GM kündigte an, die Tesla-Technologie zum Aufladen seiner Elektrofahrzeuge von 2025 an zu übernehmen und Fahrzeuge anzubieten, die die von Tesla entwickelte Steckvorrichtung verwenden. Die Ankündigung erfolgte zwei Wochen nach Abschluss eines vergleichbaren Abkommens mit Ford. Damit kommt Tesla in großen Schritten dabei voran, seine Ladetechnik zu einem Industriestandard auszubauen. Andere Unternehmen, die sich derzeit schwer tun ein ähnliches Ladenetzwerk auf die Beine zu stellen, müssen nun entscheiden, ob sie sich ebenfalls anschließen wollen.
Mary T. Barra, Vorstandsvorsitzende von GM, sagte anlässlich einer gemeinsamen Twitter-Konferenz mit Tesla-Chef Elon Musk, die eigenen Kunden hätten künftig Zugang zu nahezu doppelt so vielen Ladestationen wie bisher. Musk bezeichnete den Deal als "eine grundsätzlich großartige Sache" für die E-Mobilität. Allerdings dürfte das Abkommen vor allem für Musk selbst eine großartige Sache sein, da Tesla seine Wettbewerber im schnell wachsenden Ladegeschäft nun überrollen und in die Abhängigkeit führen könnte. (Siehe auch: Für Elon Musk ist Home-Office "Bullshit")
Welcome GM owners to Superchargers across North America??
— Tesla Charging (@TeslaCharging) June 8, 2023
Details about the North American Charging Standard (NACS) ? https://t.co/HTk7Si9qa0 https://t.co/OQqUbM8vuo
Tesla bittet Kunden anderer Automarken zur Kasse
Erst einmal handelt es sich aber um eine Win-win-Situation: GM verdoppelt für seine Kunden den Zugang zu Ladestationen, Tesla verdient Geld am Verkauf von Energie an Besitzer anderer Automodelle. Tesla verlangt von den Besitzern anderer Autos höhere Gebühren als von denen der eigenen Fahrzeuge. Gleichzeitig kann das Unternehmen sein Netz beschleunigt ausbauen, um einen Teil der rund 7,5 Milliarden Dollar einzustreichen, die die US-Regierung als Subvention für den Bau von Ladestationen ausgelobt hat.
Wenn Ford und GM allerdings den Ladestandard von Tesla übernehmen, riskieren sie, sich von ihrem größten Konkurrenten abhängig zu machen. Kein US-Autobauer verkauft auch nur annähernd so viele Elektroautos wie Tesla, und keiner betreibt ein solch umfassendes Ladenetz.
Excited to welcome Ford owners to thousands of Superchargers across North America next year????https://t.co/giU8PKHexE
— Tesla Charging (@TeslaCharging) May 25, 2023
Wie die New York Times feststellt, ist das Abkommen aber auch für Tesla riskant. Schon jetzt kommt es in einigen Städten und entlang mancher Autobahn zu Staus an den Ladestationen des Unternehmens. Tesla-Fahrer könnten verärgert sein, wenn sie sich künftig mit Autos von Ford und GM in eine Warteschlange einreihen müssten und damit ein wichtiges Privileg verlören. (hv)