Manche Verhaltensweisen, die wir immer und immer wieder in bestimmten beruflichen Situationen an den Tag legen, können nicht nur hinderlich sein, sondern auch zu Frustration führen. Chefs oder Arbeitskollegen, pflastern einem den Schreibtisch mit Arbeit zu und der Satz: "Nein, ich habe keine Zeit" kommt nicht über die Lippen. Oder der berufliche Zeitplan läuft permanent aus dem Ruder, weil jemand bei allen neuen interessanten Projekten seine Teilnahme zusagt.
Wer solche unliebsamen Verhaltensmuster, die das Berufsleben erschweren, nachhaltig ändern möchte, dem sei gesagt: Motivation und Willenskraft allein reichen in den meisten Fällen nicht aus. Denn auch unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier, das lieber altbekannte Trampelpfade nutzt, als sich auf neue, unbekannte Wege zu begeben. Das Blöde daran: Wir bemerken es oft erst dann, nachdem das alte, nicht mehr erwünschte, Verhaltensmuster schon wieder einmal abgelaufen ist.
- Der Über-Versprecher
Speziell in Situationen, in denen immenser Druck herrscht, neigen manche Mitarbeiter dazu, alle möglichen, absurden Versprechungen zu machen. Entweder um Aufmerksamkeit zu erringen oder um dem Vorgesetzten beziehungsweise dem Management zu gefallen. Versprechungen machen ist immer einfach, aber wenn das Mega-Projekt dann eben nicht in den versprochenen zweieinhalb Wochen abgeschlossen ist, ist das ungünstig. <br><br/> Alexander Maasik empfiehlt: "Wenn es ein Teammitglied gibt, das am laufenden Band falsche Versprechungen gibt, von denen bereits vorher klar ist, dass sie unmöglich einzuhalten sind, sollten Sie seine Worte nicht mehr für bare Münze nehmen. Wenn Sie können, verlängern Sie den Zeitrahmen und/oder erhöhen Sie Budget oder Ressourceneinsatz, um Engpässe in anderen Bereichen kompensieren zu können." - Der Verantwortungsschieber
Dann gibt es diese Kollegen, die das Collaboration-Prinzip der geteilten Verantwortung auf ihre ganz eigene Weise interpretieren. Getreu dem Motto: "Die anderen werden es schon richten." Experte Maasik rät in einem solchen Fall dazu, dem betreffenden Mitarbeiter eine definierte Rolle und spezifizierte Verantwortlichkeiten im Team zuzuweisen. Alternativ könnten Sie den Verantwortungsschieber auch fragen, ob es Bereiche gibt, die ihn besonders interessieren. Eventuell könnten Sie so seine Leistungs-Leidenschaft neu entflammen. <br><br/> "Manchmal können Sie solche Leute motivieren, indem Sie ihnen Führungsverantwortung übertragen oder ihnen die Verantwortung für ein bestimmtes Gebiet/Thema übertragen, das ihnen am Herzen liegt. Sollte betreffender Kollege allerdings für ausschweifende Arbeitsunlust bekannt sein, hilft unglücklicherweise nur, ihn (oder sie) im Auge zu behalten und sich wenn nötig an höhere Instanzen zu wenden." - Der Fremdfeder-Connoisseur
Es ist nur menschlich, nach Wertschätzung und Anerkennung zu streben. Aber einige Menschen übertreiben das in einem Ausmaß, dass sie fast schon selbst daran glauben, wenn sie sich fälschlicherweise die Erfolge anderer zuschreiben. <br><br/> Maasik: "Leider nimmt der Enthusiasmus dieser Leute rasant ab, wenn es darum geht, die Verantwortung für Misserfolge zu übernehmen. Um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, genau festzuhalten, wer für welchen Part der Projektarbeit zuständig ist. So können auch alle Beteiligten sehen, wer welchen Beitrag leistet. Sollte jemand auf das Einheimsen von Lorbeeren bestehen, stellen Sie sicher, dass derjenige auch im Fall des Misserfolgs sein Fett abbekommt." - Der Makel-Magnat
Nicht führt die Team-Moral schneller und geradliniger in den Abgrund, als einer, der ständig nur kritisiert, auf Fehler "hinweist" oder sich über jeden Aspekt eines Projekts nur beschwert. Egal, ob es um Zuständigkeiten, Workloads oder die Strategie geht, der Makel-Magnat hat einfach immer was zu meckern. <br><br/> "Dieses Verhalten ist absolutes Gift für das Teamwork. Diese Leute verbringen mehr Zeit damit, sich zu beschweren, als mit der Erfüllung ihrer Aufgaben. Der beste Weg solche Menschen zu handlen: 1. Ignorieren Sie das Gemecker, 2. Geben Sie ihm so viel Verantwortung, dass er (oder sie) keine Zeit mehr hat rumzujammern." - Der Aussteiger
Manche Leute arbeiten besser alleine. Ist auch gar kein Problem. Außer es handelt sich um Personen, die in Team-Projekte eingebunden sind. Dann könnte jemand, der Anweisungen aus Prinzip ignoriert und affin für Alleingänge ist, das ganze Projekt auf's Spiel setzen. <br><br/> Deswegen empfiehlt auch Alexander Maasik, solche Leute lieber aufs "Abstellgleis" zu befördern: "Finden Sie einen Bereich im Projekt, an dem ein solcher Mitarbeiter alleine arbeiten oder sich selbst verwirklichen kann. So holen Sie das Maximum an Produktivität aus diesem Kollegen heraus und stellen gleichzeitig sicher, dass der Rest des Teams intakt bleibt."
Um Menschen bei ihrem Veränderungswunsch zu unterstützen, gibt der Wirtschaftspsychologe Axel Koch in seinem "Logbuch Gewohnheiten nachhaltig verändern" klare Anleitungen, um neue Vorsätze Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen.
Diese Faktoren beeinflussen eine Verhaltensänderung
Gleich vorab: Wer das Buch liest, muss auch an sich selbst arbeiten. Das bleibt in der Veränderungspsychologie niemandem erspart. Der Autor liefert die Theorie, die Praxis muss jeder selbst in Angriff nehmen. Um das "Wie" verständlicher zu machen, stellt Koch im Buch einige Protagonisten vor, an deren Beispiel er den Verlauf ihrer Veränderung - inklusive einiger Rückfälle - veranschaulicht.
Eine der Protagonistinnen ist Alina. Ihr altes Muster lautete: Es allen recht machen wollen. Stattdessen wollte sie künftig mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse achten und 'Nein' sagen, wenn ihr etwas nicht passt. Alina und die Leser des Buches begleitet ein Muster für den Veränderungswunsch, das aus den folgenden vier Faktoren besteht:
Zielklarheit
Transferstärke
Unterstützendes Umfeld
Das Rückfallmanagement
Ist das unerwünschte Verhaltensmuster definiert und anhand der oben genannten Grundfaktoren der Ablaufplan ausgearbeitet, wird der Plan in die Tat umgesetzt. Dabei unterstützt der Autor seine Leser nicht nur mit schriftlichen Anleitungen sondern auch mit Grafiken, Tabellen und Übungen, die teilweise als Download-Material zur Verfügung stehen. Denn was es zu vermeiden gilt, ist ein Rückfall in alte Verhaltensmuster.
Dabei hilft ein Rückfallplan, für dessen Aufbau die Leserinnen und Leser ihre Arbeitssituationen durchleuchten, um die Vorboten eines möglichen Rückfalls zu erkennen. Für diese geleistete Gedankenarbeit lobt der Autor am Ende: "Jetzt sind hoffentlich alle Hürden genommen und es ist Zeit, einmal durchzuatmen. Das war sicher ein intensiver Denkprozess für Dich. Da liegt er nun: Dein fertiger Rückfallplan." Das Beispiel eines Vorboten, für ein Verhaltensmuster kommt im Buch von der Protagonistin Verena, die folgende Situation notiert: "Ein Kollege kommt hilfesuchend in mein Büro. Er braucht schnell einen Gesprächstermin mit mir, weil er etwas hat, das brennt."
Gewohnheiten ändern braucht Zeit
Um einen Veränderungsprozess mit den im Buch erlernten Techniken zu durchlaufen, gibt der Autor den Lesern eine Umsetzungskurve über einen Zeitraum von acht Wochen an die Hand. Während dieser Zeit können viele Dinge passieren, die Veränderungswillige aus der Bahn werfen könnten. Koch gibt für diese Fälle Hinweise, welche Reaktionen darauf möglich sind, um das persönliche Projekt nicht zu gefährden.
Am Ende des Buches entlässt der Autor seine Leser mit den Worten: "Du erinnerst Dich - Veränderung bedeutet einen Umbau von Nervenautobahnen im Gehirn. Sie passiert nicht deshalb schneller, nur weil Du es mit Gewalt willst. Lass Dir also Raum und Zeit."
Titel: Logbuch Gewohnheiten nachhaltig verändern – Die Technik des Rückfallmanagements |