Für zusammen 1,3 Milliarden Euro

GE greift nach 3D-Drucker-Herstellern SLM Solutions und Arcam

06.09.2016
General Electric (GE) will sein Geschäft mit 3D-Druckern ausbauen. Der US-Konzern plant, den Lübecker Hersteller SLM Solutions für 683 Millionen Euro zu kaufen. Etwas mehr als 600 Millionen Euro legt GE wohl für den schwedischen Konzern Arcam hin.

Die Aktionäre von SLM Solutions sollen 38 Euro in bar je Anteil bekommen - ein Aufschlag von fast 37 Prozent zum Schlusskurs vom Montag. Die im TecDax notierte Aktie legte daraufhin an der Börse um bis 40 Prozent auf 39 Euro zu. Für die schwedische Arcam bietet der US-Konzern sogar eine Prämie von über 50 Prozent des aktuellen Börsenwerts an.

GE-Turbinendemo von SLM Solutions.
GE-Turbinendemo von SLM Solutions.
Foto: BEGO

Die SLM-Standorte sollen den Angaben zufolge bestehen bleiben und die Belegschaft mit derzeit mehr als 310 Mitarbeitern wird weiter ausgebaut. GE will zudem versuchen, das Management im Unternehmen zu halten. Der US-Konzern hat sich bereits die Unterstützung wichtiger Großaktionäre, darunter SLM-Gründer und Aufsichtsratschef Hans-Joachim Ihde, gesichert und 31,5 Prozent aller Anteile angeboten bekommen. GE will mindestens 75 Prozent der Aktien, um das Unternehmen kontrollieren zu können.

GE will SLM in die Luftfahrtsparte eingliedern

SLM Solutions wuchs zuletzt kräftig und näherte sich dabei der Gewinnzone. 2016 wird ein Umsatz von bis zu 90 Millionen Euro erwartet. Beim US-Konzern soll SLM Solutions in die Luftfahrtsparte eingegliedert werden. Ihde sieht dies als logischen Schritt: "GE begleitet uns als Anwender und Kunde schon seit unserer Anfangszeit. In der Luft- und Raumfahrttechnik haben sie eine Vorreiterolle eingenommen und frühzeitig die Vorteile des selektiven Laserschmelzens - zum Beispiel beim eingesparten Gewicht der Bauteile - erkannt."

GE will mit Produkten aus 3D-Druck-Verfahren bis 2020 jährlich eine Milliarde Dollar umsetzen. Zudem sollen die Materialkosten im Konzern in den kommenden zehn Jahren um 3 bis 5 Milliarden Dollar gesenkt werden. Mit dem geplanten Kauf der beiden europäischen Hersteller über insgesamt rund 1,3 Milliarden Dollar forciert GE den Ausbau dieses Bereichs deutlich. Seit 2010 hat der amerikanische Industriegigant rund 1,5 Milliarden Dollar in das Fertigungsverfahren investiert.

Fliegende Leichtgewichte

Dem 3D-Druck wird in der Fertigung viel zugetraut - vor allem in der Luftfahrt gab es hier zuletzt viele Neuigkeiten. So hatte Airbus bei der Luftahrtschau ILA in Berlin mit "Thor" ein unbemanntes, ferngesteuertes Modell eines zweimotorigen Transportflugzeugs vorgestellt.

90 Prozent der Komponenten stammten dabei aus dem 3D-Druck-Verfahren. Das Modell hat ein Gewicht von 21 Kilogramm. Produktionszeit und Kosten lagen nach Hersteller-Angaben deutlich unter den Werten des konventionellen Verfahrens.

Auch Siemens investiert in 3D-Druck

Anfang August hatte auch die Siemens AG angekündigt, verstärkt in Additive Manufacturing (AM) beziehunsgweise den 3D-Druck investieren zu wollen. Die Münchner sicherten sich 85 Prozent der Anteile am britischen Dienstleister Materials Solutions Ltd. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren beim Einsatz des sogenannten SLM-Verfahrens (SLM = Selective Laser Melting), das zur Herstellung von besonders strapazierfähigen Bauteilen aus Stahl verwendet wird. Materials Solutions stellt unter anderem Komponenten für Turbolader und Gasturbinen her. Siemens-Manager Wili Meixner, CEO der Division Power and Gas, sagte, man wolle sich "weltweit führendes Know-how bei Werkstoffen und der Prozessentwicklung für die additive Fertigung insbesondere mit hochtemperaturbeständigen Superlegierungen sichern".

Beim Additive Manufacturing werden - laut Siemens-Beschreibung - "Objekte Lage für Lage aus einem schichtförmig aufgebauten CAD-Modell erstellt". Bislang seien mit dem 3D-Druck vor allem Prototypen zur Verifizierung von neuen Designentwicklungen hergestellt worden. Heute besäßen sogenannte Faserlaser genügend Leistung, um hochleistungsfähige Metalllegierungen zu schmelzen und damit Komponenten für Gasturbinen oder Düsentriebwerke herzustellen. Auf diese Weise entstehen aus puderförmigen Hochleistungswerkstoffen präzise gefertigte und belastungsfähige Bauteile aller Art. (dpa /hv)