Das Time-Magazine zählt Bart Simpson zu den 100 wichtigsten Personen des 20. Jahrhunderts. Dabei trägt er T-Shirts mit Sprüchen wie "Underachiever and proud of it" (dt. etwa "Minderleister und stolz drauf"). Die Kritik an dieser Wahl ließ nicht lang auf sich warten: Eltern und Erzieher rügten, Bart sei ein schlechtes Vorbild für die Kinder. Möglicherweise nicht nur für die: Fast sechs von zehn deutschen Arbeitnehmern (56 Prozent) erklären, sie hätten keinerlei Plan für ihre Karriere. Die Umfrage stammt von der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW). Durchgeführt wurde sie vom Meinungsforschungsinstitut Forsa unter mehr als 1.000 Bundesbürgern.
Unter diesen Nicht-Planern wiederum erklären 24 Prozent, sie hätten schlicht keinen Ehrgeiz, um Karriere zu machen. Ebenso viele geben an, man könne eine Karriere nicht planen. Andere haben ihre beruflichen Ziele bereits erreicht. Dass der Arbeitgeber sie zu wenig unterstützt, sagt eine Minderheit von 14 Prozent.
- Ohne Plan
Die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) hat vom Meinungsforschungsinstitut Forsa mehr als 1.000 deutsche Arbeitnehmer nach ihren Karriere-Plänen befragt. 56 Prozent planen demnach ihren Berufsweg überhaupt nicht. Sie geben an, ihre Ziele entweder schon erreicht zu haben, nicht an die Planbarkeit einer Karriere zu glauben - oder, nicht genug Ehrgeiz zu verspüren. - Ada Pellerts Tipps für Planer
Bleiben laut Umfrage 43 Prozent der Arbeitnehmer, die ihre Karriere planen wollen. Nach den Worten von Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW, sollten sie sich fünf Fragen stellen. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten. - Wo sehe ich mich in zwei bis fünf Jahren?
Ada Pellert: "Versuchen Sie, sich möglichst plastisch vorzustellen, was Sie erreichen möchten: Wünschen Sie sich zum Beispiel die Leitung eines Teams, den Sprung ins Ausland, möchten Sie Verantwortung abgeben oder eine völlige berufliche Neuorientierung wagen? Je konkreter das Ziel, desto leichter ist es, Etappenziele zu definieren und einzuhalten." - Passt das Karriereziel zu meiner Lebensplanung?
"Karriere bedeutet für uns heute etwas anderes als noch vor 20 Jahren. Wir erwarten, dass der Job in unser Leben passt und streben in allen Lebensbereichen Sinnhaftigkeit an. Überlegen Sie, ob das Karriereziel tatsächlich in Ihr Leben passt und welche Herausforderungen hier eventuell zu überwinden sind", sagt Ada Pellert. - In welchen Schritten kann ich das Ziel erreichen?
"Überlegen Sie, wie Sie dem Ziel Schritt für Schritt näher kommen", führt Ada Pellert aus. "Bleiben Sie realistisch, und planen Sie auch Umwege ein – moderne Karrierewege sind in den seltensten Fällen geradlinig. Auch wichtig: Feiern Sie Teilerfolge, seien Sie stolz auf sich – das motiviert." - Welche Kompetenzen brauche ich?
"Versuchen Sie herauszufinden, welche Fähigkeiten Sie für Ihr Karriereziel benötigen. Es gibt unglaublich viele Weiterbildungsangebote und Lernquellen – on- und offline. Suchen Sie die passenden für sich heraus, und bleiben Sie so auf dem Laufenden", empfiehlt Ada Pellert. - Wer kann mich auf dem Weg unterstützen?
Ein weiterer Rat von Ada Pellert: "Nur wer netzwerkt, kommt im Job voran – in Zukunft mehr denn je. Wichtige Unterstützer sind Chefs, TeamleiterInnen und Kollegen. Auch Coaches und andere berufliche Kontakte können wichtige Impulse liefern. Familie und Freunde sollten Sie auch mit ins Boot holen – das soziale Umfeld kann Ihnen gerade in schwierigen Situationen den Rücken stärken."
Für DUW-Präsidentin Ada Pellert stehen diese Zahlen in einem Zusammenhang mit neuen Begrifflichkeiten von Karriere. "Es geht dabei längst nicht mehr nur um den beruflichen Aufstieg, um Status und Macht", sagt sie. "Arbeitnehmer sehen Karriere zunehmend ganzheitlich, und damit steigen auch die Ansprüche: Der Job muss zum Leben passen."
Gerade deswegen halte sie es aber für "immer wichtiger", den Berufsweg zu planen, so Pellert weiter. Immerhin geben in der Umfrage 43 Prozent der Arbeitnehmer an, dies zu tun. Was Pellert freuen dürfte: zwei Drittel von ihnen setzen dabei auf Weiterbildung. Das gilt insbesondere für westdeutsche Frauen.
Oberstes Karriereziel für die kommenden zwei Jahre ist mehr Gehalt. Danach nennen die Planer unter den Befragten aber bereits weniger Konkretes wie die bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben sowie "sinnvolle Arbeitsinhalte". Aussagen, die zu den von Pellert zitierten neuen Begrifflichkeiten passen.
Xing und LinkedIn bei der Karriereplanung nachrangig
Ein weiterer Aspekt der Umfrage bezieht sich auf die sozialen Business-Plattformen, die Karrierewillige nutzen - beziehungsweise eben nicht nutzen. Lediglich jeder vierte Karriereplaner (25 Prozent) greift auf Xing oder LinkedIn zurück. Dabei widerlegt Forsa die Vorstellung von Social Media als einem jungen Tool: Unter den 40- bis 50-Jährigen nutzen immerhin 30 Prozent Xing und LinkedIn. Von den 18- bis 29-Jährigen sind es mit 17 Prozent deutlich weniger.
Ihre Hauptansprechpartner bei der Karriereplanung suchen sich die Befragten demnach im direkten Umfeld: 79 Prozent wenden sich erst einmal an Freunde oder den Partner beziehungsweise die Partnerin. Außerdem sprechen sie mit ihrem Vorgesetzten oder mit Kollegen.