Marc O`Polo hat seinen Sitz in Stephanskirchen. Das Städtchen liegt etwa 60 Kilometer südlich von München. Rund 700 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen dort, weltweit sind es rund 1900. Der Umsatz steigt seit Jahren kontinuierlich und lag zuletzt bei 420 Millionen Euro. Acht Kollektionen bringt Marc O`Polo pro Jahr heraus. Von Stephanskirchen aus werden rund 2800 eigene Geschäfte und Partner in gut 30 Ländern beliefert.
Das funktioniert reibungslos dank einer modernen IT. "Die hat bei uns einen hohen Stellenwert", sagt IT-Leiter Peter Teufel. Marc O`Polo sei ein innovatives und modernes Unternehmen, "und wir wollen unser Geschäftsmodell optimal durch eine gute technische Infrastruktur unterstützen". Jeder Geschäftsvorgang sei IT-gestützt, und die Geschäftsführung lege Wert darauf.
Nähen lässt Marc O`Polo im Ausland. In Deutschland sind Produktentwicklung, Design und Vertrieb angesiedelt. IT nutzt das Unternehmen in Bereichen wie Produkt-Management, Logistik, Reporting oder Customer-Relationship-Management (CRM). Mit Ausnahme des CRM-Systems betreibt es seine IT in Eigenregie. 33 Mitarbeiter hat IT-Chef Teufel, verteilt auf drei Abteilungen. Der First- und Second-Level-Support ist die zentrale Anlaufstelle für alle Mitarbeiter im Unternehmen. Dort finden sie Hilfe, wenn das Mail-System nicht funktioniert oder Office Probleme macht. Die Mitarbeiter der Abteilung Systems und Network sind Techniker, sie betreuen drei redundant ausgelegte Rechenzentren. Um Softwareprodukte, Finanzbuchhaltung, Human Resources oder andere ERP-Komponenten kümmert sich die Abteilung Application-Management.
Kreative wollen maßgeschneiderte Lösungen
"Die Aufgaben für IT-Mitarbeiter sind bei uns vielfältig, da wir das gesamte IT-Spektrum eines Unternehmens abdecken", sagt Teufel. Es werden Datenbankspezialisten gebraucht, ebenso Experten für Applikationen. Die Mitarbeiter müssen tief in die Prozesse der Fachabteilung eindringen, Geschäftsprozesse verstehen, um sie digital abbilden zu können. "Unsere Prozesse sind nicht hoch industrialisiert, sie müssen sehr flexibel sein." Kreative Leute aus der Modebranche wollen maßgeschneiderte Lösungen.
Kreativität erfordert Flexibilität - und das ist eine Besonderheit von IT in der Modebranche. "Dass man dem Produkt sehr nahe ist und man die Prozesse leichter verstehen kann als etwa im Automobilbau, ist ebenfalls speziell", sagt Bertram Pfaller aus dem Application-Management von Marc O`Polo. Der 29-Jährige hat eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation abgeschlossen, dann eine rein schulische Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschaftsinformatiker angehängt. 2007 stieg er als Softwareentwickler bei Mac Mode in der Nähe von Regensburg ein, fünf Jahre später wechselte er zu Marc O`Polo.
Dort entwickelte Pfaller als Application-Manager für Warenwirtschaftssysteme ein Data Warehouse. Das ist mittlerweile eingeführt und wird nun kontinuierlich weiterentwickelt, zum Beispiel um ein Master-Data-Management, weil das Unternehmen mehrere Tochterunternehmen hat: "Über die Applikation führen wir Stammdaten der Töchter im System zusammen." In einem zweiten Projekt von Pfaller geht es um das CRM: "Das System führen wir zurzeit ein. Ich betreue sämtliche Schnittstellen zum Warenwirtschaftssystem und Data Warehouse." In seinem Job muss sich Pfaller mit Datenbanken, Netz- und Kommunikationstechniken auskennen. Und er braucht Verständnis für die Prozesse im Unternehmen.
- Unterwegs mit IT-Experten
Was macht ein Softwareentwickler den ganzen Tag? Wie schaut der Alltag von IT-Beratern, IT-Architekten, Projekt-, Support- und technischen Leitern sowie CIOs aus? Wir haben acht IT-Profis einen Tag begleitet und hinter die Kulissen geblickt. - Clemens Blamauer..
arbeitet als IT-Berater bei Accenture. - Blamauer (Mitte) muss...
reden, zuhören und erklären. Er spricht den ganzen Tag mehr Englisch als Deutsch, obwohl er als Österreicher in einer deutschen Großstadt arbeitet. - Günther Reisner...
arbeitet als Softwareentwickler beim Münchner Systemhaus Pentasys. Begleiten Sie ihn durch seinen Tag. - Entwickler Reisner...
...muss komplexe Strukturen begreifen, durchdenken, verändern oder neu entwerfen, aber manchmal auch zwei Tage nach einem Fehler fahnden. - Claudia Payer
....war einmal Netzwerkadministratorin und hat die IT von der Pike auf gelernt. Heute arbeitet sie als IT-Projektleiterin bei der Commerzfinanz GmbH. - Der Tag von IT-Projektleiterin Payer...
....besteht aus Reden, Verhandeln und Präsentieren. - Steffen Schäfer...
...arbeitet als Softwarearchitekt und verantwortet bei IBM Deutschland die strategische Geschäftsentwicklung für Mobilität und Umwelt im Bereich "Smarter Cities". - Andreas König....
....braucht seinen Schrank voller dunkelblauer Nadelstreifenanzüge nicht mehr, seit er CIO von ProSiebenSat1 ist. - Zwischen Tonstudio und Rechenzentrum...
...verbringt CIO König seinen Tag und ist froh, dass sein iPhone ihn an jeden Termin des Tages erinnert, sonst würde er wahrscheinlich den Überblick verlieren. - Für Tobias Kuhnt,...
Berater für SAP Business Intelligence, gehört Autofahren zu seinem Job. Er ist für das IT-Beratungshaus Itelligence immer vor Ort beim Kunden.... - wie bei Bühler Motor in Nürnberg.
Zusammen mit Finanzanalystin Monika Holler entwickelt Kuhnt eine Business-Intelligence-Lösung für die Manager des Antriebstechnikherstellers. - Sandra Köpf...
...ist als Usability-Expertin bei Exact Software dafür verantwortlich, dass die Benutzeroberfläche der Lohnsoftware neu entwickelt und den Bedürfnissen der Kunden entsprechend verbessert wird. - Lohnbuchhalter wie Ulrike Wagner (links)..
.... müssen viele Daten eingeben, sicher und schnell. Usability-Expertin Köpf zeigt der Kundin Abkürzungswege im neuen System. - Thorsten Luft....
...verbringt als technischer Leister des Frankfurter Systemhauses Systrade viel zeit vor dem Bildschirm.... - Meetings im Sitzen...
..sind für Thorsten Luft die Ausnahme. Als technischer Leiter ist er Joker und Feuerwehrmann zugleich: Alle Aufgaben, die seine Mitarbeiter nicht lösen können, landen bei ihm. - Janice Kwiatkowski...
.. leitet beim Berliner Softwarehersteller Projektron die Abteilung Technische Beratung & Support. - Jeden Morgen verteilt Teamleiterin Kwiatkowski...
... gemeinsam mit Tobias Feldker die neu angefallene Tickets auf die Kollegen. - Gemeinsame Mittagspause
Wer möchte, kann die Mittagspause mit Kollegen am gedeckten Mittagstisch verbringen. Kwiatkowski sitzt heute neben Projektron-Geschäftsführer Maik Dorl.
Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie in Berlin, schätzt, dass in der Branche einige Tausend IT-Spezialisten arbeiten. Insgesamt hatte die Textil- und Modeindustrie zum Jahresende knapp 120.000 Beschäftigte. Das waren rund zwei Prozent weniger als im Jahr davor. Der Umsatz lag bei 28 Milliarden Euro und damit um ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Eine Prognose für Beschäftigung und Umsatz wollte der Verband nicht geben.
Hightech-Oberbekleidung
Stärkster Wachstumstreiber der Branche sind technische Textilien, die ihre Anwendung in einer Vielzahl von Hightech-Produkten finden und etwa die Hälfte des Branchenumsatzes generieren. Der Branchenverband betreibt auch das Forschungskuratorium Textil, Berlin, das 16 Textilinstitute in Deutschland koordiniert. Diese forschen an neuartigen Textilien.
Textilforschung ist hauptsächlich Werkstoffforschung mit den Schwerpunkten neue Materialien, Faserverbundwerkstoffe und Oberflächenbeschichtungen. Funktionstextilien zum Beispiel verändern das Wohnen: leuchtende Vorhänge, heizende Wände, selbstreinigende Teppiche. Oder Textil als Baustoff: Textilbeton mit Membranwirkung für Dächer. Oder ganz klassisch Bekleidung: Oberbekleidung wird zum Hightech-Träger, der leuchtet, kommuniziert, Energie speichert oder den Lebensrhythmus überwacht.
Starke IT-Unterstützung des Geschäfts
Die Schmitz-Werke in Emsdetten, das liegt zwischen Münster und Osnabrück, sind ein Textilunternehmen. 2012 betrug der Umsatz 106 Millionen Euro, gegenwärtig hat das Unternehmen rund 750 Beschäftigte. "Wir produzieren Textilien, die schön sind und Funktionen haben", sagt der technische Geschäftsführer Michael Timinger. Das Unternehmen hat drei Produktbereiche: flammenhemmende Dekostoffe mit Funktionen, technische Textilien für Schirme und Markisen sowie deren Herstellung. Die Wertschöpfungskette im Unternehmen ist lang, denn vom Weben übers Färben bis zum Bedrucken wird alles selbst gemacht.
"Der Stellenwert der IT ist bei uns vor allem in den Geschäftsanwendungen sehr hoch, weil unsere Prozesse in Richtung Lieferanten und Kunden stark durch IT unterstützt werden", erklärt Timinger. 22 Mitarbeiter sind es in der IT-Abteilung, die aus zwei Gruppen besteht. Die eine kümmert sich mit 14 Mitarbeitern um Infrastruktur, Vernetzung und sorgt dafür, dass die Rechner der Beschäftigten laufen. Die anderen acht Mitarbeiter, die sogenannte IT-Orga, sind für Geschäftsanwendungen wie ERP zuständig. In den vergangenen beiden Jahren führte das Unternehmen eine Middleware ein, um die unterschiedlichen IT-Plattformen zu verbinden.
Werkslogistik mit fahrerlosen Systemen
Die Steuerung der Textilmaschinen liefern die Maschinenhersteller mit. Darauf haben die IT-Mitarbeiter keinen Einfluss. Federführend verantwortlich waren die Mitarbeiter aus der IT dagegen, als zum Jahresbeginn ein RFID-System zur Nachverfolgung in der Produktion eingeführt wurde.
Sie waren auch beteiligt an der Einführung einer modernen Werkslogistik mit fahrerlosen Transportsystemen und der Bereitstellung von Material in der Fertigung über ein Paternoster-System. "Die Steuerung dafür kam zwar auch vom Hersteller des Paternoster-Systems, doch die Anbindung an unser ERP über die neue Middleware machen die Kollegen aus der IT-Orga", sagt Timinger. Vor allem diese Mitarbeiter bringen ihr IT-Wissen in die Produktionssteuerung mit ein. (hk)
Lust auf Textiles ist eine gute Basis
Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie vertritt die Branche in Fragen der Wirtschaftspolitik sowie als Arbeitgeberverbund in der Sozial- und Tarifpolitik. Uwe Mazura ist Hauptgeschäftsführer des Verbands. Rund 120.000 Beschäftigte hat die Textil- und Modeindustrie in Deutschland, davon einige Tausend IT-Spezialisten.
CW: Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie vertritt zwei Branchenzweige. Was unterscheidet Textiles von der Mode?
MAZURA: Wir unterscheiden zwischen Bekleidung, Heimtextilien - dazu gehören Teppiche, Vorhänge, Handtücher und Ähnliches - sowie technischen Textilien. Von den 28 Milliarden Euro Jahresumsatz 2013 entfallen etwa neun Milliarden auf Bekleidung, drei Milliarden auf Heimtextil und 16 Milliarden auf technische Textilien. Bei Letzteren ist Deutschland Weltmarktführer.
CW: Wo kommen die IT-Profis unter?
MAZURA: Arbeitgeber sind vor allem Mittelständler, denn die deutsche Textil- und Modeindustrie ist mittelständisch geprägt.
CW: Für welche Aufgaben braucht die Branche IT-Fachleute?
MAZURA: Wir brauchen IT-Spezialisten sowohl in Warenwirtschaft, Logistik, Qualitätsprüfung und Verwaltung als auch in der Arbeit mit hochspezialisierten Textilmaschinen.
CW: Welche Qualifikationen sollte ein Informatiker in dieser Branche mitbringen?
MAZURA: Lust auf Textiles ist schon mal eine gute Voraussetzung. Die Kombination mit Maschinenbau ist für die einschlägigen Tätigkeiten an modernen Textilmaschinen sicher hilfreich.
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Informatiker in Versicherungen