Investor ist unzufrieden

Gegenwind für Atos-Management

13.09.2022
Von Redaktion Computerwoche
Der in Sanierung befindliche IT-Dienstleister Atos hat Ärger mit dem Investor Sycomore Asset Management. Der hält den Turnaround-Plan der Franzosen für "zu ehrgeizig und kompliziert.“
Der französische IT-Dienstleister Atos soll in zwei Unternehmen aufgespalten werden.
Der französische IT-Dienstleister Atos soll in zwei Unternehmen aufgespalten werden.
Foto: Tobias Arhelger - shutterstock.com

Der französische IT-Service- und Outsourcing-Spezialist Atos gerät wegen seines Turnaround-Plans, der die Spaltung des Unternehmens in zwei Teile noch in diesem Jahr vorsieht, in die Kritik eines Teils seiner Investoren. Laut The Register hat Cyril Charlot, Gründungspartner von Sycomore, den Sanierungsplan von Atos Ende vergangener Woche abgelehnt. Er sei zu ambitioniert und in der Implementierung zu kompliziert. Charlot fordert, dass langjährige Vorstandsmitglieder durch neue, in der Branche anerkannte Experten ersetzt werden. Sycomore ist allerdings nur ein Minderheitsaktionär, der zwischen 0,5 und einem Prozent der Anteile an Atos hält.

"Wir haben vergeblich versucht, mit dem Management und dem Vorstand Kontakt aufzunehmen. Daher denken wir, dass es nun an der Zeit ist, sich öffentlich zu Wort zu melden - und dass andere Aktionäre ebenfalls dazu bereit sind", sagte Charlot im Gespräch mit Reuters. Hintergrund dürfte der enorme Wertverlust der Atos-Aktie sein. Erst Anfang September 2022 verlor das Papier abermals 15 Prozent an Wert, nachdem Goldman Sachs sein Rating auf "Verkaufen" herabgestuft hatte. Das "schwierige Finanzprofil und die geringe Visibilität" deuteten auf keine kurzfristige Erholung hin, schrieben die Investment-Banker.

Seit fünf Jahren befindet sich die Atos-Aktie im Sinkflug, sie hat mehr als 77 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Die Marktkapitalisierung des IT-Dienstleisters liegt nur noch bei gut einer Milliarde Euro.
Seit fünf Jahren befindet sich die Atos-Aktie im Sinkflug, sie hat mehr als 77 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Die Marktkapitalisierung des IT-Dienstleisters liegt nur noch bei gut einer Milliarde Euro.
Foto: Google Finanzen

"Atos wird schlecht geführt"

Laut Charlot zeigt die Bewertung von Goldman Sachs, dass "das Unternehmen das Vertrauen der Märkte und Investoren verloren hat". Veränderungen im Vorstand seien nun das Gebot der Stunde. "Das Hauptproblem des Unternehmens ist, dass es schlecht geführt wird", so der Sycomore-Sprecher. "Die Gewinnspanne und das Umsatzwachstum liegen unter dem Branchendurchschnitt."

Die Schwierigkeiten, mit denen Atos zuletzt zu kämpfen hatte, waren in der Tat kaum zu übersehen: Mehrere Gewinnwarnungen, der gescheiterte Versuch, DXC Technology zu kaufen, und die Ernennung eines neuen CEO, der gleich wieder kündigte, kennzeichneten das Jahr 2022. Doch die Probleme setzten schon früher ein. Marktbeobachter sind sich einig, dass Atos zu langsam im Cloud-Zeitalter angekommen ist und zu lange am klassischen Geschäft mit Outsourcing und RZ-Infrastrukturdiensten festgehalten hat. IBM habe beispielsweise viel früher seinen Bereich Global Technology Services in das unabhängige, börsennotierte Unternehmen Kyndryl ausgegliedert. HPE und CSC hätten sogar schon 2017 reagiert, als sie ihre Geschäfte zusammenlegten.

Verlässt das Unternehmen bis Ende September 2022: Der erst im Januar 2022 angetretene CEO Rodolphe Belmer wollte die geplante Aufspaltung nicht mittragen.
Verlässt das Unternehmen bis Ende September 2022: Der erst im Januar 2022 angetretene CEO Rodolphe Belmer wollte die geplante Aufspaltung nicht mittragen.
Foto: Atos

Atos hatte seine Aufspaltungspläne im Juni 2022 bekannt gegeben. Geplant ist demnach die Schaffung der neuen Marke Evidian, in der schnell wachsende Geschäftsbereiche wie Digital Services, Big Data/Analytics und IT-Sicherheit zusammengeführt werden sollen. Die verbleibenden, schrumpfenden Geschäftseinheiten wie Rechenzentrumsdienstleistungen und Hosting, Digital Workplace, Unified Communications und Business Process Outsourcing (BPO) sollen in der Tech Foundation Co. konsolidiert werden. Mit dieser Strategie war allerdings der erst zu Jahresbeginn berufene CEO Rodolpho Belmer nicht einverstanden, er wird das Unternehmen schon Ende September verlassen.

Atos hat sich laut The Register in der ersten Hälfte dieses Kalenderjahres von 12.370 Mitarbeitenden getrennt. Gleichzeitig wurden 16.089 neue Personen eingestellt, allerdings überwiegend an Offshore- und Nearshore-Standorten. Sie arbeiten vor allem in den Bereichen Digital Services und Security - für die neue Marke Evidian also. Das Unternehmen steht zu seinen Plänen der Aufspaltung und will dem Druck der Anteilseigner standhalten. In der Erklärung eines Atos-Sprechers, die The Register vorliegt, heißt es: "Atos hat im Interesse aller Stakeholder einen Transformationsplan in Angriff genommen, und das gesamte Unternehmen ist mobilisiert, um diesen Plan erfolgreich umzusetzen." Dabei gelte die Aufmerksamkeit den Investoren genauso wie anderen Stakeholdern, insbesondere den Mitarbeitenden. (hv)