Überlastung von Projektleitern

Fachkräftemangel führt zu Defiziten in der Projektarbeit

12.11.2019
Von 
Andreas Tremel ist Geschäftsführer der InLoox GmbH.
Die Mitarbeit in Projekten ist seit jeher eine Aufgabe, die in der Regel zusätzlich zum eigentlichen Job geleistet werden muss. War es früher noch eine Auszeichnung, wenn jemand in ein Projekt berufen wurde oder sogar die Projektleitung anvertraut bekam, so verschwimmen heute die Grenzen zwischen Begeisterung, Beförderung und Burn-Out. Der Grund: Zu viel Arbeit wird auf zu wenig Leute verteilt. Unternehmen, die erfolgreiche Projektbilanzen wollen, müssen dringend umdenken.

Laut einer Studie des Baseler Forschungsinstituts Prognos wird sich der Fachkräftemangel noch verstärken und es wird angenommen, dass in Deutschland bis zum Jahr 2030 drei Millionen Fachkräfte fehlen werden. Dabei sind schon heute 41% der Mitarbeiter überlastet und haben zunehmend Schwierigkeiten, Deadlines einzuhalten und Kundenerwartungen zu erfüllen, wie eine Untersuchung von Robert Walters belegt. Für die Projektarbeit hat das spürbare Konsequenzen, denn unabhängig von diesen ungünstigen Rahmenbedingungen nehmen die Relevanz von Projekten und das Arbeiten in Projektstrukturen weiter zu. Kann das gut gehen? Nicht, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Fakt ist, dass die globalen Anforderungen der Wirtschaft den Unternehmen unglaublich viel Agilität abverlangen. Folglich versuchen diese, möglichst flexibel und schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und setzen deshalb auf Projektstrukturen und innovative Methoden, von denen sie sich die unvermeidliche Flexibilität versprechen. Soweit die Theorie. Im Arbeitsalltag jedoch scheitern diese Überlegungen oft an der praktischen Umsetzung. Warum? Weil der Personalmangel in der Regel ausgeblendet oder sogar ignoriert wird.

Zahlreiche Studien zeigen, dass 67 % aller Arbeitgeber vom Fachkräftemangel betroffen sind. Auswirkungen sind der Rückgang der Arbeitsmoral und Produktivität sowie die Schwierigkeit, Deadlines einzuhalten und Kundenerwartungen zu erfüllen.
Zahlreiche Studien zeigen, dass 67 % aller Arbeitgeber vom Fachkräftemangel betroffen sind. Auswirkungen sind der Rückgang der Arbeitsmoral und Produktivität sowie die Schwierigkeit, Deadlines einzuhalten und Kundenerwartungen zu erfüllen.
Foto: InLoox GmbH

Vollzeitjob im Hamsterrad

Jeder weiß, dass die Mitarbeit in einem Projekt nicht einfach nur eine weitere Aufgabe ist, die erledigt werden muss. Wer sogar mit der Leitung eines Projekts betraut wird, der muss neben seinem Fachwissen auch noch über Führungskompetenz, Erfahrung und Zeit verfügen. Aber gerade weil der Faktor Zeit immer knapper bemessen ist, werden viele Projekte nicht wirklich zielführend gesteuert geschweige denn, erfolgreich abgeschlossen. Zwar gibt es zahlreiche Plattformen und Lösungen, die die Planung, Umsetzung und Kontrolle von Projekten erleichtern - diese können aber auch nur so gut sein wie die Daten, mit denen sie von den Projektmitarbeitern "gefüttert" werden.

Fakt ist: Wir müssen umdenken. Im Gesamtkontext des Projektmanagements ist der Faktor Mensch die begrenzende Komponente und unter diesen Voraussetzungen hat er keine Chance, erfolgreich zu sein.

Die Mitarbeit in einem Projekt ist nicht nur einfach eine weitere Aufgabe. Sie erfordert zusätzliches Fachwissen, Führungskompetenz, Erfahrung und vor allem Zeit. Deshalb müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter zwischendurch durchatmen können.
Die Mitarbeit in einem Projekt ist nicht nur einfach eine weitere Aufgabe. Sie erfordert zusätzliches Fachwissen, Führungskompetenz, Erfahrung und vor allem Zeit. Deshalb müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter zwischendurch durchatmen können.
Foto: Wright Studio - shutterstock.com

Mut tut gut

Entlastung ist das Einzige, was hilft. Deshalb müssen die Verantwortlichen, ungeachtet vom externen Druck dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter durchatmen können. Hier kann die Digitalisierung ganz konkret helfen, denn sie bietet Möglichkeiten, wiederkehrende Tätigkeiten und Routineaufgaben zu automatisieren.

Digital erfasste Informationen zu erfolgreichen Projekten, gekoppelt mit Business Daten, schaffen außerdem die Basis zur Priorisierung von high-impact Projekten und Geschäftstätigkeiten. Dieser Fokus ist essenziell, um die Belastung durch wenig gewinnbringende Geschäftsfelder zu reduzieren.

Das schafft Freiraum, sorgt für Entlastung und erhöht die Chance, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben erfolgreich bewältigen können - egal ob im Projekt oder den klassischen Arbeitsbereichen.