Der umstrittene Internet-Unternehmer Kim Dotcom hat die erste Runde im Kampf gegen seine Auslieferung an die USA verloren. Ein Gericht in Neuseeland entschied am Mittwoch, dass der aus Deutschland stammende Dotcom zusammen mit drei weiteren Angeklagten an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden kann. US-Staatsanwälte werfen ihnen Urheberrechtsverletzungen in großem Stil auf der Daten-Plattform Megaupload vor. Im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung dürfte Kim Dotcom eine langjährige Haftstrafe drohen. Der Megaupload-Gründer will sich jedoch weiterhin wehren und in Berufung gehen.
Berufung via Twitter angekündigt
Dotcoms US-amerikanischer Anwalt Ira Rothken kündigte über den Kurzmeldungsdienst Twitter umgehend eine Berufung an. Gegen die Entscheidung von Richter Nevin Dawson, der von einer "erdrückenden Beweislast" gegen die Beschuldigten sprach, können innerhalb von fünfzehn Tagen Rechtsmittel eingelegt werden. Am Ende entscheidet die neuseeländische Justizministerin Amy Adams - die jedoch erst den Ausgang des Berufungsverfahrens abwarten will. Dotcoms neuseeländischer Anwalt Ron Mansfield sagte dem "Wall Street Journal", das Berufungsverfahren könne Jahre in Anspruch nehmen.
The @KimDotcom team looks forward to having the US request for extradition reviewed in the High Court.We have no other comments at this time
— Ira Rothken (@rothken) 23. Dezember 2015
Die Entscheidung über die Auslieferung kommt fast vier Jahre nach der aufsehenerregenden Razzia auf Dotcoms Anwesen, bei der unter anderem seine Sammlung von Luxus-Autos beschlagnahmt worden war. Dotcom selbst war damals vorläufig festgenommen worden. Der Rechtsstreit um Kim Dotcom ist eine äußerst zähe Angelegenheit. Neuseelands Premierminister John Key musste sich an einem Punkt bei Dotcom entschuldigen, weil dieser illegalerweise vom neuseeländischen Geheimdienst überwacht wurde. Kim Dotcom bekam in dieser Zeit Zugriff auf einen Teil seines Geldes, startete die neue Daten-Plattform Mega und gründete eine Internet-Partei, die jedoch bei Wahlen erfolglos blieb.
Kim Dotcom: Ex-Hacker weiterhin selbstbewusst
Vor kurzem zog der 41-jährige Dotcom mit seinen Kindern nach eigenen Angaben aus dem Anwesen auf eine Jacht, die er sein "Piratenschiff" nennt. Er stammt aus Kiel und wurde unter seinem ursprünglichen Namen Kim Schmitz in der deutschen Hackerszene bekannt, bevor er ihn offiziell in Dotcom ändern ließ. Über Megaupload waren laut den Vorwürfen der US-Ankläger massenhaft illegale Kopien von Filmen und Musik verbreitet worden. Dadurch sei Rechteinhabern wie Hollywood-Studios ein Schaden von über einer halben Milliarde Dollar (heute etwa 0,46 Milliarden Euro) entstanden.
In der Anklage wurden Auszüge aus E-Mails veröffentlicht, die belegen sollen, dass Dotcom und andere Manager von Megaupload von den Copyright-Verletzungen gewusst und die Nutzer sogar dazu animiert hätten. Megaupload verdiente unter anderem mit Gebühren für schnellere Datenübertragung Geld. Kim Dotcom weist die Vorwürfe zurück - Er habe lediglich eine Plattform betrieben. In einer aktuellen Twitter-Botschaft zeigt sich der Ex-Hacker gewohnt selbstbewusst.
My team and I just had a good read of today's court decision. Its weak and a Christmas gift in disguise. Woohoo!! #Appeal
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 23. Dezember 2015
Kim Schmitz & Megaupload: Eine Chronologie
März 2005: Kim Dotcom, einst in Deutschland geboren unter dem Namen Kim Schmitz, gründet die Online-Speicherplattform Megaupload. Bei ihr können Dateien im Netz abgelegt und über Links abgerufen werden. Laut US-Anklägern landen dort auch viele illegale Kopien von Filmen.
Februar 2010: Dotcom zieht mit seiner Familie nach Neuseeland.
Januar 2012: Das Anwesen Dotcoms wird auf Forderung der US-Justiz durchsucht, sein Besitz beschlagnahmt. Die Ermittler werfen ihm massive Urheberrechtsverletzungen bei Megaupload vor. Die Website wird vom Netz genommen.
Februar 2012: Dotcom kommt nach einem Monat Haft gegen Kaution frei.
Juni 2012: Das Oberste Gericht in Neuseeland erklärt die Razzia auf Dotcoms Anwesen für rechtswidrig.
September 2012: Gerichtsdokumente belegen, dass Dotcom vor seiner Festnahme Ziel einer illegalen Abhöraktion des neuseeländischen Geheimdienstes GCSB war. Für den Einsatz gegen einen Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung gab es keine rechtliche Grundlage. Premier John Key entschuldigt sich.
Januar 2013: Dotcom startet den neuen Speicherdienst Mega, bei dem er inzwischen ausgeschieden ist.
Januar 2014: Dotcom kündigt die Gründung einer Internet-Partei an, die sich für Freiheit und Privatsphäre im Netz einsetzen solle. Bei den Wahlen im September erleidet sie eine krachende Niederlage.
September 2014: Das Auslieferungsverfahren wird fortgesetzt.
Dezember 2015: Ein Gericht in Neuseeland entscheidet, dass Dotcom an die USA ausgeliefert werden könne. Dotcoms Anwälte wollen in Berufung gehen. (dpa/fm)
- Der Vater des Blackholing
Der auch als „Paunch“ bekannte Dmitry Fedotov ist weniger als Hacker, denn als Entwickler des Hacker-Tools Blackhole berühmt. Bei Blackhole handelt es sich um eine Art Webanwendung für die Verbreitung von Malware- und Spyware, die Hacker gegen eine Abo-Gebühr von 1500 US-Dollar pro Jahre mieten können - und bis zur Festnahme laufend mit Updates über neue Schwachstellen von Java, Flash oder des Internet Explorer aktualisiert wurde. Der im Oktober 2012 von den russischen Behörden verhaftete Programmierer aus Togliatti soll auch Autor des Cool Exploit-Kits und von Crypt.AM sein. - Der Herrscher der Kreditkarten
Der Juni 2012 in den Niederlanden zusammen mit Vladimir Drinkman verhaftete russische Hacker soll laut Anklageschrift von August 2005 bis Juli 2012 als Mitglied einer Gruppe von fünf Cyberkriminellen im Laufe der Jahre riesige Mengen an Kreditkartendaten gestohlen haben. Zusammen mit Aleksandr Kalinin, Roman Kotov, Mikhail Rytikov und Vladimir Drinkman soll Smilianets vor allem durch SQL Injection Hacks Firmen wie Nasdaq, 7-Eleven Carrefour und J.C. Penny gehackt haben. Insgesamt 160 Millionen Kreditkarten- und Guthabendaten wurden gestohlen und für Finanzbetrug benutzt. Der Schaden für die Firmen soll bei 300 Millionen US-Dollar liegen. Der Prozess in den USA ist noch nicht abgeschlossen. - FBI's most wanted
Evgniy Mikhailovich Bogachev, auch bekannt als lucky12345 und slavik schaffte es 2014 auf den ersten Platz der so genannte „Cyber Most Wanted“-Liste des FBI. Die amerikanischen Behören sehen in ihm den Hintermann des Botnetzes „Gameover Zeus“. Mit Hilfe der gleichnamigen Malware soll er für ein Botnetz von bis zu einer Million Computern verantwortlich sein, das zum Ausspähen von Bank-Passwörtern und Verbreiten von Malware benutzt wurde. Der Schaden betrage etwa hundert Millionen US-Dollar betragen. Bogachev hält sich nach Vermutungen der amerikanischen Behörden in Russland auf. - Der Phishing-Experte
Der Lette Alexey Belan soll zwischen Januar 2012 und April 2013 die Nutzerdaten von einigen Millionen Kunden dreier US-Unternehmen gestohlen haben. Er ist auf der Liste der meistgesuchten Hacker des FBI, der Name der geschädigten Unternehmen ist aber ebenso wenig bekannt, wie die Höhe des Schadens. Es soll sich um drei nicht genannte E-Commerce-Unternehmen aus Nevada und Kalifornien handeln. Da die Belohnung 100.000 US-Dollar beträgt, sollte der Schaden beträchtlich sein.