Der Sommer ist da und hat schon jetzt einigen Regionen Deutschlands Temperaturen von über 39°C beschert. Dass Hitzetage wie diese bereits in naher Zukunft Alltag werden könnten, beweist eine Karte des Umweltbundesamtes: Sie prognostiziert Regionen wie dem Spreewald oder der Niederlausitz einen Anstieg von mehr als 70 Prozent. Vor allem für ältere Menschen, aber auch für Kinder und Jugendliche kann diese Entwicklung in einer erhöhten Gefahr resultieren. Studien zufolge sind schon heute 37 Prozent aller Hitzetoten auf den Klimawandel zurückzuführen.
Wie sich diese drohende Gefahr sichtbar machen lässt, zeigt ein Projekt von Jet Kramer, Studentin der Universität in Utrecht: Sie hat auf moderne GIS-Technologien (GIS - Geoinformationssystem) zurückgegriffen und ein Hitze-Dashboard erstellt. Damit haben Bürger:innen einerseits die Chance, sich über die Gefahren innerhalb ihrer Nachbarschaft aufzuklären. Andererseits können sie direkt im Tool Vorschläge machen, durch welche Maßnahmen sich diese reduzieren ließen.
Sich dem Klimawandel entgegenstellen - mit Datenanalyse
Wie das Projekt der niederländischen Studentin beweist, haben viele junge Menschen nicht nur längst begriffen, mit welchen Gefahren sie sich zukünftig konfrontiert sehen werden. Sie ergreifen zudem schon heute Maßnahmen, um sich diesen entgegenzustellen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Geodaten. Ihre Bandbreite ist fast grenzenlos und reicht von Adressinformationen bis zu Satelliten- und Wetterdaten. Trotzdem werden sie von heutigen Datenwissenschaftler:innen noch häufig übersehen, weshalb bei ihrer Arbeit immer ein gewisser blinder Fleck verbleibt. Diesen können sich kommende Generationen jedoch kaum leisten, immerhin geht es bei ihnen um die Aufrechterhaltung ihrer Existenz.
Auch der Verein North Coast World Earth setzt auf Geodaten, um die Umwelt der Region zu schützen und mehr Aufmerksamkeit für diese wichtige Thematik zu schaffen. Hier lernen bereits Kinder im Grundschulalter, mit diesen umzugehen und sie in ein GIS-basiertes Kartierungssystem aufzunehmen. Die Daten helfen ihnen dabei, die Entstehung der insgesamt 3,5 Tonnen Müll, die sie entlang der Küste sammeln konnten, besser nachzuvollziehen.
Um welche Arten von Abfall handelt es sich? Welcher Müll fällt wo besonders häufig an? Indem sie die Antworten auf Fragen wie diese zu visualisieren, kann der Verein Zusammenhänge besser erkennen und beispielsweise zusätzliche Mülleimer dort aufzustellen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Außerdem lässt sich mithilfe der Technologie der administrative Aufwand verringern, sodass den Kindern mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben verbleibt.
Eine ausgeprägte Datenkompetenz wie diese wird in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein. Einerseits sind auch weiterhin Maßnahmen nötig, um die Folgen des Klimawandels bestmöglich abzumildern, denn den Ergebnissen des aktuellen IPCC-Berichts zufolge lebt schon heute etwa die Hälfte der Weltbevölkerung in Regionen, die maßgeblich von seinen Folgen betroffen sein werden. Andererseits geht es darum, Wege zu finden, um sich den geänderten Bedingungen anzupassen. Das bedeutet, dass vor allem Städte neuorganisiert werden müssen - und hierfür benötigt es die gesamte Bandbreite der verfügbaren Geodaten.
Ein Digital Twin für die Stadt der Zukunft
Städte und Gemeinden sind nicht nur für einen Großteil der ausgestoßenen Emissionen verantwortlich, die den Klimawandel begünstigen. Sie müssen außerdem gewährleisten, dass die Lebensqualität der Bürger:innen nicht unter den neuen Gefahren leidet.
Um dies in die Praxis umzusetzen, hat die Stadt Zürich ein digitales Abbild der Region erschaffen. Der "Zürich 4D" genannte Digital Twin dient als zentrales Planungs- und Kommunikationsinstrument, wenn es darum geht, alle wichtigen Informationsebenen zu berücksichtigen und so den verfügbaren Raum bestmöglich auszunutzen.
So sehen sich die Stadtplaner:innen von Zürich mit zwei zentralen Herausforderungen konfrontiert: Einerseits wird bis 2040 mit einen Bevölkerungszuwachs von 25 Prozent gerechnet, andererseits soll bei der qualitativ hochwertigen Verdichtung nach innen auch die Bedürfnisse von Flora und Fauna zu jeder Zeit Berücksichtigung finden.
"Zürich 4D" bietet ihnen dabei einen entscheidenden Vorteil: Es kann nicht nur Momentaufnahmen der Stadt analysieren oder bestimmte Prozesse wie beispielsweise den Verkehrsfluss überwachen, sondern kann außerdem mögliche Szenarien modellieren. Dadurch lässt sich unter anderem die Auswirkungen steigender Temperaturen simulieren. In welchen Ecken der Stadt staut sich die Hitze? Wie können zusätzliche Parkanlagen die Gefahr minimieren? Und wie könnten Häuserfassaden angepasst werden, damit die Luft in den Straßen besser zirkuliert?
Ähnliches gilt auch für die Auswirkungen von Starkregenereignissen. Im Ahrtal hat sich gezeigt, wie schnell sich ein kleiner Bach zu einer reißenden Flut entwickeln kann, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Deshalb ist es enorm wichtig, bereits im Vorfeld zu klären, wie sich die Wassermassen im Falle eines Starkregenereignisses höchstwahrscheinlich bewegen werden. (mb)