Egal, wie viel Speicher ein iPhone hat, er ist immer schneller belegt als man denkt, vor allem beim Filmen. Daher sind Lösungen spannend, die unterwegs Platz schaffen, damit man weiter filmen kann.
Speichersticks
Die ersten Produkte, die einem einfallen, sind die Speichersticks mit Lightning-Anschluss. Einfach einstecken, Filme sichern und schon kann man den Platz für neue Filmaufnahmen auf dem iPhone schaffen. Eine Auswahl an Lösungen haben wir in unserem Vergleichstest "Mehr Speicherplatz für iPhone und iPad" vorgestellt. Sehr gute Langzeiterfahrungen habe ich mit dem Kingston Bolt (Test) und dem SanDisk iXpand (Test) gemacht. SanDisk hat seine App zwischenzeitlich überarbeitet und bietet jetzt auch eine Einbindung über die Apple-App Dateien. Dadurch muss man für den Zugriff auf die Daten nicht in die SanDisk-App wechseln. Der Verbatim Store’n’Go ist nicht mehr empfehlenswert, da die App für iOS nicht mehr weiterentwickelt wird.
Der Sandisk iXpand hat eigentlich eine praktische Form. Er ist gebogen und steht daher nicht so weit ab. Das ist aber nur dann ein Vorteil, wenn man den Stick gerne auch während der Arbeit am iPhone lassen möchte. Hat man eine dicke Hülle, muss man den Stick weit biegen, damit er passt. Das macht der iXpand durchaus mit, nur an unserem Exemplar kann man schon deutliche Ermüdungserscheinungen feststellen.
Diesen Mangel hat auch SanDisk erkannt und eine weitere Version, den iXpand Flash Drive Go, auf den Markt gebracht. Ob der Stick nur von der Bauart anders ist, oder auch eine höhere Geschwindigkeit bietet, konnten wir noch nicht ausprobieren. Mit 128 und 256 GB bietet er auf jeden Fall viel Platz für Filme.
Bei der Auswahl des Speichers sollte man nicht zu knausrig sein. Ich habe persönlich einen Speicherstick mit 32 GB und das ist grenzwertig klein. 128 GB sollte man sich als aktiver Videofilmer schon gönnen.
Mehr Speicher mit SSD-Laufwerken
Neben dem direkten Anschluss via Lightning gibt es auch Lösungen, die auf WLAN setzen. Zwei Beispiele möchte ich hier vorstellen, von WD die My Passport Wireless SSD und ganz neu der iXpand Wireless Charger. Letzterer ist eigentlich eine Lade- und Backupstation, durch den großzügigen Speicher von 128 beziehungsweise 256 GB, ist der iXpand Wireless Charger aber auch für unseren Einsatz gut zu gebrauchen. (Test)
Die My Passport Wireless SSD ist schon länger auf dem Markt und beherbergt in einem stoßfesten Gehäuse eine SSD mit Kapazitäten zwischen 256 GB und 2 TB. Stoßfest bedeutet, dass das Gehäuse recht robust ist und man es nicht wie ein rohes Ei behandeln muss. Der Fallschutz reicht allerdings „nur“ bis einem Meter.
Interessant für Fotografen und Videofilmer wird das My Passport Wireless SSD durch drei Möglichkeiten, Daten auf der SSD abzulegen: Mit dem SD-Speicherkartenleser, über den USB3.0 Anschluss oder WLAN.
Für das iPhone kommen die letzten beiden Möglichkeiten in Betracht. Da nur die Übertragung per WLAN offiziell dokumentiert ist, fange ich auch damit an. Für den Zugriff auf die Daten und die Datenübertragung von iPhone benötigt man die WD Cloud App für iOS. Ein eingebautes WLAN mit 2,4 und 5 GHz startet automatisch beim Einschalten der My Passport Wireless SSD. Mit diesem WLAN muss man sich verbinden, die Verbindungsinformationen liegen als Aufkleber für das Gehäuse bei. Somit ist auch unterwegs jederzeit eine Verbindung möglich.
Startet man die WD Cloud App, beginnt auch automatisch die Datensicherung aller neuen Fotos und Videos. Die WD Cloud App ist ansonsten noch für weitere Aufgaben zuständig. Zum Beispiel für den Zugriff auf alle abgelegten Daten, Konfiguration des WLAN und das Verhalten beim Einstecken einer SD-Karte, beziehungsweise einem USB-Datenträger. Das Verhalten bezieht sich darauf, ob die Daten des entsprechenden Mediums automatisch importiert werden sollen und ob beim Import nur die neueren Daten berücksichtigt werden sollen.
Das My Passport Wireless SSD kann aber nicht nur ein eigenes WLAN aufbauen, sondern sich auch in ein vorhandenes WLAN einbinden. Das macht den Zugriff zu Hause einfacher und lässt den Einsatz als Medienserver zu. Twonkyserver ist zu diesem Zweck auf dem My Passport Wireless SSD installiert.
Die Möglichkeit der Übertragung via USB3.0 ist nicht dokumentiert und weil es die schnellste Möglichkeit ist, ist es auch die interessanteste. Wichtige Voraussetzung damit das funktioniert, das automatische Übertragung muss am USB-Anschluss deaktiviert sein. Nach dem Anschließen des iPhones mit einem passenden Kabel, löst man die Übertragung manuell durch Drücken der entsprechenden Taste am My Passport Wireless SSD aus.
Eine blinkende Reihe von vier LEDs zeigt den Status des Imports an. Zu Beginn ist es noch eine LED, bis der Importvorgang abgeschlossen ist, blinken alle vier LEDs. Nach dem Import zeigen die LEDs dann wieder den Akkustand an.
Der integrierte Akku ist auch ein Grund, warum man das My Passport Wireless SSD wunderbar mobil betreiben kann. Mobil bedeutet nicht nur, dass die Daten gesichert werden können, sondern auch das der integrierte Akku als Powerbank mit 6700 mAh herhalten kann. Zehn Stunden soll der Akku halten, was aber nur der Fall ist, das man keine Daten sichert.
Damit sind wir aber im mobilen Betrieb noch nicht am Ende der Möglichkeiten. Als WLAN Accesspoint fungiert das My Passport Wireless SSD auch und so können mehrere Geräte parallel den mobilen Datenträger nutzen.
Ein Feature wird noch von WD beworben, welches sich speziell an Filmer mit der App Filmic Pro richtet. Die Einbindung der My Passport Wireless SSD als Archive für die Filmaufnahmen. Diese Funktion wurde jedoch zwischenzeitlich von Filmic entfernt. Filmic empfiehlt jetzt den manuellen Weg die Filmaufnahmen auf der My Passport Wireless SSD zu sichern. Sind Fotos und Videos auf der My Passport Wireless SSD abgelegt, möchte man sie sich ja auch anschauen. Mit der WD Cloud App klappt das wunderbar und das sogar mit RAW-Dateien der Leica Q2 und Fujifilm X-T3.
Für den Zugriff auf die Daten ist man nicht unbedingt auf die WD Cloud App angewiesen, das klappt nämlich auch wunderbar mit einer App wie Dateien oder Documents von Readdles. Voraussetzung ist nur, dass das SMB-Protokoll unterstützt wird. Mit Documents hat es besonders gut geklappt, im Menüpunkt „In der Nähe“ wurde das My Passport Wireless SSD direkt gefunden. Auf diese Weise lassen sich dann Videos schnell an Videoschnittprogramme übertragen.
Apropos Videoschnitt, für den Videoschnitt mit LumaFusion am iPad, ist das My Passport Wireless SSD als Quelle für die Videodaten integriert. Auf diese Weise lassen sich die Filmaufnahmen vorauswählen und direkt in der Timeline von LumaFusion positionieren. Wie das in der Praxis funktioniert habe ich allerdings nicht ausprobieren können.
Für den Videoschnitt am Mac, schließt man das My Passport Wireless SSD einfach über den USB3.0 Anschluss an. Die My Passport Wireless SSD ist standardmäßig im NTFS-Format formatiert, ein passender Treiber von Paragon wird mitgeliefert. Stört einem das NTFS-Format, kann man die My Passport Wireless SSD auch in exFAT formatieren.
Beim direkten Anschluss über USB3.0 verhält sie sich wie eine ganz normale externe SSD, die Datenraten habe ich mit 319 MB/s beim Schreiben und 320 MB/s beim Lesen gemessen, wenn NTFS-Format gewählt ist. Formatiert mit exFAT verbessern sich die Datenraten auf 349 MB/s beim Schreiben und 347 MB/s beim Lesen.
Eine ähnliche Lösung gibt es auch von LaCie die Rugged BOSS SSD mit 1TB für rund 600,- Euro. LaCie verzichtet auf WLAN und den UPnP-AV/DLNA Server, ein SD-Kartensteckplatz ist aber ebenso vorhanden, wie USB3.0 um das iPhone anzuschließen, sowie USB-C für den Anschluss an den Mac.
Wie kommen die Filme auf den Mac?
Durch den schnellen USB-3.0-Anschluss am Mac, lassen sich die Filme von einem Datenträger wie einem Sandisk iXpand sehr schnell übertragen. Dieses Vorgehen hat einen Vorteil bei der Geschwindigkeit, gegenüber dem Lightning Anschluss des iPhones.
Schließt man das iPhone lieber doch direkt über Lightning an den USB-Anschluss des Macs, gibt es eine Sache zu beachten.
Um die Filme vom iPhone auf den Mac zu kopieren, kann man das iPhone direkt an den Mac anschließen und dann die Übertragung mit der App Digitale Bilder durchführen. Auf dem iPhone stehen für Videofilmer zwei Dateiformate zur Auswahl: H.264 und das neuere H.265. Mit dem neueren H.265 (HEVC) funktioniert dieses Vorgehen nicht mehr direkt. Die App Digitale Bilder führt nämlich bei der Übertragung automatisch eine Konvertierung nach H.264 durch. Jede Konvertierung bedeutet nicht nur eine Verschlechterung der Bildqualität, sondern wir haben ja auch absichtlich H.265 als Codec eingestellt.
Damit bei der Übertragung keine Konvertierung durchgeführt wird, gibt es einen Tipp. In den Einstellungen von Fotos auf dem iPhone gibt es den Punkt „Auf Mac oder PC übertragen“. Hier stellt man statt Automatisch, „Original behalten“ ein, dann wird beim Einsatz von Digitale Bilder, keine Konvertierung durchgeführt. Bei Airdrop kann man die Einstellung auf Automatisch stehen lassen. Nur dauert die Übertagung über WLAN dann länger.
Der Umweg über einen Speicherstick oder externen Laufwerk hat nicht nur einen Geschwindigkeitsvorteil, man hat auch gleich ein Backup seiner Daten. Wenn jetzt die Entwickler auch daran gedacht haben die Videos in einer Ordnerstruktur abzulegen, die nach Datum sortiert ist, ist das umso besser. So hat man den perfekten Überblick über seine Sicherungen. Das macht zum Beispiel Sandisk und WD, aber leider nicht Kingston. (Macwelt)