Über den 13-prozentigen Anstieg der Quartalserlöse auf 69,7 Milliarden Dollar dürfte bei Alphabet in diesen wirtschaftlich angespannten Zeiten wohl niemand jammern. Auch der Nettoertrag fiel mit 16 Milliarden Dollar einmal mehr bemerkenswert aus. Allerdings lag der Profit um 14 Prozent unter dem Vorjahresergebnis und verfehlte auch die durchschnittlichen Erwartungen der Wallstreet-Analysten, die mit 17,5 Milliarden Dollar gerechnet hatten. Und das Umsatzwachstum war das schwächste, das in den letzten zwei Jahren verzeichnet wurde. (Siehe Geschäftsbericht, PDF)
Viele Unsicherheitsfaktoren
An der Börse war aber Schlimmeres erwartet worden, nachdem schwache Geschäftszahlen von Snap und Twitter in den Tagen zuvor schon angedeutet hatten, dass der Markt für Online-Werbung in einer Flaute stecken könnte. Ruth Porat, Chief Financial Officer von Alphabet, sagte denn auch, dass es im Markt "Unsicherheiten über eine Reihe von Faktoren" gäbe. Google hatte bereits im Vorfeld angekündigt, für den Rest des Jahres weniger neue Mitarbeiter einstellen zu wollen. Zudem waren die Beschäftigten von CEO Sundar Pichai aufgefordert worden, "fokussierter und unternehmerischer" zu arbeiten und "mehr Hunger zu zeigen als an den sonnigeren Tagen".
40,7 Milliarden Dollar Umsatz steuerte im zweiten Quartal das Werbegeschäft rund um die Google Suchmaschine zum Gesamtergebnis bei. Vor allem die Reisebranche und der Einzelhandel verhalfen Google hier zu einem 13-prozentigen Wachstum. In Analystenkreisen wurden die Zahlen positiv aufgenommen: Googles Werbegeschäft habe sich als weitgehend resistent gegen Rezessionssymptome erwiesen. Deshalb stieg die Alphabet-Aktie nach Börsenschluss deutlich - trotz knapp verfehlten Umsatz- und Profitzielen.
Auf dem zweiten Rang nach der Internet-Suche folgt Googles Werbe-Netzwerk, das digitale Anzeigen auf anderen Internet-Seiten platziert und für Einnahmen von 8,3 Milliarden Dollar steht. Das Video-Streaming-Portal Youtube, das unter massivem Konkurrenzdruck durch TikTok steht, erlöste 7,4 Milliarden und die Google Cloud brachte es auf 6,3 Milliarden Dollar.
Verluste im Cloud-Business
Das Cloud-Geschäft zeigte das stärkste Wachstum aller Bereiche, es expandierte um 36 Prozent. Im ersten Quartal hatte das Plus gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum allerdings noch bei 44 Prozent gelegen. Bei Google Cloud fiel in den abgelaufenen drei Monaten zudem ein operativer Verlust von 858 Millionen Dollar an, was im Alphabet-Headquarter aber niemanden aufregte: Google muss immer noch viel Geld in technische Infrastruktur investieren, um in diesem Geschäftsbereich den Rückstand auf die Marktführer Amazon Web Services und Microsoft zu verkürzen.
Pichai sagte vor Analysten, der Cloud-Markt befinde sich immer noch in einem frühen Wachstumsstadium, man führe ständig Gespräche mit kleinen und großen Kunden, die sich gerade erst auf die Reise machten. Porat sekundierte, dass Alphabet das Cloud-Business als strategisches Wachstumsfeld sehe und sich für den Aufbau die notwendige Zeit nehme. Weder Pichai noch Porat gaben ein Ziel aus, wann die Google Cloud profitabel sein soll. Der CEO sagte, künstliche Intelligenz (KI) sei in diesem Markt möglicherweise ein Gamechanger, Googles Know-how könne hier zu differenzierenden Produkten führen. (hv)