Aktionäre stimmen 60-Milliarden-Deal zu

Grünes Licht für EMC-Übernahme durch Dell

20.07.2016
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Nach der Zustimmung durch EMC-Aktionäre ist der Weg frei für die bislang größte Übernahme in der Technologiebranche. Einen Tag vor dem Votum der Anteilseigner hatte EMC einen Gewinnsprung um 19 Prozent bei stagnierenden Umsätzen für das zweite Geschäftsquartal gemeldet.

Mit 98 Prozent fiel die Zustimmung der EMC-Anteilseigner wie erwartet klar aus. Um den 60 Milliarden Dollar schweren Deal perfekt zu machen, bedarf es damit nur noch der Genehmigung chinesischer Kartellbehörden, die nach Experteneinschätzungen aber kein Problem darstellen dürfte. Der scheidende EMC-CEO Joe Tucci gab sich entsprechend optimistisch. Das Votum der Aktionäre sei ein klares Bekenntnis zur gemeinsamen Vision, aus Dell und EMC ein "Powerhouse" in der Technologiebranche zu schmieden.

EMC-Chef Joe Tucci freut sich öffentlich über das klare Votum der Aktionäre. Er selbst wird in Ruhestand gehen, wenn Michael Dell das Ruder übernimmt.
EMC-Chef Joe Tucci freut sich öffentlich über das klare Votum der Aktionäre. Er selbst wird in Ruhestand gehen, wenn Michael Dell das Ruder übernimmt.
Foto: Harald Weiss

Wie stark der neue Konzern Dell Technologies tatsächlich im Markt sein wird, muss sich allerdings erst noch erweisen. Ursprünglich war der Deal mit rund 67 Milliarden Dollar bewertet worden. Nach Bekanntgabe der Übernahmepläne brach der Kurs der VMware-Aktie so stark ein, dass sich der Gesamtwert auf "nur noch" 60 Milliarden Dollar reduzierte.

EMC-Umsatz schwächelt im Kerngeschäft

Einen Tag vor der Abstimmung der Aktionäre hatte EMC für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal einen um 19 Prozent gestiegenen Nettogewinn gemeldet. Die Umsätze blieben mit rund 6 Milliarden Dollar aber auf Vorjahresniveau. Die Konzerntochter VMware verbuchte eine Umsatzsteigerung um 11 Prozent auf 1,68 Milliarden Dollar; die auf Analytics und Cloud-Services spezialisierte EMC-Tochter Pivotal konnte die Einnahmen im Jahresvergleich sogar um 49 Prozent steigern.

Analysten führen den gestiegenen Nettogewinn von EMC zwar zum großen Teil auf Kostensenkungsmaßnahmen zurück. Allerdings habe der Konzern auch in neue strategische Geschäftsfelder investiert, kommentierte etwa Krista Macomber vom Analystenhaus TBR. Dazu zählten insbesondere All-Flash-Speichersysteme sowie die Converged- beziehungsweise Hyper-Converged-Produkte . TBR sieht hier noch großes Potenzial. Die weltweiten Umsätze mit Hyper-Converged-Systems sollen einer Prognose zufolge bis 2020 jedes Jahr um durchschnittlich 50 Prozent wachsen.

Andererseits wird an dieser Stelle auch ein Kernproblem sowohl von EMC als auch von Dell deutlich. Der Löwenanteil der Umsätze stammt noch immer aus dem Verkauf von Hardware, sprich Server- und Speichersysteme. Dieser Markt gerät im Cloud-Zeitalter immer stärker unter Druck (siehe auch: EMC und Dell - Gemeinsames Aufbäumen gegen die Cloud). So ging etwa der Umsatz mit EMCs klassischen Highend-Storage-Systemen im zweiten Quartal um vier Prozent zurück. Für sein Converged Infrastructure-Portfolio meldet EMC hingegen ein Wachstum von 40 Prozent, die Einnahmen mit All-Flash-Storage-Systemen sollen sich im Jahresvergleich sogar verdoppelt haben. Zu den Highlights der Quartalsergebnisse zählt das EMC-Management außerdem stark gestiegene Umsätze mit den Enterprise-Cloud-Services von Virtustream.

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