Oracle-Chefin Kemp

Geschäftserfolg 2022 - darauf wird es ankommen

Kommentar  21.01.2022
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Stefanie Kemp ist die Deutschland-Geschäftsführerin von Oracle.
Stefanie Kemp, Deutschland-Geschäftsführerin von Oracle, führt in einem Gastbeitrag aus, welche Faktoren im Zuge der Digitalisierung 2022 entscheidend für den Geschäftserfolg der Unternehmen sein werden.
Stefanie Kemp ist Country Leaderin bei Oracle Deutschland. In ihrer 30jährigen Karriere in der IT hatte sie verschiedene Stationen als CIO/CDO bei Vorwerk, RWE/Innogy und Lowell inne. Im Wettbewerb CIO des Jahres wurde Kemp für ihre hervorragende Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Stefanie Kemp ist Country Leaderin bei Oracle Deutschland. In ihrer 30jährigen Karriere in der IT hatte sie verschiedene Stationen als CIO/CDO bei Vorwerk, RWE/Innogy und Lowell inne. Im Wettbewerb CIO des Jahres wurde Kemp für ihre hervorragende Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Foto: Oracle

"Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten" - dieses Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt liest sich wie ein Leitgedanke für das neue Jahr. Stellen wir uns einfach einmal die Frage, was Topentscheider von Unternehmen beachten sollten, wenn sie ihre geschäftliche Zukunft erfolgreich gestalten wollen.

1. Vorstände sollten verlangen, dass Cloud-Investitionen zu einer echten Transformation führen

Den Marktforschern von Statista zufolge werden im Jahr 2022 Organisationen weltweit die beachtliche Summe von 1,78 Billionen US-Dollar für Cloud-Technologie und andere Initiativen zur digitalen Transformation ausgeben. Dabei stellt sich allerdings die Frage: Investieren die Unternehmen und Regierungen in eine echte Transformation? Oder übertünchen sie lediglich das gewohnte Geschäft?

Entscheidend für die Antwort ist die Herangehensweise bei der Umstellung auf Cloud Computing. Auf dem privaten Sektor gibt es in nahezu jeder Branche mindestens einen oder mehrere Cloud-zentrierte "digitale Rebellen", die damit begonnen haben, ihre Branche umzukrempeln. Zudem ist zu erwarten, dass eine ganze Reihe unkonventioneller digitaler Partnerschaften in allen Sektoren entstehen wird.

Sicherlich werden jene Unternehmen, die die Cloud als Befreiung betrachten, die größten Gewinne erzielen. Gartner bezeichnet die Cloud als "Kraftmultiplikator". Sie sei eine skalierbare, belastbare technologische Grundlage für langfristige Innovationen und Wachstum. Bei Oracle nennen wir gerne das Beispiel der Deutschen Bank, die Mitte 2021 damit begann, ihre weltweiten Datenbanken (40 Petabyte!) auf "Oracle Exadata Cloud@Customer" modernisiert in einer Private Cloud zu betreiben und so enorme Kosten sparte.

Die Cloud bietet auch den großen Vorteil, IT- Fachpersonal davon zu befreien, zu viel Zeit mit System- und Sicherheitsupdates sowie Wartung zu verbringen. Sie können sich mehr auf die Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen konzentrieren. Doch das muss auch geschehen: Vorstände erwarten von ihren Führungsteams in diesem Jahr klare Belege dafür, dass ihre Cloud-Investitionen zu langfristigen Wettbewerbsvorteile führen.

2. Machine Learning und KI werden zur Kernkompetenz

Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) helfen den Unternehmen dabei, ihre Unmengen von Daten zu analysieren und kontinuierlich aus ihnen zu lernen. Sie werden bessere Entscheidungen treffen und können konkrete Informationen auch für kurzfristige Aktionen nutzen. Allerdings befinden sich die meisten Betriebe hier noch in der Experimentierphase. Viele tun sich schwer, die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln.

Die meisten Unternehmen und staatlichen Einrichtungen verfügen nicht über die Ressourcen, um ein Heer von promovierten Data Scientists zu versammeln. Die Alternative lautet, kleine, fokussierte MLOps-Teams aufzubauen - ähnlich wie DevOps-Teams in der Anwendungsentwicklung. Diese bestehen nicht nur aus Data Scientists, sondern auch aus Entwicklern und anderen IT-Mitarbeitern. Ihre ständige Aufgabe ist es, KI/ML-Modelle in der Produktion einzusetzen, zu warten und ständig zu verbessern.

Darüber hinaus erkennen Unternehmen, wie wichtig es ist, einen integrierten Ansatz für das Operationalisieren von KI- und ML-Modellen zu verfolgen. Die Zukunft gehört dem KI/ML-Engineering. Gartner prognostiziert, dass bis 2025 die zehn Prozent der Unternehmen, die dann Best Practices für KI/ML-Engineering eingeführt haben werden, mindestens dreimal so viel Wert daraus generieren werden als die 90 Prozent der Unternehmen, die sich nicht damit beschäftigen. Early Adopter sind hier klar im Vorteil.

3. Kunden bewerten Firmen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit

Beim Kauf von Waren und Dienstleistungen, beim Beurteilen potenzieller Arbeitgeber und auch beim Investieren in Aktien achten Menschen aller Altersgruppen zunehmend auf die Nachhaltigkeitsstrategie und das Umweltengagement von Unternehmen. Ähnlich verhalten sich Unternehmen bei der Auswahl von Zulieferern und Partnern. Die Reduzierung der CO2-Emissionen, die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die Abfallvermeidung und die Einführung anderer umweltfreundlicher Praktiken stehen im Mittelpunkt.

Im neuen Jahr ist jedes Unternehmen gefordert, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und umzusetzen - die meisten haben längst damit begonnen. Forrester Research berichtet, dass von den weltweit 200 größten Unternehmen in der EMEA-Region 81 Prozent einen Nachhaltigkeitsbeauftragten auf höherer Führungsebene ernannt haben. Das ist ein guter Start, doch etliche Unternehmen werden nicht darum herumkommen, einige Grundlagen ihres Geschäftsmodells zu überdenken.

4. Karriereentwicklung und Einstellungspraktiken müssen angepasst werden

Qualifizierte, talentierte Mitarbeiter einzustellen und zu binden genießt diversen Umfragen zufolge höchste Priorität bei nahezu jedem Top-Manager. Die große Resignation, die durch die weltweite Pandemie ausgelöst wurde, deutet jedoch darauf hin, dass die Arbeitgeber im Jahr 2022 vor einem Berg von Arbeit stehen. Entweder sie schaffen es, für ihre wertvollsten Mitarbeiter proaktiv Karrierepfade zu entwerfen und auf ihre Vorschläge bezüglich Work-Life-Balance, Arbeitsplatzflexibilität und anderer Themen einzugehen, oder sie müssen ihre Leistungsträger ziehen lassen.

Die AI@Work-Studie 2021 von Oracle und Workplace Intelligence hat ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten angibt, sie fühle sich durch die Pandemie festgefahren und müsse ihre Zukunft überdenken. "Arbeitnehmer haben heute ganz andere Prioritäten als vor der Pandemie", heißt es in der Studie. "Die Menschen überdenken die Art des Arbeitgebers, für den sie arbeiten wollen, ihre Karriereziele und die Bedeutung, die sie ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden beimessen. Unternehmen müssen diesen Mentalitätswandel berücksichtigen, wenn sie darüber nachdenken, wie der Arbeitsplatz nach der Pandemie für ihre Mitarbeiter aussehen wird."

5. Störungen der Supply Chain werden zum "Never Normal"

Die Pandemie zwingt Supply-Chain-Manager weiterhin dazu, ihre Prioritäten und die Anwendung der neuesten Supply-Chain-Management-(SCM-)Technologien zu überdenken, da "Never Normal" zur neuen Normalität wird, so die Supply-Chain-Experten Eric Domski und Ryan Sumrak.

Waren "Just-in-Time"-Bestände vor der Pandemie für die meisten Unternehmen noch die gelebte Praxis, gelten inzwischen Sicherheitsbestände - oder das, was als "Just-in-Case"-Bestandsmanagement bekannt ist - als neue Normalität. Auch die ausgefeiltesten Supply-Chain-Technologien können das Ausmaß von Marktschocks wie einer globalen Pandemie nicht vollständig vorhersehen. Aber sie können Unternehmen dabei helfen, das richtige Maß an Sicherheitsbeständen zu definieren.

Wenn sich das Kaufverhalten der Menschen wandelt - weg von physischen und hin zu Online-Kanälen - müssen Unternehmen darauf reagieren. Dazu gehört auch, die "Welleneffekte" in den Werken, Rechenzentren und erweiterten Lieferketten zu planen, so Domski und Sumrak. Jetzt sei es an der Zeit, das Potenzial von SCM-Lösungen voll auszuschöpfen, um wahrscheinliche Szenarien zu simulieren und Prognosen zu erstellen, wie sich die ständig veränderten globalen Nachfragemuster entwickeln.

Wenn Unternehmen in Deutschland und Europa diese Schlüsselprioritäten im Kontext der geschäftlichen Chancen, Herausforderungen und Auswirkungen beachten, sind sie automatisch in der Lage, ihren wirtschaftlichen Einfluss zu steigern und ihre Marktposition zu verbessern. (hv)