Während Washington über strengere Regeln für die digitalen Spürnasen des Geheimdienstes NSA nachdenkt, geht Paris den umgekehrten Weg. So sehen es jedenfalls Kritiker des neuen Geheimdienstgesetzes, das derzeit vom französischen Parlament beraten wird. "Mehrere Bestimmungen sind direkt vom Recht und den Praktiken der NSA und des (britischen Geheimdienstes) GCHQ inspiriert und schaffen tatsächlich Mechanismen der Massenüberwachung", warnten Internetrechtler der Organisation "Die Quadratur des Netzes".
Der Gesetzestext, der nach breiter Zustimmung in der Nationalversammlung nun vom Senat behandelt wird, gibt den französischen Staats-Schnüfflern weitreichende Kompetenzen zur Überwachung von Telefongesprächen und Internetkommunikation. "Wir stehen einem neuen Typ von Bedrohungen gegenüber, mit einer extrem ausgereiften Nutzung des Digitalen durch Terrororganisationen", verteidigte Innenminister Bernard Cazeneuve das Vorhaben.
Zwar wurde das Gesetz schon länger vorbereitet, doch die blutigen Anschläge auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt sowie der Hacker-Angriff auf den Fernsehsender TV5 Monde haben solchen Argumenten zusätzliches Gewicht verliehen. Die Geheimdienste haben alle Hände voll zu tun, Hunderte Franzosen sollen als Dschihadisten nach Syrien oder in den Irak gezogen sein.
Gegner des Gesetzes fürchten nun, dass das "Vaterland der Menschenrechte" den Fehler der USA wiederholt und unter dem Eindruck des Terrors zu drastische Eingriffe in die Privatsphäre ermöglicht. "Diese Mittel sind in der Tat besonders starke Eingriffe und in einigen Fällen wenig selektiv, sodass ihre Nutzung zu einer massenhaften Sammlung von Daten führen könnte", mahnte der Menschenrechtskommissar des Europarates, Nils Muiznieks (PDF-Link).
- Das kleine ABC der NSA-Affäre
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat ein kleines ABC mit den wichtigsten Abkürzungen des NSA-Spionageskandals zusammengestellt... - A - Abhören
Damit hat die für Deutschland wohl schmerzlichste Enthüllung zu tun - Kanzlerin Angela Merkel wurde offenbar über Jahre vom US-Geheimdienst NSA abgehört. - B - Backbone
So werden die Leitungen genannt, die Server und Netze miteinander verbinden. Sie sind das Rückgrat des Internets, wie der englische Begriff schon sagt. NSA und GCHQ zapfen sie direkt an. - C - Codenamen
Mit dem NSA-Skandal kam auch die Flut der Abkürzungen. Allein die Namen der Datenbanken und Programme haben es in sich. Neben PRISM oder XKEYSCORE gibt es noch DEWSWEEPER, BLACKHEART, ANCHORY, PINWHALE, SCISSORS, PRINTAURA oder BOUNDLESS INFORMANT. - D - "Doritos"
Tortilla-Chips, die der NSA-Enthüller Edward Snowden in seinem Asyl in Moskau vermisst. Deutsche Besucher um den Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele brachten ihm im Herbst welche mit. - E - Echelon
Der Vorreiter heutiger Überwachungs-Infrastrurtur. Das System mit dem Codenamen Echelon sollte seit den 60er Jahren die Kommunikation des Ostblocks im Auge behalten. Mit der Zeit wurde es auf Satelliten-Kommunikation fokussiert. - F - Five Eyes
Allianz der Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens. Die Mitglieder tauschen Informationen aus und spionieren sich nicht gegenseitig aus. - G - GCHQ
Der Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) war in der Öffentlichkeit bis zu diesem Sommer weitgehend unbekannt. Jetzt weiß man, dass die Briten sogar noch besser im Anzapfen von Glasfaser-Leitungen sein sollen das das US-Pendant NSA. - H - Hawaii
Wenn der Name der Insel fällt, denkt man eher ans Surfen, denn an Geheimdienst-Arbeit. Auf Hawaii liegt aber eine wichtige Basis der NSA, in der auch Edward Snowden bis zu seiner Flucht mit tausenden Dokumenten arbeitete. - I - Informant
Er sei kein Überläufer und kein Verräter, sondern ein Whistleblower (Informant), der ein gesetzwidriges Vorgehen der Behörden stoppen wollte, betont Snowden. Die US-Behörden sehen das anders und wollen, dass Russland ihn aushändigt. - J - Journalist
Der Reporter Glenn Greenwald wurde weltberühmt, weil Snowden ihn als Partner bei der Veröffentlichung der NSA-Papiere aussuchte. Inzwischen verließ er seinen Job beim britischen "Guardian" und baut eine neue Medien-Organisation auf. - K - Konsequenzen
Die Folgen der Enthüllungen sind noch immer nicht absehbar. Europa setzt auf noch mehr Datenschutz, Nutzer sind misstrauischer gegenüber Online-Diensten aus Amerika geworden. - L - Lügen
Wenn er erfahren wolle, was Angela Merkel denkt, frage er sie einfach, sagte Präsident Barack Obama im Sommer. Später kam heraus, dass die NSA Merkels Handys wohl über Jahre abgehört hatte. Auch über 30 andere ranghohe Politiker können sich hintergangen fühlen. - M - MUSCULAR
Eines der NSA-Programme, das für den lautesten Eklat gesorgt hatte. Den Enthüllungen zufolge wurden dabei Daten direkt zwischen den Rechenzentren von Google und Yahoo abgeschöpft. Die Unternehmen kontern jetzt mit Verschlüsselung. - N - NSA
Die National Security Agency wurde bereits in den 50er Jahren gegründet. Ein vorrangiges Ziel war damals, fremde Verschlüsselung zu knacken und die eigenen Krypto-Systeme sicherer zu machen. - O - Offenbarung
Das Ausmaß, in dem die NSA die Daten aus dem Internet abschöpfen kann, schockierte selbst mit allen Wassern gewaschene Experten. "Es ist eine Dimension, mit der wir nicht gerechnet haben", sagte etwa der russische Virenjäger Eugene Kaspersky. - P - PRISM
Der nun mit Abstand bekannteste Name eines NSA-Programms. PRISM dient dazu, Daten von Internet-Konzernen wie Google, Yahoo, Microsoft oder Facebook zu bekommen. Die Firmen betonen, sie rückten Daten nur in Einzelfällen auf Gerichtsbeschluss heraus. - Q - Quellen
In der neuen Welt der weiträumigen NSA-Überwachung kann im Gegensatz zur früheren gezielten Spionage jeder eine Quelle sein. Computer erkennen Muster in der Flut von Daten aus allen Bereichen. - R - Russland
Der einstige zweite Supermacht neben den USA spielt eine wichtige Rolle in der Snowden-Affäre. Schon in Hongkong soll er sich im russischen Konsulat versteckt haben, später bekam er von Moskau Asyl für ein Jahr, nachdem er am Flughafen gestrandet war. - S - Safe Harbor
Das Safe-Harbor-Abkommen zwischen der EU und den USA besagt unter anderem, dass sich amerikanische Internet-Firmen zur Einhaltung bestimmter Datenschutz-Standards verpflichten. Nach den Enthüllungen werden Forderungen lauter, es neu zu verhandeln. - T - Tempora
Das Programm des britischen Geheimdiensts GCHQ zum Anzapfen von Glasfaser-Leitungen. Es soll die Fähigkeit haben, die richtigen Datenpakete aus dem Strom an Informationen herauszufiltern, der zum Beispiel über transatlantische Kabel geht. - U - US-Bürger
Sind grundsätzlich für die NSA tabu. Laut Medienberichten wurden ihre Daten aber trotz aller Vorkehrungen immer wieder als Beifang eingesogen. Und möglicherweise war die Kooperation mit der britischen GCHQ ein Umweg, um an Daten von US-Bürger zu kommen. - V - Verschlüsselung
Nach bisherigem Wissen ist komplexe Verschlüsselung immer noch ein Problem für die NSA. Entsprechend gibt es eine Bewegung, möglichst viele Daten nur noch verschlüsselt zu verschicken. Das ist allerdings im Alltag weniger bequem. - W - Wikileaks
Die Enthüllungsplattform ist auch im Fall Snowden aktiv. Sarah Harrison, eine Vertraute des Wikileaks-Gründers Julian Assange, begleitete Snowden monatelang auf dem Weg von Hongkong nach Moskau. - X - XKeyscore
Das System ist ein Kernelement der NSA-Infrastruktur. Es dient dazu, die gesammelten Daten über Zielpersonen aus verschiedenen Datenbanken zu heben und auszuwerten. - Y - Yahoo
Neben anderen Internet-Schwergewichten wie Google und Microsoft ist der Online-Pionier in den Strudel des Skandals geraten. Das geschwächte Vertrauen der Kunden könnten dem Geschäft der Firmen auf Dauer schaden. - Z - Zerwürfnis
Die Enthüllungen haben das Verhältnis von Europa und den USA schwer belastet. Vertrauen müsse wieder neu aufgebaut werden, sagte zum Beispiel Kanzlerin Angela Merkel. Es gab auch Vorschläge, die Gespräche über ein Freihandelsabkommen mit den USA auszusetzen.
Kritikern ist besonders eine von ihnen als "Black Box" bezeichnete Vorkehrung ein Dorn im Auge: Internetanbieter müssten die Verbindungsdaten aller Nutzer von Algorithmen auf verdächtiges Verhalten prüfen lassen - eine Art Rasterfahndung im Netz. Wer islamistische Webseiten besucht und noch dazu eifrig Nachrichten mit einem Gesprächspartner in Syrien austauscht, könnte in den Fokus der Geheimdienstler rücken.
Doch das Gesetz ermöglicht auch den Lauschangriff mit versteckten Mikrofonen und den Einsatz spezieller Antennen, die Daten aller Mobiltelefone im Umkreis erfassen ("Imsi-Catcher"). Das alles "ohne echte Aufsicht", so der Vorsitzende der Kontrollkommission für Abhöraktionen, Jean-Marie Delarue.
Zudem ist der Anti-Terror-Kampf nur ein Punkt auf der Liste der Fälle, in denen die Geheimdienste künftig eingreifen dürften. Die Abwehr von Wirtschaftsspionage ist ebenso darunter wie das Vorgehen gegen das organisierte Verbrechen und "kollektive Gewalt, die die innere Sicherheit bedroht". Letzterer Punkt lässt manche befürchten, dass zum Beispiel Demonstranten gegen Polizeigewalt bald mit Überwachung rechnen müssen.
- Der NSA-General versucht sich am Klartext
Auf der Konferenz Blackhat verspricht NSA-Chef Keith Alexander dem Publikum Aufklärung. Übrig bleiben am Ende eine ordentliche Portion Pathos und ein gutes Bauchgefühl für Amerikaner. Bewohner andere Länder erfahren dagegen kaum Neues. - Prism und Tempora – keine große Überraschung
Die Aufregung ist groß. Da erlauben es sich amerikanische und britische Geheimdienste doch glatt, „das Internet“ abzuhören. Die Ausspähprogramme Prism und Tempora haben der Welt gezeigt, was Geheimdienste können und wollen. - Echtzeitüberwachung auch in Deutschland?
Auch in Deutschland ist unter bestimmten Bedingungen die Überwachung der Bürger möglich. Welche Gesetze hierbei greifen, erörtern die beiden Rechtsanwälte Michael Rath und Christian Kuß in einem Gastbeitrag. - Bei uns sind Kundendaten sicher
Das Prism-Projekt der US-Behörden hat einmal mehr gezeigt, wie verletzlich der Datenschutz in weltweit vernetzten IT-Systemen ist. Wir haben bei deutschen und in Deutschland tätigen Providern angefragt, wie sie es mit der Herausgabe von Kundendaten halten. - PRISM wirft Schatten über Sicherheitskonferenz
Anfang August treffen sich IT-Sicherheitsexperten in Las Vegas, um sich dort über die neuesten Schwachstellen und Bedrohungen auszutauschen. Dieses Jahr wurde die Konferenz aber nicht nur vom PRISM-Skandal überschattet - sondern auch von einem Todesfall. - Firmen suchen nach Spähskandal Sicherheit
Ob Microsoft, Apple oder Google - US-Geheimdienste greifen bei amerikanischen Konzernen Nutzerdaten ab. Das beunruhigt nicht nur Privatleute, sondern auch Firmen. Eine Chance für IT-Sicherheit "Made in Germany"? - NSA darf Telefongespräche von US-Bürgern weiter überwachen
Der amerikanische Geheimdienst NSA darf die Telefongespräche von US-Bürgern auch künftig im großen Stil überwachen. - CIO-Verband Voice zieht Konsequenzen aus dem NSA-Programm
Der Anwenderverband Voice ist seinerzeit angetreten, um sich einzumischen. Das tut er nun auch in Sachen PRISM. Voice-Sprecher Thomas Endres fordert die Plattformanbieter auf, zur Aufklärung beizutragen. - NSA-Affäre lässt Vertrauen in die Cloud sinken
Internet-Nutzer sind wegen der NSA-Spähaffäre einer Umfrage zufolge weniger bereit, ihre persönlichen Daten extern in der Cloud kommerzieller Anbieters zu speichern. - SAP-Chef will europäisches Abkommen für Datenverkehr
Die jüngsten Enthüllungen über die Internet-Überwachung durch US-Geheimdienste geben europäischen Cloud-Diensten Rückenwind. Doch SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe warnt, dass ohne einheitliche Standards nationale Alleingänge drohen. - Haben die USA Merkels Handy überwacht?
Obama hat die Abhörskandale seiner Geheimdienste bisher eher lässig behandelt - und überstanden. Doch jetzt gibt es immer mehr internationalen Druck. Nicht nur Frau Merkel ist irritiert. - Ex-Chef von NSA und CIA ließ sich im Zug belauschen
Als NSA-Chef hatte Michael Hayden das Kommando über den wohl mächtigsten Abhördienst der Welt - jetzt ließ er sich selbst in einem Zug belauschen. - Secusmart-Chef: "Es war Merkels Parteihandy“
Secusmart stellt für die Regierung abhörsichere Handys her. Unsere Schwesterpublikation CIO.de sprach bereits vor der aktuellen Snowden-Enthüllung mit Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle. - Telekom arbeitet an Allianz für deutsches Internet
Die Berichte über die NSA-Überwachung könnten das Internet spalten. Die Deutsche Telekom zimmert eine Allianz für ein Netz zusammen, in dem Daten Deutschland oder Europa nicht verlassen sollen. - T-Systems konkretisiert Clean-Pipe-Pläne
Nachdem die Telekom in den Medien für ihre Vorstellungen eines "sicheren deutschen Internets" heftig kritisiert wurde, hat nun zumindest T-Systems seine Clean-Pipe-Pläne für Unternehmenskunden konkretisiert. - CSC ist in die NSA-Falle getappt
Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) stellt eine Verknüpfung zwischen den US-Aufträgen des Spionagedienstes NSA an den IT-Dienstleister CSC und dessen Aktivitäten mit deutschen Behörden her. Belege für Verfehlungen infolge der Verquickung gibt es nicht, aber einen unerhörten Verdacht. - CSC-Spionage: "Absolut undenkbar"
Der IT-Service-Provider CSC steht unter Spionageverdacht. Klaus Plönzke, Gründer des IT-Beratungshauses Ploenzke, aus dem später CSC Deutschland hervorging, hält das im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE für abwegig. - Nutzung von Internet-Diensten trotz NSA-Skandal ungebrochen
Internetdienste wie E-Mail erfreuen sich in Deutschland auch nach der Spähaffäre um den US-Geheimdienst NSA ungebrochener Beliebtheit. - Online-Kriminelle rücken im Schatten der NSA-Affäre vor
Während alle Welt über die Enthüllungen zur NSA-Spionage entsetzt ist, sind die Online-Kriminellen aktiv wie eh und je. Die IT-Branche warnt davor, das vor lauter Aufregung über staatliche Überwachung zu vergessen. - Sammelwut der NSA hilft kaum gegen Terrorismus
Nachdem sie 225 Terrorfälle in den USA seit 2001 analysiert hat, kommt die Denkfabrik "New America Foundation" zu dem Schluss, dass die massenhafte Sammlung von Telefongesprächsdaten durch die NSA "keinen erkennbaren Einfluss auf deren Verhinderung" gehabt habe. - CCC-Sprecher: "Verschlüsselt alles!"
Verschlüsselung für Nutzer, Daten-Transparenz für Regierungen und Konzerne - das ist der Weg für das Internet nach Ansicht der Netz-Aktivisten vom Chaos Computer Club. "Wir brauchen Verschlüsselung überall", forderte CCC-Sprecher Frank Rieger am Sonntag bei der Innovationskonferenz DLD in München. - "PRISM hilft, überflüssige Produkte zu verkaufen"
Sicherheitsverantwortliche britischer und amerikanischer Unternehmen sehen die Spionageaktivitäten ihrer Geheimdienste nicht so kritisch wie ihre Kollegen aus deutschen Landen. - Geheimdienste zapfen App-Daten an
Es gibt kaum noch einen Bereich des digitalen Lebens, der nicht von der Datensammelwut des US-Geheimdienstes NSA erfasst wurde. Neuen Enthüllungen zufolge sind auch populäre Apps betroffen - von denen viele mehr Informationen sammeln, als dem Nutzer bewusst ist. - Angry-Birds-Macher weisen Schnüffelvorwürfe zurück
Die Macher von Angry Birds haben sich nun zu den Berichten geäußert, laut denen Geheimdienste die Nutzer der beliebten Spiele-Apps ausspähen. - NSA-Affäre dämpft Nachfrage nach Cloud-Diensten
Das Interesse an Cloud-Diensten in Deutschland hat als Folge der NSA-Spähaffäre einen deutlichen Dämpfer erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung in Unternehmen nur noch um drei Prozentpunkte angestiegen, teilte der Branchenverband Bitkom mit. - Apple bestreitet Zusammenarbeit mit der NSA
Apple hat nach neuen Enthüllungen über die Fähigkeiten der NSA zum Anzapfen von iPhones eine Kooperation mit dem US-Geheimdienst bestritten. - NSA greift Computer und Netze gezielt an
Der US-Geheimdienst NSA macht offenbar nicht davor halt, Schwachstellen bei Herstellern wie Cisco oder Dell auszunutzen. Zudem veröffentlichte der "Spiegel" einen Katalog von Ausspähtechnik der NSA. Wann und gegen wen dies eingesetzt wurde, bleibt offen. - Ex-BND-Chef: Geheimdienste und Industriespionage
Der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes August Hanning beleuchtet die Rolle und Bedeutung der Geheimdienste in der Industriespionage. - Leidenschaftlicher Appell von DLR-CIO Popp
"Wehrt euch!" – Mit diesen einfachen Worten lässt sich zusammenfassen, was DLR-CIO Hans-Joachim Popp den Zuhörern zu Industriespionage und NSA mit auf den Weg gab. - NSA will Quantencomputer zum Ausspähen
Nach neusten Gerüchten arbeitet die NSA an einem Quantencomputer arbeitet. Dieser soll auch hochgeschützte Computer von Banken und Regierungen knacken können. - Snowden ruft Internet-Unternehmen zur Verschlüsselung auf
Edward Snowden meldet sich erneut zu Wort: Mithilfe eines Roboters trat der ehemalige Geheimdienstler auf der TED-Konferenz auf. Dort warnte er vor dem Untergraben von Sicherheitsstandards im Internet. Unternehmen müssten ihre Nutzer besser schützen. - Duell der Spione - USA und China ringen um die Cyber-Macht
Neue Enthüllungen stellen die US-Geheimdienste erneut an den Pranger. Deren Ziel: China. Dabei hatte Washington mehrmals Peking als Quelle von Hackerangriffen gebrandmarkt. Aber China könnte den USA trotzdem nur wenig nachstehen. Die Länder liefern sich ein Wettrüsten. - NSA-Skandal schadet der US-Industrie
Große amerikanische IT-Firmen appellieren gemeinsam mit ihrem IT-Verband an die US-Politik, die NSA-Überwachung zu zügeln. Der Vertrauensverlust unter südamerikanischen und europäischen Kunden schade dem Geschäft. - Deutsche Cloud-Anbieter punkten mit Datenschutz
Der NSA-Skandal hat dem Cloud Computing einen Dämpfer versetzt. Insbesondere im Mittelstand ist die Zurückhaltung gegenüber dem Auslagern der Daten weiterhin groß. Unser Reality Check zeigt aber: Deutsche Cloud-Anbieter können angesichts der gewachsenen Bedeutung von Sicherheit und Datenschutz punkten. - Web protestiert gegen NSA-Überwachung
Im Rahmen einer weltweiten Aktion protestieren am Dienstag über 5.300 große und kleine Web-Unternehmen und Organisationen gegen die NSA-Überwachung.
Premierminister Manuel Valls hält die Sorgen für unberechtigt. "Es geht in keinem Fall darum, Ausnahme-Maßnahmen oder eine generalisierte Überwachung der Bürger in die Tat umzusetzen", betonte der Sozialist in der Nationalversammlung. Zudem würden mit dem Gesetz überhaupt erst einmal Regeln für Geheimdienst-Methoden festgelegt, die beim Beschluss des aktuellen Gesetzes im Jahr 1991 noch überhaupt nicht vorstellbar waren - sprich: die derzeit ohne gesetzliche Vorgaben eingesetzt werden.
Der Protest dürfte an der Zielrichtung des Gesetzes kaum etwas ändern. Denn obwohl regierende Sozialisten und oppositionelle Konservative sich bei anderen Themen gern beharken, bilden sie in der Geheimdienstkoalition eine Art große Koalition.
Außerdem ist der Grundtenor ein anderer als in Deutschland: So hatten die Enthüllungen von Edward Snowden über die Spähaktionen der NSA und anderer Geheimdienste in Frankreich zu keinem größeren Aufschrei geführt. Und auch wenn das neue Gesetz nun von Amnesty International bis zu einer Richtergewerkschaft attackiert wird - die Gegendemos sind alles andere als Massenveranstaltungen. (dpa/tc)
- Viktor Mayer-Schönberger, Professor für Internet Governance and Regulation
"Es geht nicht mehr um das Ausspähen der Gegenwart, sondern um einen Einblick in die Zukunft. Das ist der Kern von Prism. Präsident Obama hat schon recht, wenn er sagt, die von Prism gesammelten Daten seien doch für sich genommen recht harmlos. Er verschweigt freilich, dass sich daraus statistische Vorhersagen gewinnen lassen, die viel tiefere, sensiblere Einblicke gewähren. Wenn uns nun der Staat verdächtigt, nicht für das was wir getan haben, sondern für das was wir – durch Big Data vorhersagt – in der Zukunft tun werden, dann drohen wir einen Grundwert zu verlieren, der weit über die informationelle Selbstbestimmung hinausgeht." - Prof. Dr. Gunter Dueck, Autor und ehemaliger CTO bei IBM
"Ich glaube, die NSA-Unsicherheitsproblematik ist so ungeheuer übergroß, dass wir uns dann lieber doch gar keine Gedanken darum machen wollen, so wie auch nicht um unser ewiges Leben. Das Problem ist übermächtig. Wir sind so klein. Wir haben Angst, uns damit zu befassen, weil genau das zu einer irrsinnig großen Angst führen müsste. Wir haben, um es mit meinem Wort zu sagen, Überangst." - Oliver Peters, Analyst, Experton Group AG
"Lange Zeit sah es so aus, als würden sich die CEOs der großen Diensteanbieter im Internet leise knurrend in ihr Schicksal fügen und den Kampf gegen die Maulkörbe der NSA nur vor Geheimgerichten ausfechten. [...] Insbesondere in Branchen, die große Mengen sensibler Daten von Kunden verwalten, wäre ein Bekanntwerden der Nutzung eines amerikanischen Dienstanbieters der Reputation abträglich. [...] Für die deutschen IT-Dienstleister ist dies eine Chance, mit dem Standort Deutschland sowie hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards zu werben." - Dr. Wieland Alge, General Manager, Barracuda Networks
"Die Forderung nach einem deutschen Google oder der öffentlich finanzierten einheimischen Cloud hieße den Bock zum Gärtner zu machen. Denn die meisten Organisationen und Personen müssen sich vor der NSA kaum fürchten. Es sind die Behörden und datengierigen Institutionen in unserer allernächsten Umgebung, die mit unseren Daten mehr anfangen könnten. Die Wahrheit ist: es gibt nur eine Organisation, der wir ganz vertrauen können. Nur eine, deren Interesse es ist, Privatsphäre und Integrität unserer eigenen und der uns anvertrauten Daten zu schützen - nämlich die eigene Organisation. Es liegt an uns, geeignete Schritte zu ergreifen, um uns selber zu schützen. Das ist nicht kompliziert, aber es erfordert einen klaren Willen und Sorgfalt." - James Staten, Analyst, Forrester Research
"Wir denken, dass die US-Cloud-Provider durch die NSA-Enthüllungen bis 2016 rund 180 Milliarden Dollar weniger verdienen werden. [...] Es ist naiv und gefährlich, zu glauben, dass die NSA-Aktionen einzigartig sind. Fast jede entwickelte Nation auf dem Planeten betreibt einen ähnlichen Aufklärungsdienst [...] So gibt es beispielsweise in Deutschland die G 10-Kommission, die ohne richterliche Weisung Telekommunikationsdaten überwachen darf." - Benedikt Heintel, IT Security Consultant, Altran
"Der Skandal um die Spähprogramme hat die Akzeptanz der ausgelagerten Datenverarbeitung insbesondere in den USA aber auch in Deutschland gebremst und für mehr Skepsis gesorgt. Bislang gibt es noch keinen Hinweis darauf, dass bundesdeutsche Geheimdienste deutsche IT-Dienstleister ausspäht, jedoch kann ich nicht ausschließen, dass ausländische Geheimdienste deutsche Firmen anzapfen." - Viktor Mayer-Schönberger, Professor für Internet Governance and Regulation
"Die NSA profitiert von ihren Datenanalysen, für die sie nun am Pranger steht, deutlich weniger als andere US-Sicherheitsbehörden, über die zurzeit niemand redet. Das sind vor allem die Bundespolizei FBI und die Drogenfahnder von der DEA. [...] Es gibt in der NSA eine starke Fraktion, die erkennt, dass der Kurs der aggressiven Datenspionage mittelfristig die USA als informationstechnologische Macht schwächt. Insbesondere auch die NSA selbst." - Aladin Antic, CIO, KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplationen e.V.
"Eine der Lehren muss sein, dass es Datensicherheit nicht mal nebenbei gibt. Ein mehrstufiges Konzept und die Einrichtung zuständiger Stellen bzw. einer entsprechenden Organisation sind unabdingbar. [...] Generell werden im Bereich der schützenswerten Daten in Zukunft vermehrt andere Gesichtspunkte als heute eine Rolle spielen. Insbesondere die Zugriffssicherheit und risikoadjustierte Speicherkonzepte werden über den Erfolg von Anbietern von IT- Dienstleistern entscheiden. Dies gilt auch für die eingesetzte Software z.B. für die Verschlüsselung. Hier besteht für nationale Anbieter eine echte Chance." - ein nicht genannter IT-Verantwortliche einer großen deutschen Online-Versicherung
"Bei uns muss keiner mehr seine Cloud-Konzepte aus der Schublade holen, um sie dem Vorstand vorzulegen. Er kann sie direkt im Papierkorb entsorgen."