim Benutzer SYSTEM um einen generischen Benutzer mit umfangreichen Berechtigungen handelt, sollte dieser nicht für normale Arbeiten auf SAP HANA verwendet werden.

Tipp 3: HANA Developer Edition

Die SAP HANA Developer Edition in der Amazon Cloud bringt eine Reihe von Einschränkungen mit sich:

  • Sie darf ausschließlich zur Entwicklung verwendet werden. Möchte ein Anwender die Cloud-Instanz produktiv nutzen, muss er auf SAP HANA One ausweichen. Hier fällt neben den Nutzungskosten der Amazon Web Services auch eine Lizenzgebühr in Höhe von 0,99 Dollar pro Stunde an. Die Lizenz für HANA One ist ein Jahr gültig.

  • Die kostenlose Lizenz der Entwicklerversion hingegen muss alle drei Monate erneuert werden, da sonst die HANA-Instanz automatisch gesperrt wird.

  • Es darf keine zusätzliche Software auf der SAP-HANA-Instanz installiert werden. Dies gilt auch für einen R-Server, der daher auf einer separaten AWS-Instanz oder eigener Hardware installiert werden muss.

  • Die Developer Edition unterstützt noch nicht das integrierte Szenario BW on HANA. Nur die Datenbank selbst kann also getestet werden, nicht aber die optimierten Funktionen des SAP Business Warehouse 7.3, das seit 2012 als integrierte HANA-Version erhältlich ist.

  • Ebenfalls nicht unterstützt wird bisher das integrierte ERP-Szenario SAP Business Suite powered by SAP HANA.

Tipp 4: Virtualisierung

Zum jetzigen Zeitpunkt kann beziehungsweise darf eine HANA-Instanz noch nicht virtualisiert werden. Ab März 2013 bringt der Hardwarepartner Hewlett- Packard jedoch die ersten Appliances für virtualisierte SAP-HANA-Umgebungen auf den Markt. Damit wird es dann möglich sein, günstig zusätzliche Entwicklungs- und Testinstanzen bereitzustellen, ohne dafür eigene Hardware anschaffen zu müssen.

Tipp 5: Fehleranalyse

Für den Fall, dass bei der Modellierung oder bei Datenabfragen Fehler auftreten, bietet SAP HANA über ein Fehler-Log eine komfortable Möglichkeit zur Analyse. Allerdings sind noch nicht alle Probleme intuitiv verständlich und für den Einsteiger nachvollziehbar. Recherchen und möglicherweise auch gezielte Anfragen in einem der vielen mittlerweile entstandenen Foren der HANA-Community führen jedoch in den meisten Fällen schnell zum Erfolg. Hier einige Foren und Wikis:

http://www.saphana.com,

http://scn.sap.com/community/Hana-in-memory,

http://help.sap.com/hana_appliance,

http://help.sap.com/hana/html/index.html,

http://hanahangout.com,

http://wiki.sdn.sap.com und

http://cookbook.experiencesaphana.com.

Tipp 6: R-Integration in SAP HANA

Um sich auch mit der R-Funktionalität in SAP HANA auseinanderzusetzen, benötigt man einen eigenen R-Server zur Abarbeitung der R-Logik. Auch hier liefert SAP eine gute Anleitung zur Installation im Help Portal. Da SAP HANA zurzeit noch über keinen R-Debugger und sonstige Features einer guten R-Entwicklungsumgebung verfügt, kann die Freeware "RStudio" Anwender beim Einstieg und den späteren Entwicklungen erheblich unterstützen. (ba)