Raus aus China und Taiwan

Geopolitische Risiken verändern die Serverproduktion

03.01.2023
Von 
Andy Patrizio arbeitet als freier Journalist für die Network World.
Das asiatische Research-Unternehmen TrendForce geht davon aus, dass zentrale Teile der Serverproduktion wegen geopolitischer Risiken nach Südostasien und Amerika verlagert werden.
Die Serverproduktion wird sich zunehmend, so das Marktforschungsunternehmen TrendForce, nach Südostasien und Amerika verlagern.
Die Serverproduktion wird sich zunehmend, so das Marktforschungsunternehmen TrendForce, nach Südostasien und Amerika verlagern.
Foto: PastryShop - shutterstock.com

Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA, China und Taiwan haben auch Auswirkungen auf die Serverproduktion. So prognostiziert das asiatische Marktforschungsunternehmen TrendForce, dass sich Kernbereiche der Serverproduktion nach Südostasien und Amerika verlagern werden. Laut Untersuchungen von TrendForce werden derzeit etwa 90 Prozent allerweltweiten Server-Motherboards von in Taiwan ansässigen Original Design Manufacturers (ODMs) produziert. Einzige Ausnahme: Der Hersteller Supermicro, der in Fremont, Kalifornien, eine rund 140.000 Quadratmeter große Fabrik zusätzlich zu seinem etwa 74.000 Quadratmeter großen Produktionsstandort in Taiwan betreibt.

Seit Beginn des Handelsstreits zwischen den USA und China im Jahr 2018 haben die Server-ODMs, so TrendForce, damit begonnen, ihre Produktionslinien vom chinesischen Festland nach Taiwan zu verlagern. Aufgrund der explosionsartigen Zunahme des Baus von Rechenzentren im gesamten asiatisch-pazifischen Raum begannen die Motherboard-Hersteller dann, südostasiatische Länder wie Malaysia und Thailand für eine Kapazitätserweiterung zu prüfen.

Hyperscaler verlagern Serverproduktion

Die Motivation, sich aus China und Taiwan zurückzuziehen, wurde durch das Säbelrasseln und den zunehmend kriegerischen Ton Pekings gegenüber Taiwan sowie durch die strengen Sanktionen des US-Handelsministeriums in Sachen Halbleiterverkäufe an China noch verstärkt. Dies hat laut TrendForce einige der in den USA ansässigen Cloud-Service-Anbieter wie Google, AWS, Meta und Microsoft dazu veranlasst, als Vorsichtsmaßnahme Server-Produktionslinien außerhalb Taiwans aufzubauen. Als weitere Indizien für diese Entwicklung sieht TrendForce einige der jüngsten Tech-Investitionen: So investiert Intel in den USA 20 Milliarden Dollar in eine Produktionsstätte in Arizona und weitere 20 Milliarden Dollar in Produktionsstätten in Ohio. TSMC gibt ebenfalls 40 Milliarden Dollar für Fabriken in Arizona aus, und Apple verlagert seine Produktion in die USA, nach Mexiko, Indien und Vietnam.

Phänomen der Fragmentierung

Eine verstärkte Regionalisierung soll die Stabilität der Lieferketten erhöhen.
Eine verstärkte Regionalisierung soll die Stabilität der Lieferketten erhöhen.
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Darüber hinaus stellt TrendForce noch ein Phänomen fest, das die Marktforscher als "Fragmentierung" bezeichnen. Darunter verstehen sie ein neues Modell für das Management der Server-Produktionslieferkette. Wurden in der Vergangenheit die Serverproduktion und der Montageprozess vollständig von ODMs übernommen, so werde in Zukunft die Montageaufgabe eines Serverprojekts nicht nur einem ODM-Partner, sondern auch einem Systemintegrator übertragen.

Regionalisierung der Produktion

Der Grund dafür, die Unterstützung eines Systemintegrators in Anspruch zu nehmen, liegt laut TrendForce darin, die Stabilität der Lieferkette zu erhöhen und das Risiko eines durch eine geopolitische Krise verursachten Engpasses abzusichern. Langfristig geht TrendForce davon aus, dass der Anteil Chinas und Taiwans an der Serverproduktion schrumpfen wird und die Produktionslinien geografisch verstreuter und in Bezug auf den Betrieb stärker regionalisiert sein werden. Auf diese Weise sei es den Serverherstellern möglich, Risiken zu streuen und spezifische lokale Anforderungen zu erfüllen.